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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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anstellt, die Familie Galo ist groß und reich, und von irgendjemandem werden sie schon Geld erpressen können. Aber den Söldner, den wollen sie auf jeden Fall lebendig. Lebendig und mit einem Eisenring um den Hals. Drittens: Hank Guba hat, soweit ich weiß, kein Schiff. Aber den Steg auseinanderzunehmen und aus den Planken ein Floß zu zimmern, ist keine große Kunst. Dann braucht er nur noch Ruder und die gibt es wahrscheinlich bei den Mönchen im Keller. Kurz und gut, vermutlich ist uns Hanks Meute schon wieder auf den Fersen, wir sollten mal draußen nachsehen. Und schließlich viertens, ganz wichtig: Wir dürfen uns nicht bei den Fischern blicken lassen. Denn wenn es im ganzen Dorf auch nur ein Radio gibt, dann haben sie den Aufruf der Südlichen Bruderschaft bestimmt …«
    Juna wandte sich zu dem Radiogerät vor uns, aber Tschak griff nach ihrem Arm, der sich schon in Richtung des Knopfes ausstreckte.
    »Schwesterchen!«, kreischte er. »Verdammt noch mal … bist du wirklich so … unerfahren? Willst du etwa wieder mit den Mönchen sprechen?«
    »Sicher«, sie nickte. »Um ihnen zu sagen, dass wir abseits des Dorfes an Land gehen, das Dorf umfahren und ihr Schiff am Flussufer erwarten.«
    »Genau, bestens, sehr clever!« Der Zwerg tat übertrieben begeistert und ließ ihren Arm los. »Los, funk sie an …«
    Juna blickte mich verwirrt an.
    »… und ganz Moskau dazu«, beendete er seinen Satz.
    »Man wird dich überall abhören, die Bären genauso wie die Fischer«, erklärte ich.
    Sie biss sich auf die Lippen und wandte sich ab. Mit versöhnlicher Stimme sagte Tschak:
    »Deine Idee, abseits vom Dorf an Land zu gehen, ist nicht schlecht, Schwesterchen. Genau das werden wir tun. Nur im Radio verkünden wir es nicht.«
    »Aber wir erreichen das Flussufer erst spät am Abend«, widersprach sie. »Wie sollen wir den Kutter der Mönche in der Dunkelheit erkennen? Der Fluss ist breit.«
    »So breit nun auch wieder nicht«, entgegnete Tschak. »Und vermutlich werden die Mönche ihre Scheinwerfer anschalten, damit sie nicht irgendwo dagegenfahren. Wir müssen ihnen vom Ufer aus zurufen.«
    »Durch das Motorgeräusch werden sie uns nicht hören«, wandte ich ein. »Und den Motor müssen sie einschalten, schließlich fahren sie gegen die Strömung.«
    »Das heißt, wir müssen uns aus Bruchholz ein Floß bauen.« Der Zwerg winkte ab. »Darüber können wir uns später Gedanken machen, jetzt müssen wir erst einmal beidrehen, denn die Strömung treibt uns geradewegs auf den Fluss zu, also zu den Fischern.«
    Er verstummte. Wir schwiegen alle, und es trat vollkommene Stille ein.
    In dieser Stille wurde uns plötzlich klar, dass auch unser Motor schwieg.
    Ich hatte nicht einmal bemerkt, wie er ausgegangen war.
    »Schaut mal, was ich im Schränkchen gefunden habe. Ganz unten.« Juna kam um die Kajüte herum zu Tschak und mir, die wir ganz vorne am Bug an der Bordwand hockten. In der Hand hielt sie ein hölzernes Fernrohr mit einem Riss im Gehäuse, der mit durchsichtigem Harz gekittet war.
    Wir blickten in Richtung des Fischerdorfs, zu den Pfahlhäusern, die durch schwimmende Brücken verbunden waren und über deren Dächern sich Windräder drehten. In der Mitte ragte das Riesenrad auf.
    »Tschak, wie sieht es mit unseren Waffen aus?«
    Vor sich hin murmelnd ging Tschak zum Heck, wo wir die Patronen und die Pistole zum Trocknen ausgelegt hatten. Ich nahm Juna das Fernrohr ab.
    Was von Weitem wie Mistelbüschel ausgesehen hatte, waren in Wirklichkeit nachträgliche Aufbauten. Auf den Gondeln des Riesenrads, die den Besuchern des Ismajlowoer Stadtwaldes früher eine grandiose Aussicht ins Grüne gewährt hatten, waren Hütten aus Sperrholz, Brettern und Blech errichtet worden. Wie Starenhäuser zierten die Bauten das Metallkonstrukt, das bis zu einem Viertel im Wasser stand. In den kleinen Fenstern brannte Licht, und zwischen den Hütten zogen sich biegsame Leitern und schwankende Seilbrücken.
    Ich ließ das Fernrohr sinken. Wir trieben von Osten auf das Dorf zu, und hinter dem Rad ging gerade die Sonne unter – seine Silhouette wirkte wie ein riesiger schwarzer Scherenschnitt auf einem blassrosa Hintergrund.
    Weiter unten, im abendlichen Schatten, duckten sich die Pfahlhäuser. Zwischen ihnen schlängelten sich lange Reihen von Stangen, die aus dem Boden aufragten und an denen die Netze aufgehängt waren. Es sah aus wie ein wirres Labyrinth, das nur derjenige per Boot durchkreuzen konnte, der die Fahrtroute wie seine

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