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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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gut, gar nicht gut!«, brummte Potschtar, während er mit beiden Händen den Hebel auf seinem Schaltpult umfasst hielt. »Na gut, jetzt ist alles still! Was hört ihr?«
    Wir hörten das Knattern des Motors, das Klopfen der Räder, ein gelegentliches Quietschen vom Boden der Draisine. Und das Wasser, das sich durch die Tunnel ergoss und hinter uns her kam. Es toste nicht wie ein gewaltiger Schwall, sondern murmelte und gurgelte. Das bedeutete, dass es offenbar durch kleine Öffnungen und Spalten an der Oberfläche einsickerte und das Tunnelsystem langsam überflutete.
    Aber es war uns auf den Fersen.
    Was Potschtar als Stille Tunnel bezeichnet hatte, machte überhaupt keinen idyllischen Eindruck. Wir bogen mehrmals ab, und hinter jeder Kurve sah es ungemütlicher aus. An den Wänden zogen sich löchrige Rohre entlang, abgerissene Leitungsstränge hingen herunter. Ständig gab es Abzweigungen und Nebentunnel, die Draisine fuhr immer wieder über Weichen, und mehrfach sprang Potschtar vorher ab und betätigte einen Hebel, um das Fahrzeug auf ein anderes Gleis zu lenken.
    An drei Stellen fielen mir dunkle Schimmelflecken an den Wänden auf, aber es handelte sich wohl nicht um Nekrose.
    Es war still geworden, sogar Potschtar atmete nicht mehr so geräuschvoll. Die Gegend strahlte eine düstere Traurigkeit aus. Wir waren schon eine ziemliche Weile in einem Tunnelabschnitt unterwegs, als Luka schließlich fragte:
    »Wie lange müssen wir noch fahren?«
    »Ich weiß es nicht. Das hier ist ein schlimmes Gewirr.«
    »Soll das heißen, dass wir uns verirrt haben?«, fragte Juna besorgt. »Weißt du überhaupt, wo wir sind?«
    »Verirren!« Potschtar klang verärgert. »Unter der Erde? Ich habe mich noch nie unter der Erde verirrt, ich weiß immer, in welche Richtung. Wir sind auf dem richtigen Weg, keine Sorge. Und es ist auch nicht mehr weit.«
    »Aber du machst einen besorgten Eindruck.«
    »Der Diesel.« Schnaufend zeigte er auf den Tank. »Ich bin mir nicht sicher, ob der Diesel noch reicht, und hinter uns kommt das Wasser … Stopp!«
    Die Bremse quietschte, und die Draisine hielt in einem nicht sonderlich großen, ovalen Saal ohne Bahnsteig, der sich über dem Tunnel wölbte wie eine Perle auf einem Faden. Unter eisernen Spinden an den Wänden lagen verrostete Werkzeuge und Lumpen herum, an einem Haken hing eine verschimmelte wattierte Jacke, darunter standen hohe Stiefel aus Kunstleder mit angeschmolzenen Schäften.
    »Was ist los? Warum halten wir?« Tschak sprang hoch, blickte sich nervös um. Offenbar gefiel es ihm hier unten noch weniger als uns anderen. Wie er uns auf der Brücke über dem Bruch erklärt hatte, liebte der Zwerg die Höhe und Weite, kein Wunder also, dass ihm unsere Lage zusetzte. Mir ging es ähnlich. Ich selbst war ans Fliegen gewöhnt, an den Himmel und einen weiten Horizont und fühlte mich alles andere als wohl unter der Erde. Immer wieder zuckte mein Herz zusammen, begann plötzlich zu rasen, genau wie früher, wenn ich zum Sturzflug ansetzte.
    »Was ist das? Woher kommt das? Das kann doch nicht wahr sein!« Potschtar winkte mit seiner Harpune, sprang von der Draisine und lief los. Luka, Juna und ich erhoben uns von unseren Sitzen. Tschak kletterte auf die Hebel, wo er seine krummen Beine weit auseinanderstellte und augenblicklich zu schwanken begann. Ich packte ihn am Kragen, damit er nicht umfiel.
    Am Ende des Saals waren mitten auf den Gleisen Steine aufgetürmt.
    »Die hat doch jemand extra dorthin gelegt«, sagte ich, sprang von der Draisine und ging auf den Haufen zu.
    »Woher willst du das wissen, Söldner?«, fragte Juna.
    Seit Luka aufgetaucht war, hatte sich ihr Umgangston mir gegenüber verändert.
    Juna Galo bestand aus zwei Persönlichkeiten: Einerseits war sie ein normales junges Mädchen und andererseits die Tochter von Timerlan Galo, die erste Unterhändlerin des Mecha-Korpus. Auf unserem Weg durch das Ödland war sie quasi geschmolzen, aber seit der Priester mit uns unterwegs war, benahm sie sich mir gegenüber wieder kühl und offiziell. Offenbar erinnerte sie seine Anwesenheit ständig an ihre Rolle und die Wichtigkeit ihrer Mission. Immerhin schrie sie nicht und befahl mir auch nicht, was ich zu tun hatte.
    Ich zeigte wortlos nach oben. Luka Stiditsch erklärte:
    »Weder in der Decke noch in der Wand am Tunneleingang gibt es Löcher. Von da können die Steine nicht kommen.«
    Juna runzelte die Stirn:
    »Wollt ihr damit sagen, dass uns jemand mit Absicht den Weg verschüttet

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