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Teller, Janne

Teller, Janne

Titel: Teller, Janne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichts
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Schlange widerlich und lebendig schaukelte, als sie das
Glas oben auf den Berg hoben. Klein Oskar fand das gar nicht gut.
    Der
Hamster schrie jämmerlich und verkroch sich in die hinterste Ecke seines
Käfigs, und Gerda weinte und sagte, sie sollten irgendwelches Zeitungspapier um
die Schlange legen, damit wir in Ruhe hier sein können.
    Aber Klein
Oskars Kreischen machte die Schlange noch bedeutungsvoller, und keiner wollte
darauf eingehen, sie einzupacken.
    Stattdessen
sahen wir Henrik erwartungsvoll an.
     
    9
     
    Henrik war
ein richtiger Arschkriecher.
    Er bat um
Oles Boxhandschuhe. Das einzig Witzige daran war, dass Ole seine Boxhandschuhe
tatsächlich ziemlich mochte, und außerdem waren sie rot und passten deshalb gut
zum Dannebrog .
    Ole
hingegen überlegte volle acht Tage lang, ehe er damit rausrückte, was er
verlangte.
     
    Wäre es
nicht Ole gewesen und sein Einfall nicht so großartig, dann hätten wir alle
eine Wut auf ihn gehabt. Denn während er noch herumlief und nachdachte,
bemerkten wir wieder Pierre Anthons Rufen oben aus
dem Pflaumenbaum. »Man geht in die Schule, um eine Arbeit zu bekommen, und man
arbeitet, damit man freihaben kann. Warum nicht gleich von Anfang an freihaben ?« , rief er und spuckte einen Pflaumenkern nach uns.
    Der Berg
aus Bedeutung schien zu schrumpfen und ein wenig von seiner Bedeutung zu
verlieren, und das war echt nicht auszuhalten.
    »Wart nur ab, du wirst schon sehen !« , rief
ich, so laut ich konnte, und musste sofort zur Seite springen, um einer matschigen
Pflaume auszuweichen, die angeflogen kam. »Worauf willst du warten !« , rief Pierre Anthon nachsichtig.
    »Und zu sehen gibt es schon gar nichts. Und je länger man wartet, umso
weniger wird zu sehen sein !« Ich hielt mir die Hände
auf die Ohren und beeilte mich, zur Schule zu kommen.
    In der
Schule war es auch nicht viel besser, denn die Lehrer waren wütend auf uns. Sie
hatten keinen Zweifel, dass unsere Klasse hinter dem Verschwinden der Schlange
in Formalin stand. Wie konnte Henrik auch nur so dumm sein und sie
direkt nach einer unserer Biologiestunden klauen! Wir mussten alle jeden Tag nach Schulschluss noch eine Stunde länger bleiben, bis
wir sagten, wo sie war. Das heißt, alle außer Henrik. Denn Henriks Vater war
überzeugt, dass es Henrik nicht gewesen sein konnte.
    Henrik,
der Kriecher! Arschkriecher! Arschkriecher Henrik! Nein, wie wir ihn
verfluchten und uns auf den Tag freuten, an dem der Berg fertig war und Pierre Anthon ihn gesehen hatte und wir die wahren Zusammenhänge
enthüllen konnten und der kriecherische Henrik bekommen würde, was er
verdiente! In der Zwischenzeit lief er herum und spielte sich groß auf.
Jedenfalls so lange, bis ihn der große Hans in die Finger bekam und so
gründlich abwatschte, dass er um Gnade flehte und sie auch erhielt, zumal sein
Vater in der Zwischenzeit das mit dem Nachsitzen für alle aufgehoben hatte.
     
    »Elises kleiner Bruder«, sagte Ole zu guter Letzt, und es war, als fege
ein Windstoß durch das Sägewerk. Es war Nachmittag. Wir saßen am Fuß des Bergs
aus Bedeutung, und wir alle wussten, was das bedeutete, was Ole gerade gesagt
hatte. Elises kleiner Bruder war mit gerade mal zwei Jahren gestorben. Und
Elises kleiner Bruder war auf dem Friedhof oben auf dem Friedhofshügel begraben.
Was Ole sagte, bedeutete, dass wir den Sarg mit Elises kleinem Bruder ausgraben
mussten, ihn den Hügel hinunter und den ganzen Weg bis zum Sägewerk und zum
Berg aus Bedeutung tragen mussten. Das bedeutete auch, dass es in der Nacht
passieren musste, im Schutz der Dunkelheit, wenn wir nicht entdeckt werden
wollten. Wir sahen Elise an.
    Vielleicht
hofften wir, dass sie etwas sagen würde, was das Unternehmen unmöglich machte.
     
    Elise
sagte nichts. Ihr kleiner Bruder war krank gewesen, von Geburt an, bis er
starb. Und in der ganzen Zeit hatten Elises Eltern nichts anderes getan, als
sich um ihn zu kümmern. Unterdessen war Elise ganz durch den Wind und bekam
schlechte Noten und geriet in schlechte Gesellschaft. Und zog schließlich zu
ihren Großeltern. Jedenfalls bis ihr kleiner Bruder vor einem halben Jahr starb
und Elise wieder nach zu Hause umzog.
    Ich glaube
nicht, dass es Elise wirklich leidtat , als ihr
kleiner Bruder starb. Ich glaube auch nicht, dass es ihr leidtat ,
dass er auf dem Berg aus Bedeutung liegen sollte. Ich glaube, dass sich Elise
mehr vor ihren Eltern fürchtete als vor uns anderen und dass sie deshalb nach
langem Schweigen sagte: »Das können

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