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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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Schulter, liege ich auf dem Boden an der Wand des Unterstandes, bedeckt mit einem Mantel-Zelt, und warte auf meine Evakuierung …
    Ich blinzelte und das Bild verschwand.
    »… Wir sollen den Herrscher treffen!«, sagte Juna laut ins Mikrofon. »Teilen Sie ihm sofort mit, dass wir unterwegs sind. Wir wurden von der Südlichen Bruderschaft aufgehalten. Luka Stiditsch ist tot. Ich bin die Bevollmächtigte …«
    Ich wünschte mir auf einmal, schlafen zu können – als ob mich ein Sandsack am Kopf getroffen hätte; in meinen Ohren dröhnte es, meine Beine fühlten sich weich an. Ich gähnte breit und verließ die Bude.
    Tschak saß auf der Bordwand und blickte zum weit entfernten Ufer des Kraters. Das schmutzig grüne Wasser klatschte von außen gegen das Boot, es war kalt und feucht, und an Deck pfiff der Wind. Ich machte meine Jacke zu und ging zu dem Zwerg hinüber.
    »Redet sie unverschlüsselt?«, fragte er, und ich nickte. »Na toll, dann weiß jetzt jeder im Umkreis von zehn Kilometern, der ein Radio hat, wer hier unterwegs ist und wohin wir wollen.«
    »Meinst du, in diesem Fischerdorf werden sie auf uns warten?«
    »Warum nicht, Söldner?«
    Die Augen fielen mir zu, und es war fast unmöglich nachzudenken. Ich ging zum Bug des Schiffes, lehnte mich mit dem Rücken gegen die Kajütenwand und stützte meine Unterarme auf das Geländer. Hinter mir knatterte der Motor, frischer Wind blies mir ins Gesicht. Die Barkasse glitt nicht sonderlich schnell durch das wellige Wasser, auf dessen Oberfläche sich die Wolken am hohen Himmel in Tausenden kleinen Fragmenten spiegelten. Wir hatten etwa ein Drittel des Kraters überquert, das Riesenrad rückte langsam näher. Seine Silhouette wirkte merkwürdig, was nicht nur daran lag, dass es sich zur Seite neigte und von ihm dicke Drahtseile nach allen Seiten gespannt waren, sondern auch daran, dass in dem gewaltigen Metallrad geschwulstartig Pflanzen wucherten. Sie sahen aus wie Mistelbüsche in Baumkronen. An der Basis des Riesenrads waren gedrungene Bauten über dem Wasser zu erkennen. Dahinter zog sich zu beiden Seiten ein Uferstreifen entlang, denn direkt hinter dem Riesenrad befand sich die Flussmündung, die Mündung des Falken-Flusses. Halt! Eine Mündung ist die Stelle, wo ein Fluss irgendwo eintritt, aber der Falken-Fluss existierte ja nur in der Regenzeit, wenn der Krater sich ganz mit Wasser füllte und es an einer Stelle abfloss, nämlich dort, wo eine Schlucht durch den ehemaligen Falken-Berg verlief. Also handelte es sich um eine Bewegung in die entgegengesetzte Richtung. Der Krater war die Quelle und nicht die Mündung.
    Ich kehrte zum Heck zurück und fragte:
    »Wo endet der Falken-Fluss eigentlich?«
    Tschak hatte sich auf den Rücken gelegt und einen Arm unter den Kopf geschoben, die Füße hielt er gegen die Bordwand gestemmt und seine Augen waren geschlossen.
    »Mitten in Moskau«, sagte er. »Zwischen den Häusern. Das Wasser sickert durch die Keller in die Kanalisation und ins Grundwasser. An der Stelle liegt ein kleiner See, in den der Fluss mündet.«
    »Aber meistens ist gar nicht besonders viel Wasser im Krater?«
    Tschak machte eine Bewegung auf die Kratermitte zu und sagte:
    »Nur auf dem Grund. Eine runde Lache, die man mit dreihundert Schritten umgehen kann.«
    »In der Regenzeit steigt das Wasser bis zum Kraterrand und fließt dann durch die Schlucht ab – und erst dann entsteht der Fluss?«
    »Genau.«
    »Das heißt, wenn wenig Wasser da ist, steht das Riesenrad im Trockenen.«
    »Du bist ja erschreckend schlau.«
    »Aber was tun die Fischer dann dort?«
    Tschak setzte sich auf und nahm die Füße von der Bordwand. Aus der Kajüte hörten wir Junas Stimme, die von Störgeräuschen und undeutlichem Brabbeln aus dem Lautsprecher unterbrochen wurde.
    »Du nervst, Mensch. Irgendwie muss man sie ja nennen. Aber die Fischer sind ganz normale Leute. Wo sie wohnen, pfeift immerzu ein ordentlicher Wind, deshalb haben sie Windräder aufgestellt, mit denen sie Strom erzeugen. Außerdem gibt es im Dorf einige Werkstätten, in denen sie Akkumulatoren reparieren. Die verkaufen sie dann. Und sie verfügen über ein tiefes Wasserloch. Sie wohnen in Pfahlbauten, und die sind durch Holzstege und Brücken miteinander verbunden. Gehalten werden diese Stege von kalfaterten, leeren Fässern, die an der Unterseite befestigt sind. Wenn die Regenzeit kommt, steigt das Wasser und die Brücken schwimmen obendrauf, und wenn der Pegel wieder fällt, hängen die Brücken

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