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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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jetzt tun soll«, sagte Juna.
    »Wir gehen weiter, zum Tempel.«
    »Aber wie kommen wir dorthin? Außerdem weiß ich nicht mal genau, worüber ich mit Gest sprechen soll! Luka wollte mir vor dem Treffen mit dem Herrscher noch etwas erzählen. Luka kam früher oft zu uns zu Besuch. Ich glaube, er war mit meinem Vater befreundet. Luka war es auch, der meinem Vater die Nachricht überbrachte, dass Gest eine Art Waffe gegen die Nekrose bereitstellen könnte. Wir sollten im Tausch dafür unsere Unterstützung im Kampf gegen die Mutanten zusagen. Meine Aufgabe als Tochter des Clanoberhaupts war es, das Versprechen des Mecha-Korpus zu besiegeln, dem Tempel zu garantieren, dass wir unseren Teil der Verabredung einhalten würden. Nach den Verhandlungen sollte ich im Tempel bleiben …«
    Aha, da war es endlich! Ich nickte innerlich. Trotz Junas Erklärung hatte mir von Anfang an nicht einleuchten wollen, warum man ein derart junges Mädchen losgeschickt hatte, um Verhandlungen zu führen, von deren Ausgang viele tausend Menschenleben und die Existenz der Korporation abhingen. Und dabei waren meine Zweifel nicht so sehr dadurch geschürt worden, dass solche Angelegenheiten in meiner Welt fast immer von Männern entschieden wurden, sondern durch die Tatsache, dass Juna, ganz gleich wie erwachsen und klug sie auch zu wirken versuchte, noch blutjung war, ein kleines, unerfahrenes Mädchen. Und so eins hatte man beauftragt, mit den wichtigsten Leuten im Orden zu verhandeln? Sie sollte vorteilhafte Bedingungen schaffen? Nein, jetzt war mir alles klar: Juna Galo, die Tochter Timerlan Galos, des Oberhaupts der Mechanischen Korporation, war schlicht und einfach ein Pfand. Nach den Gesprächen würde sie im Tempel bleiben und allein mit ihrer Anwesenheit garantieren, dass der Mecha-Korpus seinen Teil der Abmachung erfüllte.
    Von draußen hörte ich ein Klopfen und ein Geräusch, als ob einer Erde schaufelte.
    Das Mädchen schüttelte den Kopf.
    »Wir müssen trotzdem unbedingt zum Tempel. Das ist die einzige Chance, Arsamas zu retten. Ich werde mit dem Herrscher sprechen und versuchen, ihn zu überzeugen.«
    »Wir dürfen nicht länger hierbleiben.« Potschtar war die Halle abgewandert und trat jetzt zu uns. »Wir sind hier im äußersten Osten des Großen Moskowiens, wo es jede Menge Bestien und Mutafage gibt. Außerdem treibt sich die Bären-Bruderschaft hier rum.«
    »Woher kommen die denn auf einmal?«, hörten wir eine Stimme von oben. Im Spalt in der Decke tauchte der Zwerg auf. »Das hier ist doch Niemandsland.«
    »Sie sind erst seit Kurzem da«, entgegnete Potschtar.
    »Woher willst du das unter der Erde wissen?«
    »Oben wandern die Menschen entlang, und unten höre ich ihr Echo«, sagte der Mönch rätselhaft. »Ich kann unter der Erde alles hören und alles sehen, wenn es nötig ist. Ihr müsst jetzt erst mal zu Fuß weiter, einen anderen Weg gibt es nicht.«
    Juna Galo kniff die Augen zusammen, ballte die Hände zu Fäusten und stand einige Augenblicke reglos da, dann öffnete sie die Augen wieder und rieb sich mit den Händen über die Wangen.
    »Ja, lasst uns gehen«, sagte sie mit ihrer früheren, entschiedenen Stimme. »Aber erst beerdigen wir Luka.«
    »Was steht ihr immer noch in der Gegend rum?«, sagte Tschak. »Soll ich das Grab alleine ausheben?«
    Wir verließen die Station. Früher hatte sie sich mitten in einem normalen nordöstlichen Moskauer Stadtviertel mit Straßen und Häusern befunden, aber jetzt waren hier nur noch Ruinen und ein Streifen aufgeplatzten Asphalts zu sehen, der mit Gebüsch und Steppengras überwuchert war. Es herrschte Stille, und über den hohen grauen Himmel zogen Wolken. Ein kühler Wind raschelte im welken Laub der Bäume, die zwischen den Häuserruinen aufragten. Von irgendwo in weiter Ferne drang Motorengeknatter zu uns.
    Mit einem Mal wünschte ich mir, in die Luft aufzusteigen. Ich hatte das Gefühl, mich im Cockpit eines Flugzeugs zu befinden, aber nicht in meinem Kampfjet, sondern in einem leichten Sportflugzeug. Ich segelte mit der Windströmung, den Motor abgeschaltet … Juna hatte diese Himmelsgänger erwähnt, und die Luftschiffe. Ich hätte gerne gewusst, ob es auch Flugzeuge gab. Vielleicht ganz einfache, von der Sorte, mit der ich den Transport der Touristen auf den Karibischen Inseln geplant hatte. Sollte ich dazu verdammt sein, in dieser Wirklichkeit bleiben zu müssen, dann musste ich unbedingt diese Himmelsgänger finden. Ich war kein Maulwurf wie Potschtar, und

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