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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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starke Strömung, das Wasser plätscherte laut zwischen den Pfählen durch.
    »Da sind die beiden Läden.« Tschak zeigte nach oben auf zwei ähnliche Hüttchen im unteren Teil des Rads, die mit einer Seilbrücke verbunden waren.
    »Gib mir das Geld«, befahl ich.
    »Warum? Bist du verrückt, Mensch?!«
    »Weißt du noch, was sie im Radio gesagt haben? Ein Mädchen mit dunklen Haaren, ein Söldner und ein Zwerg. Wer von uns fällt am meisten auf? Du.«
    Juna nickte zustimmend, holte ein helles Kopftuch aus der Tasche und band es sich um den Kopf.
    »Er trägt es nicht auf die Stirn geschrieben, dass er ein Söldner ist«, ergänzte sie. »Und ich kann mein Haar verstecken. Aber dich erkennt man gleich …«
    »Aber ihr wisst doch gar nicht, wie man mit diesen Fischern umgehen muss!«, protestierte Tschak.
    Wir hatten das Ende des Holzstegs erreicht, von wo eine metallene Leiter nach oben führte. Sie endete in der Mitte der Seilbrücke zwischen den beiden Läden. Von oben hörten wir Stimmen, ab und zu konnte man in einem der Fenster eine Gestalt aufblitzen sehen.
    »Das kriegen wir schon hin«, sagte ich.
    Tschak schüttelte unzufrieden den Kopf, reichte mir aber die fünf Silbermünzen.
    »Und wo soll ich so lange bleiben?«, fragte er.
    »Du bleibst auf der Brücke zwischen den Läden.« Ich gab Juna zwei Münzen. »Da oben scheint gerade nichts los zu sein. Wir beeilen uns.«
    Es gab keine Scheide für den Krummsäbel des jungen Fischers. Hinter den Gürtel konnte ich ihn nicht stecken und ihn in der Hand herumzutragen, wäre sehr unbequem gewesen, daher hieb ich die Klinge in eine Holzplanke. Ich würde ihn mitnehmen, wenn wir zurückkamen. Dann begann ich die Leiter hochzusteigen. Während ich einen Fuß vor den andern setzte, blickte ich immer wieder auf das gewaltige Rad, das über mir dräute und den ganzen Himmel einnahm. Überall funkelten Lichter, eine fahle Lichtquelle erhellte das halb aus dem Wasser ragende Fundament der Konstruktion. Das Eisen war rostig geworden, die Farbe abgeblättert, das gewaltige eiserne Rad an dem hoch aufragenden Hauptstützpfeiler quietschte im Wind, und ich hatte das Gefühl, dass es leicht schwankte. Von Weitem wirkte das Rad gewaltig und unzerstörbar, aber wie viele Jahre stand es jetzt schon so da, dem Wasser und der Witterung ausgesetzt? Außerdem war es mit seinen ganzen Aufbauten vermutlich stark überlastet. Bestimmt war das Fundament längst korrodiert, und die ganze Konstruktion konnte jeden Augenblick zusammenbrechen.
    Die Leiter schien kein Ende zu nehmen. Als ich endlich auf die Seilbrücke kletterte, begann diese sofort heftig zu schaukeln. Die zwischen den beiden unteren Seilen eingelegten Holzbohlen gaben knarrend unter meinem Gewicht nach. Ich musste mich an den oberen Seilen, die als Geländer dienten, festklammern, um das Gleichgewicht halten zu können. Der Zwerg und das Mädchen kamen hinter mir die Leiter hoch. Ich war froh, dass ich an Höhe und an eine gewisse Unruhe und Wackeligkeit in der Luft gewöhnt war. Von Tschak wusste ich schon, dass er die Höhe liebte, aber Juna fühlte sich sichtlich unwohl.
    Sobald sie auf der Seilbrücke stand, kniff sie die Augen zusammen und klammerte sich an die Seile. Nach einigen Augenblicken öffnete sie ein Auge, blickte nach unten und schluckte schwer. Tschak und ich blickten uns um. Die Brücke hing unter unserem gemeinsamen Gewicht noch stärker durch, sie verlief in beide Richtungen steil aufwärts und endete auf jeder Seite an einem großen horizontalen Eisengitter, das wie eine Art Plattform auf die beiden unteren Gondeln aufgeschweißt war. Auf jedem dieser Gitter hatte man eine niedrige Hütte aus Sperrholz und Blech errichtet.
    Tschak wandte sich erst nach rechts, dann nach links, und plötzlich hörten wir Lärm über uns. Irgendwo im oberen Teil des Rads war ein Streit ausgebrochen. Jemand fluchte, jemand anders heulte auf, wir hörten das Geräusch von Schlägen und Geschrei. Von der obersten Plattform stürzte auf einmal ein Mensch, hielt sich aber im letzten Augenblick am Gitterrand fest – jetzt baumelte er hin und her. Jemand anderes streckte von oben den Arm nach ihm aus, packte ihn am Schopf und zog ihn fluchend hoch.
    Und sofort begann das Geschrei wieder, wieder hörten wir Heulen und Schläge. Dann ertönten ein Schuss und ein zweiter.
    »So geht es hier zu«, sagte Tschak leise. »Und schaut euch um, kein Mensch kümmert sich um die Schießerei. Keiner guckt zum Fenster raus. Ich sag es

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