Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
Vom Netzwerk:
Antibiotikum und eine Bluttransfusion … Aber das gab es hier nicht.
    Was passiert mit einem halb autonomen Computerprogramm, wenn einer seiner Avatare in der virtuellen Welt stirbt? Verschwindet es? Schaltet es sich ab? Fällt es in eine Art Winterschlaf, bis man es neu startet? Ich habe null Ahnung vom Programmieren und Spielen von Computergames. Wahrscheinlich würde jeder Fachmann meine Überlegungen absolut lächerlich finden.
    Aber dies hier um mich herum war kein Spiel. Nichts Virtuelles. Dies war die Wirklichkeit, genauso echt und konkret wie die, die ich vor dem Experiment erlebt hatte. Die Menschen hier empfanden den gleichen heftigen Schmerz. Und auch sie mussten sterben.
    Potschtar, Tschak und ich standen um Luka und Juna und schwiegen. Die Hand des Priesters hob sich, er fasste das Mädchen um den Hals und zog es zu sich. Sein Kopf zuckte, während er heiser flüsterte:
    »Ich soll … ich muss dir etwas sagen.«
    »Was?«, fragte Juna. »Was musst du mir erzählen?«
    »Der Mensch. Der Mensch im Zahnrad.«
    Ich starrte den Priester an und traute meinen Ohren nicht. Was redete er da?!
    »Deine Zeichnung … Weißt du, woher sie stammt? Die Kapsel. Wir fanden dich, als du … schon bei Timerlan warst … Später sind wir zu ihm …« Er presste die Worte mühsam heraus, schnappte immer wieder verzweifelt nach Atem. »Wir beschlossen, dich bei ihm zu lassen. Der Alte wollte es so. ›Wir sagen es ihr später‹, waren seine Worte. Die Kapsel … versuch nicht, sie rauszumachen, sonst stirbst du.« Luka wollte sich aufrichten, hob den Oberkörper und stützte sich auf seine Ellenbogen auf, fiel aber gleich wieder auf den Boden zurück. »Keiner weiß davon, nur die Jagger. Das Zeichen!« Plötzlich wandte er den Kopf zu mir und starrte mich an. »An dich erinnere ich mich auch, aber … es muss viele Jahre her sein. Ich weiß nicht mehr, wo und wann ich dich gesehen habe. Warum hast du kein Zeichen?«
    Ich ließ mich auf die Fersen nieder, und Juna fragte verwirrt:
    »Ich verstehe das alles nicht. Wovon reden Sie, Luka Stiditsch? Von meiner Tätowierung? Was hat die damit zu tun?«
    »Wovon sprichst du?« Ich hielt es nicht mehr aus und beugte mich über den Priester.
    »Das Zeichen!«, sagte Luka heiser, während sein Körper zuckte und er seinen Kopf hin- und herwarf. »Ohne Zeichen können sie dich nicht finden.«
    »Wer?!«, schrie ich. »Wer kann mich nicht finden? Was weißt du über das Zeichen?«
    Er antwortete nicht. Ich schob das Mädchen zur Seite, packte den Sterbenden am Kragen, hob ihn hoch und wiederholte:
    »Wer kann mich nicht finden? Woher kennst du mich? Woher?«
    »Was tust du da?!« Juna hämmerte mit der Faust auf meine Schulter. »Lass ihn los! Auf der Stelle!«
    Ich öffnete die Fäuste und der Oberkörper des Priesters prallte mit einem stumpfen Knall auf den Beton.
    Tschak fragte:
    »Was ist denn bloß in dich gefahren, Söldner? Du bist ja ganz rot. Bist du krank? Worüber redet ihr eigentlich? Was für eine Tätowierung? Wer ist der Alte, und wer sind diese Jagger?«
    Wir schwiegen. Der Zwerg sah uns mit seinen hellen Augen neugierig an, dann winkte er ab und kletterte auf einen Haufen Betontrümmer hinauf unter die Decke, wo sich ein Loch befand, durch das man den grauen Himmel sehen konnte. Juna saß noch immer über den Toten gebeugt und starrte vor sich hin. Potschtar atmete schwer, er hatte sich zur Treppe zurückgezogen. Seit wir hier oben waren, kniff er ständig die Augen zusammen, schirmte sie mit der Hand ab und bewegte sich nur vorgekrümmt, den Blick wenn möglich auf den Boden geheftet.
    »Die Mutanten werden jeden Moment das Gitter aufgebrochen haben und hier raufkommen«, sagte ich.
    »Nein, tun sie nicht«, entgegnete der Mönch. »Hast du ihre Pupillen gesehen? Riesengroß.«
    »Willst du damit sagen, dass diese Biester sich vollständig ans Dunkel angepasst haben?«
    »Ja, genau wie ich.« Der Mönch ging zu den Drehkreuzen.
    Juna richtete sich auf und biss sich auf die Lippen.
    »Er …«, begann sie.
    »… ist tot«, beendete ich den Satz. »Entschuldige. Deine Tätowierung ist das Einzige, an das ich mich noch aus meinem früheren Leben erinnern kann. Und was er gesagt hat, könnte sehr wichtig für uns sein.«
    Sie wandte sich ab.
    In meinem Kopf überstürzten sich die Gedanken: Zeichen, Zahnrad, Tätowierung … Was bedeutete das alles? Ich musste unbedingt Timerlan Galo finden und alles aus ihm herausholen, was er wusste!
    »Ich weiß nicht, was ich

Weitere Kostenlose Bücher