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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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und Stein, Schieferbrocken und Eisenbruch, morschen Brettern und zersprungenen Ziegeln. Ich warf einen beiläufigen Blick darauf, versuchte nicht zu neugierig zu wirken. Das Mädchen hatte dieses seltsame Wort gesagt: »Warzenhügel«. Das hier war vermutlich einer, oder nicht? Wenn ich richtig lag, dann wohnten da drin also die Kriecher, die sich erst nachts zeigten.
    Der Wald sah harmlos aus, aber was, wenn sich eine Herde Hybride darin versteckt hielt. Ich beschloss, dass wir nicht in sein Inneres vordringen sollten, und ging am Waldrand weiter. Juna Galo folgte mir.
    »Warst du hier schon mal?«, fragte ich sie.
    Sie schüttelte den Kopf:
    »Nein. Aber als wir uns auf den Weg nach Moskau machten, ließ ich mir von Michaj alles über die Gegenden erzählen, durch die wir kommen würden. Er war früher ein Fährtensucher, hat viele Saisons hier verbracht. Er hat mir von Kewok und Grauer Brand erzählt.«
    Saisons? Ein merkwürdiger Ausdruck. Ich fragte weiter:
    »Wer regiert da?«
    »In Brand? Niemand. Da leben einfach Leute …«
    »Aber warum haben sie sich ausgerechnet dort angesiedelt?«
    »Wie ›warum‹? Manchmal stellst du komische Fragen, Söldner … Weil es dort Wasser gibt. Vor einigen Saisons sind sie dort auf eine Quelle gestoßen, und kurz darauf entstand die Siedlung ganz von selbst. In Brand leben viele Vagabunden, ruinierte Farmer und auch Goldgräber. Sie haben rundherum ihre kleinen Gärten angelegt und leben davon, dass sie Reisenden Wasser verkaufen.«
    Ich blieb unvermittelt stehen, als ich auf dem Boden vor mir Spuren sah, die unseren Weg kreuzten. Ich hatte keine Ahnung, was das für ein Tier war, aber es musste groß und schwer sein. Vielleicht so eines, wie ich vom Dach der Baracke in der Militärbasis beobachtet hatte, das den Hybriden hinterhergejagt war.
    »Seltsam«, sagte Juna. »Das sind Spuren wie von einem Manis. Aber woher sollte der kommen, die leben doch im Süden. Falls hier in diesem Wald einer ist, wird er uns vielleicht angreifen. Wir sollten uns beeilen.«
    Schweigend ging ich weiter. Manis – wahrscheinlich würde ich noch lange damit leben müssen, dass die Menschen um mich herum seltsame Worte benutzten, nach denen ich nicht fragen konnte, ohne aufzufallen.
    Die Sonne war gerade untergegangen, als wir das Wäldchen umgangen hatten. Vor uns öffnete sich eine weite hügelige Senke, die dicht mit Schrott und Müll übersät war. Ein Hebekran mit zerbrochenem Kranausleger ragte vor uns in den Himmel auf, überall lagen Tanks, Container, Metallbruch, zerbrochene Ziegel und kaputte Bauplatten herum. Im Fenster der Krankabine war eine Silhouette auszumachen und ich fragte:
    »Werden die nicht auf uns schießen?«
    »Nein. Wir könnten ja Abnehmer für ihr Wasser sein.«
    »Sie könnten auch einfach versuchen, uns auszurauben, sobald wir in ihre Nähe kommen.«
    »Was ist, hast du Angst?« Juna blickte mich an. »Du bist doch ein Söldner.«
    »Es geht nicht darum, ob ich Angst habe. Ich will wissen, womit ich rechnen muss.«
    »Womit musst du hier schon rechnen? In irgendeinem x-beliebigen Dorf des Ödlandes, wo nur ein Haufen jämmerlicher Gestalten vor sich hin vegetiert! So was hast du doch schon tausendfach gesehen! Feige wie die Iltisse sind sie. Wenn du schwach bist, beißen sie dich, wenn du Stärke zeigst, laufen sie kreischend auseinander … Du siehst aus wie einer, der sich wehren kann, Söldner. Ein Gewehr über der Schulter, ein Messer im Gürtel, eine brutale Visage, außerdem trägst du diesen seltsamen Anzug. Geh mit festem Schritt, und keiner wird sich dir in den Weg stellen.«
    Ihr Gerede überzeugte mich nicht, trotzdem ließ ich das Gewehr fürs Erste auf dem Rücken hängen, um die »Iltisse« nicht aus Versehen aufzuschrecken. Vielleicht würden sie tatsächlich kreischend auseinanderlaufen, vielleicht würden sie sich aber auch aus dem Hinterhalt auf uns stürzen … also von irgendeinem dieser Müllhügel auf uns schießen.
    Wir betraten die Müllhalde. Der Hebekran erhob sich direkt vor uns, und ich konnte sehen, wie sich die Gestalt mit einem Gewehr in den Händen aus der Kabine beugte. Der Wachmann beobachtete uns, hob das Gewehr aber nicht. Er trug irgendetwas Blassrotes und um den Kopf ein gelbes Tuch, das am Hinterkopf geknotet war. Als wir den Kran passierten, pfiff der Wachmann laut, und wenige Sekunden später erklang aus der Müllhalde ein zweiter Pfiff als Antwort.
    Die Hitze hatte sich gelegt, aber die Halde hatte sich tagsüber aufgeheizt

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