Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
Vom Netzwerk:
Gras und Stauden überwuchert waren.
    Ehe wir sie betraten, blickten wir uns noch einmal zu dem Hügel um. Inzwischen hatte neben dem umgestürzten Fahrzeug, mit dem Juna gekommen war, ein weiteres ähnlicher Bauart gehalten. Außerdem waren noch zwei gedrungene, ziemlich große Jeeps zu erkennen. Das waren also die sogenannten Teutonen.
    »Wenn ihnen klar ist, was da passiert ist, werden sie direkt hierherkommen.« Juna setzte einen Fuß auf die Brücke, dann hielt sie inne.
    »Was ist los?«
    »Sei vorsichtig. Nimm dein Gewehr zur Hand, bewach mich! Wofür habe ich dich angeheuert?«
    Ich blickte auf die leere Brücke.
    »Hier ist weit und breit kein Mensch, lass uns gehen.«
    »Ich habe gehört, dass solche Brücken oft … ich meine, dass manchmal irgendwelches Volk darunter lebt …« Sie verstummte.
    »Trolle vielleicht?«
    »Was sind Trolle?«
    Juna rührte sich noch immer nicht. Ich aber zog sie am Ärmel und wollte losmarschieren:
    »Lass uns gehen, sag ich.«
    »Fass mich nicht an, Söldner!«, entgegnete das Mädchen mit scharfer Stimme und riss ihren Arm weg. »Berühr mich nicht, solange ich es dir nicht befehle! Hast du verstanden? Tu das nie wieder!«
    Ich ging weiter, ohne mich umzudrehen. Juna Galo holte mich ein und schlug mir mit der Faust von hinten zwischen die Schulterblätter. Dann packte sie mich am Kragen, zerrte daran und schrie:
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe? Sieh mich an! Ich bezahle dich, und wehe du rührst mich noch mal an …«
    Ich wandte mich um, schubste sie von mir fort, sodass sie über eine Schwelle stolperte und sich beinahe zwischen die Gleise gesetzt hätte.
    »Hör du mir zu, Freundin!« Ich nahm zwei ihrer Münzen und schleuderte sie ihr vor die Füße. »Es ist mir scheißegal, wer hinter dir steht und wessen Tochter du bist. Eine Münze behalte ich dafür, dass ich dir das Leben gerettet habe. Und jetzt verschwinde, wohin du willst.« Dann ging ich weiter.
    Hinter mir blieb es still. Als ich ein paar Meter weiter im Gebüsch neben den Gleisen einen Körper bemerkte, zog ich den Revolver aus der Tasche.
    Ich war mir sicher, dass es sich um einen toten Menschen handelte – und damit lag ich richtig, zumindest fast richtig. Das Wesen war tot, aber es war kein Mensch.
    Ich bog die Gräser auseinander und drehte mit dem Revolverlauf den hügeligen, mit dunklem Haar bewachsenen Schädel mit dem Gesicht zu mir. Das Geschöpf, das nur mit einer kurzen, mit einem Strick zusammengehaltenen Fellhose bekleidet war, erinnerte an einen Affen. Sein runzeliges, rosiges Gesicht war eine hässliche Mischung aus menschlichen und tierischen Zügen. Ein scheußlicher Anblick. Aus seiner linken Brust ragte ein Stück Bewehrungseisen, das offenbar zur Waffe umfunktioniert worden war: ein zugespitztes, pfeilartiges Ende steckte in der Brust des Toten, das andere Ende war sorgfältig mit einem Faden und Draht umwickelt.
    In der rechten Hand hielt das Wesen einen langen Hüftknochen. Von einem Menschen.
    Der Kies knirschte, ich hörte jemanden neben mir atmen. Nach kurzem Zögern streckte ich ohne hinzusehen meine Hand aus. Sekunden später fühlte ich kühles Metall auf der Handfläche, schloss die Finger darum, und schob die beiden Münzen wieder in meine Tasche.
    »Das ist ein Mutant, kein Mutafag«, sagte Juna Galo leise. »Den haben die Fänger umgebracht, die benutzen solche Dinger.«
    »Was sind …« Ich wollte schon nachfragen, schwieg dann aber.
    »Was?«, fragte Juna nach kurzer Pause. Ich gab keine Antwort, und das Mädchen fügte hinzu: »Gehen wir, die Mönche sind sicher schon unterwegs hierher.«
    Wir verließen die Brücke auf der anderen Seite. Entlang des Flussufers zogen sich Hügel, im Flussbett verlief ein kaum erkennbarer Weg mitten durch dichtes Gebüsch.
    »Warst du schon mal hier in der Gegend?«, fragte Juna, und ich schüttelte den Kopf. »Woher kommst du?«
    Wieder zögerte ich kurz, ehe ich das sagte, was mir als Erstes einfiel:
    »Von der Küste.«
    »Woher?« Sie verstand mich nicht. »Was meinst du damit … Also entweder vom Rand der Don-Wüste, vom Berg Krim oder von der Brücke? Alles andere ist ja unbewohnbar.«
    Ich hatte ein schnelles Tempo eingeschlagen und machte im Gehen eine unbestimmte Handbewegung. Was sie da sagte, klang alles sehr seltsam: Wie konnte aus der Halbinsel Krim ein Berg geworden sein?
    Wahrscheinlich war diese Welt eben doch virtuell. Ein besonderes Setting, verschiedene Maps und Zonen, dazu Programmierer und Designer, oder wer

Weitere Kostenlose Bücher