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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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bedeuten? Die Prothese anzubringen war nicht sonderlich schwer, aber sie so einzurichten, dass ein Mensch sie wie eigene Extremitäten nutzen konnte. Dafür musste man doch die Nervenenden mit dem Mechanismus der Prothese verbinden – eine hochkomplexe Technologie war nötig. Ich rieb mir mit der Hand übers Gesicht, um das plötzlich aufsteigende Gefühl von Unwirklichkeit zu vertreiben. Wieder empfand ich mich wie in einer virtuellen Welt.
    Nachdem mir der Mann demonstriert hatte, dass er bewaffnet war und es sich nicht empfahl, irgendetwas zu tun, was untypisch für einen friedlichen Kunden wäre, nahm er nun den Karabiner von der Wand und reichte ihn mir.
    Ich schaute ihn an, öffnete das Magazin, prüfte den Abzugsmechanismus. Lauf und Verschluss waren geölt. Der Abzug saß etwas stramm, was im Grunde nur eine Kleinigkeit war.
    »Wie viel willst du dafür?«, fragte ich.
    Er legte seine zweite Krebsschere auf die Theke, sie war mit Rostflecken übersät. Das Pulsarmband war bis zum Ellenbogen hochgerutscht, und ich konnte sehen, dass ein Teil des Unterarms aus einem Metallgestänge und einem Setzring bestand. Innerhalb des Gestänges bewegten sich surrend die Speichen, und der Alte streckte fünf eiserne Finger aus.
    Was sollte das heißen? Fünf Münzen … was für welche? Doch wohl nicht Goldmünzen?
    »Fünf Silbermünzen?«, fragte ich auf gut Glück, und der Alte nickte.
    War er stumm?
    »Da übertreibst du aber, mein Freund.«
    Er blickte mich an, sein Kopf zitterte leicht, und das faltige Gesicht gab nicht den leisesten Anhaltspunkt, was er dachte. Vielleicht hatte dieses alte Wrack statt eines Gehirns einen Mikroprozessor hinter der Stirn.
    »Zwei«, sagte ich. »Ich geb dir zwei Silberstücke.«
    Der Alte schüttelte den Kopf und knickte surrend einen Finger ab.
    »Auch vier ist zu viel, mein Freund«, sagte ich und fügte mit einem Nicken in Richtung Fenster, hinter dem der Falken-Fluss lag, hinzu: »In der Stadt bekommt man so eine Waffe für eine Münze. Also gut, ich geb dir drei, aber dafür gibst du noch Patronen und einen Korb getrockneten Fisch dazu. Schluss mit dem Feilschen, entweder du bist einverstanden oder ich gehe wieder.«
    Der Alte stand reglos da und blickte an mir vorbei, so lange, dass ich mich schließlich umdrehte, weil ich vermutete, dass uns jemand durchs Fenster beobachtete. Aber der Alte überlegte nur. Schließlich legte er seine Waffe zur Seite und steckte mir zehn Finger entgegen.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Als ich begriffen hatte, konterte ich unzufrieden:
    »Nur zehn Patronen? Mindestens fünfzehn.«
    Er zeigte zwei Finger. Ich wollte nicht noch mehr Zeit verlieren, daher sagte ich:
    »In Ordnung, zwölf. Aber dafür gibst du mir noch einen Riemen für das Gewehr.«
    Während ich in meiner Jackentasche nach dem Geld wühlte, holte der Alte eine Zinkschachtel unter der Ladentheke hervor, öffnete sie und zählte die Patronen auf den Tisch. Dann griff er nach den Münzen, die ich ihm hingelegt hatte, hob sie ganz nah vor seine Augen und schob jede einzelne zwischen seine Zähne. Als Nächstes nahm er aus einer Schachtel einen Riemen mit einem kleinen Karabinerhaken an jedem Ende. Ich befestigte sie am Gewehr und lud den Patronenstreifen. Im selben Moment fasste der Alte wieder nach seiner Pistole und drehte den Lauf, ohne die Waffe von der Theke zu nehmen, in meine Richtung. Ich steckte mir die übrig gebliebenen Patronen in die Tasche und sagte:
    »Alles klar. Ich verschwinde.«
    Der Cyborg blickte mich schweigend an. Die Münzen waren nicht mehr zu sehen.
    Ich hängte mir den Karabiner über die Schulter und hob einen Korb mit Fisch vom Boden auf.
    »Ziel nicht auf meinen Rücken. Oder soll ich rückwärts zur Tür rausgehen, damit ich dich sehen kann?«
    Der Alte saß noch einen Augenblick reglos so da, dann zog er seine Pistole langsam von der Theke und ließ sie verschwinden. Ich wandte mich zur Tür, horchte, ob ich nicht das Surren der mechanischen Hand hörte.
    Aber es blieb still – und ich verließ die Bude. Draußen wölbte sich der Sternenhimmel über mir. Tschak drückte sich noch immer auf der Seilbrücke herum, trat unruhig von einem Bein aufs andere. Juna war noch nicht zu sehen. Ich hatte das Gefühl, dass ich sehr viel Zeit für meinen Einkauf verloren hatte, und dachte mir, dass die beiden schon ungeduldig auf mich warten würden.
    »Wie lang dauert das denn bei dir?«, zischte der Zwerg, als ich bei ihm ankam. »Die Bären sind bestimmt nicht mehr

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