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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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Wahrheit herausfinden? Auf einmal fiel mir eine einfache Lösung ein: Wenn dies alles virtuell war, dann musste ich etwas Unwahrscheinliches, etwas Unmögliches anstellen, etwas, das in diesem Spiel keinen Platz hatte. Am besten etwas, was mich umbrachte.
    Was würde passieren, wenn ich jetzt mit einem Satz an Luka und Juna vorbeihechten, unseren Fahrer zur Seite schubsen, und auf die Gleise vor der Draisine springen würde? Was wäre, wenn das Fahrzeug über mich rüberrollte, mir Brust und Kopf zerquetschte? Vielleicht würden die Tunnelwände durchsichtig werden, verschwinden, und ich würde mich wieder im Labor befinden, wo sich über mir hinter getönten Scheiben drei Silhouetten abzeichneten?
    Ich konnte mir alles bestens vorstellen. Aber dann kniff ich die Augen zusammen und schüttelte leicht den Kopf, um mich von der Vision zu befreien. Denn sie war trotz allem kein geeigneter Ausweg. Schließlich wusste ich nicht, ob dies wirklich eine virtuelle Welt war. Falls nicht, würde ich einfach sterben. Nein, ich musste mir etwas anderes überlegen.
    Der Zwerg neben mir hatte meine Bewegung für sich gedeutet und sagte:
    »He, Junge, ist dir schlecht? Pass auf, dass du nicht auf mich … Was ist denn mit dir? Wir fahren doch gar nicht so schnell.«
    »Nein, es ist nur …«, begann ich, verstummte dann aber. Hinter der Tunnelwand rauschte Wasser, ein dumpfes Platschen war zu hören, als hätte jemand eine volle Badewanne ausgekippt, und aus den Ritzen im Gewölbe über uns spritzten feine Wasserstrahlen. Dann machte der Tunnel eine Biegung, und dieser Streckenabschnitt blieb hinter uns zurück.
    »Schlecht, ganz schlecht!« Potschtar erhob sich ein wenig, um besser sehen zu können. »Regnet es draußen?«
    »Ja, es regnet stark«, bestätigte Luka. »Können wir hier überflutet werden?«
    Der Mönch setzte sich mit einem lauten Schnaufen wieder.
    »Hier nicht, aber weiter vorne. Dort gab es schon früher … Ich habe nicht die geringste Lust, in die Stillen Tunnel abzubiegen, nicht die allergeringste. Da muss man mit allem rechnen.«
    »Was sind die Stillen Tunnel?«, fragte ich, aber Potschtar antwortete nicht.
    Das klopfende Geräusch der Räder auf den Gleisen hatte sich verändert und links von uns tauchte die Abzweigung zu einem anderen Tunnel auf, der schmaler und niedriger war. Wären wir dort abgebogen, hätten Luka und ich die Köpfe einziehen müssen. Über dem Durchgang hingen dicke Mooszungen herab, die von der Zugluft schaukelten, als die Draisine vorbeifuhr.
    »Potschtar«, rief Juna leise. »Führt der Weg dort zu diesen Stillen Tunneln, von denen du gesprochen hast?«
    »Ja, genau. Jetzt kommt aber erst noch …«
    Die Draisine legte sich in der Kurve auf die Seite, und rechts tauchte erneut eine mit Moos zugewachsene Tunnelöffnung auf, und dann mit wenigen Metern Abstand noch zwei weitere. Vor der letzten Abzweigung ratterten die Räder über eine Weiche. Am Rand wurden für Sekunden ein Hebel und ein schwarzer Block sichtbar, und in den Seitentunnel lief ein matter Schienenstrang. Der Zugang zu diesem Tunnel war durch ein hermetisches Tor versperrt, das zu einem Drittel aus der einen Tunnelwand ragte.
    Aus irgendeinem Grund wurde Potschtar auf seinem Fahrersitz unruhig, wieder stand er auf, sah sich um, rückte seine Waffe zurecht, dann schob er sich seine Kapuze über den Kopf und zog sie mit den Schnüren fest.
    »Weißt du, was er da für eine Waffe hat?«, fragte Tschak leise und nickte in Richtung unseres Fahrers.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Eine Harpune ist das. Er schießt mit besonderen Pfeilen. Vorne ist eine hohle Nadel, die mit Pulverkörnchen gefüllt ist. Darunter liegt der Abzug mit einem Schwefelkopf … Nur eine einzige Waffenschmiede in Charkow stellt Harpunen her. Im Grunde sind sie einfach konstruiert, aber ihre Ladung ist teuer. Sie verwenden ein besonderes Pulver, das nicht von Feuchtigkeit zerstört wird. Angeblich kann man damit sogar unter Wasser schießen.«
    »Potschtar, ich höre etwas …«, begann Juna, und der Mönch unterbrach sie mit einem lauten Prusten:
    »Ah, sie hört was! Auf einmal. Ich höre schon lange etwas. Da kommen uns welche entgegen, rennen, und Wasser braust. Die Erde muss am Rande des Kraters eingebrochen sein, das heißt … Ach!«
    Jetzt hörte ich durch das Motorengeknatter noch andere Geräusche: ein Pochen, Scharren, Knallen – sie wurden schnell lauter. Luka Stiditsch erhob sich von seinem Sitz, horchte und sagte:
    »Zurück, Potschtar,

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