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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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aufzuschlitzen.«
    »Unser Motor hat ausgesetzt«, sagte ich laut. »Hilf uns beim Anlegen.«
    »Hel-fen …«, sagte der andere gedehnt. »Womit denn?«
    »Sonst pflügt die Barkasse die Stangen um und reißt dein Netz runter«, erklärte ich.
    Der Fischer nickte:
    »Stimmt, dafür gebt ihr mir euer Fernglas und eure Schlampe.«
    »Schlampe?«, wiederholte Juna Galo fragend. Ihre Stimme war eisig. »Ich sehe hier weder deine Schwester noch deine Mutter. Wen meinst du?«
    Der Fischer spuckte ins Wasser. Er legte den Stab mit dem Haken neben sich, packte seinen Krummsäbel fester, zog die Beine hoch, stand auf und machte sich zum Sprung bereit. Wir waren schon ganz nah, in ein paar Sekunden würde die breite Nase des Schiffes die Netze abreißen. Ich sah mich um: Es waren einige Leute in der Nähe, aber niemand interessierte sich für uns. Die Frauen waren mit ihrer Wäsche beschäftigt, und der Mann im Schaukelstuhl schien eingeschlafen zu sein.
    Der junge Typ beobachtete, wie wir auf den Steg zutrieben. Nur noch wenige Meter trennten die Bordwand von der Stelle, wo er auf den Planken stand.
    »Gib ihm bloß kein Gold«, sagte Tschak leise zu mir. »Das ist richtig gefährlich. Der Kerl ruft seine Nachbarn und gemeinsam legen sie uns um, nur um nachzusehen, ob wir noch mehr haben.«
    Der Fischer sprang hoch wie eine Feder. Ich packte das Fernrohr, trat drei Schritte zurück, nahm Anlauf und machte einen großen Satz über das Geländer.

17.

    »Du hast das Fernrohr kaputt gemacht.« Der Zwerg beugte sich über den Fischer, der rücklings auf dem Boden lag. Auf der Stirn des jungen Mannes schwoll eine große Beule an, und die spärlichen Haare, die unter dem Tuch hervorschauten, waren vom Blut dunkel verfärbt.
    »Zum Teufel mit dem Ding«, murmelte ich und sah mich prüfend um.
    »Wohin?« Tschak verstand mich nicht. »Was hast du gesagt, was ist ein Teufel? Ein Mutafag?«
    Nach einem kurzen Kampf mit dem Fischer, bei dem ich zwei ordentliche Hiebe mit dem Fernrohr ausgeteilt und den Kerl dann mit einem Wurf zu Boden geschickt hatte, konnte ich die Barkasse mit Hilfe des Hakens seitlich an den Steg ziehen. Tschak war hinter mir her gehechtet und hatte ein Tau an unserem Geländer festgemacht, woraufhin auch Juna zum Steg hinübergeklettert war. Sie blickte von oben auf den Fischer herab und sagte:
    »Wir müssen ihn fesseln. Am besten werfen wir ihn gleich ins Wasser.«
    Der Fischer stöhnte auf, aber seine Augen blieben geschlossen. Juna beugte sich vor, zog das Tuch von seinem Kopf und stopfte es ihm in den Mund. Die Fischerfamilie beachtete uns noch immer nicht. Oder sie tat zumindest so.
    Wir fesselten den Typen mit einem Tau, das wir an der Wand eines Bootshauses am Steganfang fanden. Darin befand sich auch ein aufgebocktes flaches Boot, und es roch nach Teer und frischen Sägespänen.
    Der Krummsäbel war für Tschak eindeutig zu groß, deshalb nahm ich ihn an mich, auch wenn ich das Gefühl hatte, ihn ohne Training nicht nutzen zu können: Der Griff stand im rechten Winkel von der gebogenen Klinge ab, die nur an einer Seite scharf war; die Waffe erinnerte eher an eine Sichel, obwohl sie dafür zu lang war.
    Es wurde dunkel. In den Hütten gingen fahle Lichter an, die Planken knarrten unter den Füßen der Fischersleute, und von unten klatschte Wasser gegen die Holzbrücken. Das Riesenrad, das von einem ungleichmäßigen Lichtkreis umgeben wurde, ragte hoch über dem Dorf auf.
    »War einer von euch schon einmal hier?«, fragte ich leise, nachdem wir am Bootshaus vorbei waren und sich nun das ganze Labyrinth aus Stegen, Brücken, Häusern und Kanälen vor uns ausdehnte.
    Juna schüttelte den Kopf, aber Tschak sagte:
    »Ich war überall, Mensch. Auch bei den Fischern. Wir müssen erst dorthin«, er zeigte auf das Riesenrad, »und dann nach links abbiegen. Dann kommen wir ans Ufer.«
    Wir passierten mehrere Häuser. Die Leute achteten nicht auf uns. Als wir wieder eine Brücke überquerten, sagte Juna:
    »Wir müssen ein Boot kaufen.«
    »Wozu?«, fragte Tschak verwundert.
    »Wir haben nur Goldstücke«, warf ich ein. »Und Tschak sagt, die dürfen wir hier keinem zeigen.«
    »In Lukas Beutel ist noch Kleingeld.«
    »Warum hast du das nicht früher gesagt?« Ich war überrascht. »Dann hätten wir den Jungen einfach dafür bezahlen können, dass er uns beim Anlegen hilft, und ich hätte nicht …«
    »Er hat mich eine Schlampe genannt!«
    »Na und?«, mischte sich Tschak ein. »Aber jetzt wird er sich vielleicht

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