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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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Westentasche kannte. Jeder andere hatte keine andere Wahl, als abseits des Dorfes festzumachen und es zu Fuß zu durchqueren.
    Tschak kam herbeigelaufen und reichte mir die Pistole, während er mir mit der anderen Hand das Fernrohr abnahm. Dann eilte er wortlos zurück zum Heck.
    »Was hast du gesehen?«, rief Juna ihm hinterher, aber der Zwerg gab keine Antwort und das Mädchen folgte ihm.
    Ich besah mir die Pistole und holte eine Patrone heraus. Zum Teufel noch mal, ob sie schießen würde? Sie sah aus, als ob sie trocken wäre, trotzdem gut möglich, dass sich das Pulver nicht entzünden würde.
    Die Strömung trieb uns langsam auf das Fischerdorf zu, das von elektrischen Lichtern, Öllampen, Kerzen und Fackeln beleuchtet wurde. Ein kräftiger, steter Wind blies und trieb die Windräder, die leise vor sich hin rauschten. Auch Kinderlachen und Kindergeschrei waren zu hören. Direkt vor uns lief ein langer Steg von den Häusern weg in unsere Richtung. Am hinteren Ende der Mole befand sich auf der linken Seite eine niedrige Bretterbude, und auf den Planken direkt davor saß eine Frau und wusch Wäsche, die sie Stück für Stück aus einem großen Korb nahm. Neben der geöffneten Eingangstür saß in einem Schaukelstuhl ein Mann und schärfte eine lange, krumme Klinge, die an eine kurze Sense erinnerte. Zu seinen Füßen krabbelten zwei Kinder herum.
    Tschak und Juna traten zu mir.
    »Was ist?«, fragte ich, ohne mich umzudrehen.
    »Hinter uns schwimmt ein großes Floß«, sagte Juna.
    »Weit hinter uns?«
    »Ja«, entgegnete der Zwerg. Er hockte sich vor die Bordwand, hob das Fernrohr ans Auge und beobachtete das Fischerdorf. »Man kann nicht genau sehen, wer es ist. Aber wir können davon ausgehen, dass es die Bären sind. An Bord sind viele Männer, und sie legen sich ordentlich in die Ruder. Irgendetwas Blaues blitzt immerzu auf. Wahrscheinlich die Uniformjacke von diesem Selga Ines von der Südlichen Bruderschaft.«
    »Sollen sie sich nur in die Ruder legen, wir sind ja schon fast da«, sagte ich.
    Die meisten Fischer hatten offenbar in ihren Häusern zu tun, hier und da sah man jemanden über eine Brücke gehen oder ein Netz flicken, und einige Männer waren innerhalb einer quadratischen Anlegestelle damit beschäftigt, ein Boot abzudichten.
    Juna fragte:
    »Und wenn die Fischer sich auf uns stürzen, sobald wir angelegt haben?«
    »Die Leute scheinen sich momentan nicht für uns zu interessieren«, brummte Tschak. »Entweder haben sie nicht mitgekriegt, dass ein Kopfgeld auf uns ausgesetzt ist oder sie haben uns noch nicht erkannt. Sonst kämen sie längst angerannt, da kannst du sicher sein. Sie würden alles dransetzen, uns zu schnappen, also lasst uns möglichst unauffällig anlegen. Dann schlagen wir uns quer durchs Dorf, still und heimlich, bis zum Flussufer durch. Etwas weiter flussabwärts suchen wir uns einen Platz, von dem aus wir den Kutter der Mönche abfangen können. Eigentlich müsste der bald kommen.«
    »Und die Bären?«, fragte ich.
    »Sind noch nicht da. Das dauert noch.«
    »Aber sobald sie die Barkasse sehen, wird ihnen klar sein, dass wir hier sind. Sie werden anlegen und genau wie wir zu Fuß das Dorf durchqueren. Und sie werden in Gruppen das Flussufer durchkämmen.«
    »Ich hoffe, dass die Mönche früher da sind«, sagte Juna. »Wenn sie gleich aufgebrochen sind, nachdem ich mit ihnen gesprochen habe, müssten sie schon in der Nähe sein.«
    »In Ordnung, aber wie legen wir ohne Ruder an …?«
    »He!«, drang eine Stimme aus Richtung der Häuser zu uns.
    Wir trieben jetzt etwa auf die Mitte des langen Anlegers zu. Davor ragten mehrere Stangen aus dem Wasser, zwischen denen ein Seil gespannt war. Kleine bunte Stofffetzen flatterten daran im Wind, und eine dünne Schnur hing vom Seil runter ins Wasser.
    Dahinter saß ein knochiger junger Kerl in abgeschnittenen Hosen und mit einem Tuch um den Kopf auf dem Steg und ließ die Beine baumeln. In einer Hand hielt er einen krummen Stutzsäbel aus einer Sense, in der anderen einen Stab mit einem Haken am Ende. Wahrscheinlich hoben die Fischer damit das Netz an den verschiedenen Abschnitten zwischen den Stangen aus dem Wasser, um zum prüfen, ob sie etwas gefangen hatten.
    »Wo wollt ihr denn hin?«, fragte der Kerl heiser.
    »Die Gastfreundschaft der Fischer ist legendär«, brummte Tschak. »Und legendär sind auch ihre Krummsäbel, mit denen sie die Schlammbeißer ausnehmen. Sie eignen sich übrigens auch bestens, um einen menschlichen Bauch

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