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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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euch, üble Burschen sind das.«
    Wieder hörten wir Schüsse.
    »Wer geht in welchen Laden?«, fragte ich mit gedämpfter Stimme.
    »Der da ist von den Ljuberzern«, sagte Tschak und zeigte nach links.
    »Woher weißt du das?«, fragte Juna flüsternd. Sie war halbwegs zu sich gekommen, hielt sich aber immer noch krampfhaft fest.
    »Rat mal, Schwesterchen. Du gehst jedenfalls nach rechts, Söldner.«
    »Ich verstehe schon, da oben hängen irgendwelche Bündel an Schnüren«, sagte Juna.
    »Genau, auf dem Dach dörren sie den Fisch, den die Fischer ihnen gebracht haben. In dem Laden müsste es eigentlich friedlich zugehen. Vermutlich hocken drinnen drei oder vier Gestalten: der Inhaber, ein Verkäufer und zwei Wachen. Sie sehen sich jeden Kunden genau an, aber im Grunde suchen sie keinen Streit, sondern wollen ganz normal ihre Geschäfte machen. Ich sag dir, geh rein, verlang Brot, Dörrfleisch und eine große Flasche Wasser, dann bezahlst du und verschwindest. Aber, Söldner, halt bloß die Augen auf, wenn du in den anderen Laden kommst. Egal, ob der Inhaber ein Fischer ist, womöglich sogar von diesem verdammten Riesenrad stammt, kein Mutant kann vorhersagen, was er tut, wenn er ein fremdes Gesicht sieht. Also nimm du dich in Acht.«
    »Ist es möglich, dass die dort oben ein Radio haben?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung.« Der Zwerg zuckte mit den Schultern. »Schluss jetzt, wir reden hier zu lang rum, die Bären sind uns auf den Fersen. Geht schon, ich warte hier auf euch. Und beeilt euch.«
    Kalter Wind kroch unter meine Jacke. Am Himmel blinkten Sterne, ein See fahler Lichter schillerte unter uns, und rund um das Dorf erstreckte sich die Finsternis wie ein nachtblauer Ozean. In einigen Ruinen entlang des Flussufers brannten Lagerfeuer.
    Auf dem Dach des Ladens rauschte und knisterte ein Transformator, von dem dicke Leitungen in Richtung eines Windrades liefen. Ich kletterte über die Brücke, stieg auf das Gitter, aber ehe ich die niedrige Tür aufstieß, blickte ich durch das kleine, vergitterte Fenster ins Innere des Ladens.
    Ich sah einen schmutzig wirkenden, engen Raum, der von einer Ladentheke unterteilt wurde. Von der Decke hing eine Lampe mit schiefem Lampenschirm, hinter der Theke schlief ein älterer Mann auf einem Hocker. In den Regalen gegenüber dem Fenster lagen alle möglichen Werkzeuge, Konservendosen – vermutlich mit Angelhaken –, Drahtrollen, Knäuel von Netzschnüren, Angelleinen und anderes Fischereigerät.
    An der Wand hinter der Theke hing ein Karabiner.
    Ich drückte die Tür auf und trat ein, wobei ich den Kopf einziehen musste, um nicht an den niedrigen Türsturz zu stoßen. Als die Tür mit quietschender Feder und einem Knall wieder zufiel, rieselte Staub von der Decke auf mich herunter und der Ladeninhaber öffnete die Augen.
    Erst jetzt wurde mir klar, dass ich immer noch nicht wusste, wie man sich hier begrüßte. Ich hätte Tschak vorher fragen sollen. Was sollte ich sagen? »Guten Abend«, »Wie geht’s« oder nur »Hallo«? Wie sprach man hier einen Menschen an, der deutlich älter war als man selbst?
    Ich beschränkte mich auf ein Nicken. Der Alte beobachtete mich wortlos und ohne sich zu rühren.
    Ich ging im Laden hin und her, stieg über Körbe mit Trockenfisch, berührte ein Netz an der Wand und behielt den Verkäufer dabei immer im Auge. Der seinerseits beobachtete mich. Schließlich kehrte ich zur Theke zurück und besah mir den Karabiner.
    Irgendwie sah er aus wie ein Simonow SKS, ein Selbstlade- Karabiner, nur war sein Lauf kürzer und der Schaft wirkte wie abgeschnitten. Tschak und Juna hatten beide diese Waffenschmieden in Charkow erwähnt, stammte das Gewehr von dort? Vermutlich. Jedenfalls verfügte es offenbar über den gleichen Mechanismus wie ein Simonow SKS.
    »Ich will Fisch kaufen«, sagte ich wie beiläufig.
    Der Alte blickte mich schweigend an, und ich fügte hinzu:
    »Und zeig mir die Knarre da.«
    Statt einer Antwort legte der Mann mit einem dumpfen Knall eine Pistole auf die Theke – sie war nicht sehr groß, und der Abzug war gespannt. Eine metallisch glänzende Faust hielt die Waffe umfasst. Ein Servoantrieb summte leise, ein metallener Finger legte sich klirrend an den Abzug. Am Handgelenk des Alten befand sich ein speckiges ledernes Pulsarmband, das die Koppelstelle zwischen der Prothese und seinem Unterarm verbarg.
    Ein Cyborg.
    So etwas hatte ich hier noch nicht gesehen. Der Zwerg und das Mädchen hatten nichts davon erzählt. Was hatte das zu

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