Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)
durch. Am Rand des Kraters ist der Grund nicht tief, und der Fluss auch nicht. Erst später, zum Zentrum hin, wird der Fluss tief. Und da sind dann auch die Schlammbeißer in riesigen Schwärmen unterwegs …«
»Schlammbeißer?« Ich unterbrach ihn unwillkürlich, denn ich erinnerte mich an das biegsame Wesen, das ich unter Wasser gesehen hatte, als wir zur Barkasse geschwommen waren.
»Ein Fisch, ein echter Mutafag. Ein Raubtier. Bei niedrigem Wasserstand graben sie sich im Schlamm ein und sterben dort. Aber vorher laichen sie noch. Die jungen Schlammbeißer schlüpfen direkt im Schlamm aus und am Anfang ernähren sie sich auch dort, wovon weiß keiner so genau – vielleicht fressen sie die Leichen, die herumliegen … Denn Leichen gibt es, wie du dir denken kannst, immer jede Menge, damit versorgen wir sie bestens. In der Regenzeit kommen sie dann an die Oberfläche und schwimmen alle zusammen den Fluss hinunter bis zum See. Das heißt nicht alle, scheinbar nur die Männchen, die Weibchen bleiben im Krater. Irgendwann kehren die Männchen, aber nur die stärksten, zu den Weibchen zurück und sie graben sich wieder gemeinsam in den Schlamm ein, wo sie verrecken. Die Fischer fangen die Schlammbeißer jede Saison zu Hunderten. Ihr Fleisch ist grün und schmeckt köstlich … Warum willst du das alles wissen, Söldner?«
Ich antwortete nicht, denn aus der Kajüte trat Juna Galo.
»Sie schicken uns einen Kutter entgegen«, sagte sie.
»Das ist gut.« Der Zwerg nickte. »Und wo treffen wir den?«
»Im Fischerdorf.«
»Aha. Meinst du nicht, Schwesterchen, dass uns auch Hank Guba dort auflauern könnte?«
»Ich habe daran gedacht, aber was hätte ich tun sollen? Wie hätte ich mich mit den Mönchen in Verbindung setzen können, ohne dass alle mithören?«
Tschak schüttelte den Kopf:
»Das ist es ja, keine Chance. Sonst hätte ich dich schon gebremst … Egal, lasst uns einfach hoffen, dass Hank in seinem Panzerwagen kein Funkgerät hat. Und auch sonst niemand …«
»Die Hoffnung kannst du dir sparen«, unterbrach ihn Juna. »Alle wissen schon Bescheid. Kommt.«
Wir traten hinter ihr in die Kajüte. Das Mädchen drehte am Stellknopf, schob den Lautstärkeregler nach oben, und eine raue, monotone Stimme wurde hörbar, die über drei Leute sprach, über »einen kräftigen Söldner aus dem Süden«, »ein Mädchen mit dunklen Haaren« und einen »kleinen Mann mit einer Tätowierung auf der Stirn«.
»›Kleiner Mann‹!«, wiederholte Tschak empört. »Diese hirnlosen Mutanten kennen nicht mal das Wort ›Liliputaner‹. Oder wenigstens ›Zwerg‹.«
Die Stimme sprach weiter:
»Die Südliche Bruderschaft bezahlt ein Goldstück für alle Informationen, die zu ihrer Ergreifung führen. Zwei Goldstücke erhält derjenige, der uns den Söldner und das Mädchen lebendig übergibt. Ich wiederhole: Diese beiden müssen am Leben bleiben.«
»Soll das heißen, ich nicht?«, prustete Tschak aufgebracht und drückte unwirsch mit der kleinen Hand auf den Stellknopf. Die Stimme verstummte, der Zwerg wandte sich zu uns, stemmte beide Arme in die Seiten und sagte: »Wisst ihr beiden, was das alles bedeutet?«
»So ungefähr«, entgegnete ich. »Aber du wirst es uns sicher noch mal erklären.«
»Das tue ich, darauf kannst du Gift nehmen! Hört mir gut zu! Erstens: Während wir mit dem Psycho-Mönch in den Tunneln unterwegs waren, ist einer der Anführer der Südlichen Bruderschaft aus der Festung extra hierhergekommen, nämlich dieser Selga Ines. Er hat sich mit Hank Guba getroffen und ihn auf uns angesetzt. Deshalb haben sich die Bären auch plötzlich an den Posten des Tempels rangetraut, weil die Brennstoffler ihnen versprochen haben, sie rauszuhauen, wenn es später Probleme geben sollte. Zweitens: Sie suchen jetzt nicht mehr nur dich, Schwesterchen, sondern sie wollen vor allem den Söldner! Den Mann, der sich ungehindert durch die Nekrose bewegen kann! Ich weiß natürlich nicht, ob nur die Südliche Bruderschaft davon weiß oder die anderen auch schon … Wenn das der Fall ist, dann ist inzwischen ganz Moskau hinter dir her, Mensch! Außerdem muss euch klar sein: Wenn Juna stirbt, ist ihnen das im Grunde ganz recht. Denn dann gibt es keine Verhandlungen, und der Mecha-Korpus ist am Ende, zur Freude der Brennstoffler. Aber wenn sie am Leben bleibt, stört sie das auch nicht. Dann wird sie als Geisel genommen, und die Clans können Lösegeld für sie verlangen. Denn ganz gleich, was die Nekrose mit Arsamas
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