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Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Titel: Tempel der Träume - Der Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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und zum Friseur, dachte Myrtel, als sie, ganz gegen die Gewohnheit der vergangenen Wochen, zum Frühstück ein Müsli verzehrte.
    Als sie eine halbe Stunde später die Wohnung verließ, hätte selbst Ehemann Dieter Mühe gehabt, in der unternehmungslustigen Person, die vor sich hin singend wie ein junges Mädchen Stufe für Stufe herabhüpfte, seine todkranke, verzweifelte Frau wiederzuerkennen.
     
    Auf dem Flur stieß Kiara mit ihrer Chefin zusammen. Sie war heute Morgen etwas spät dran gewesen, hatte sich im Eilzugtempo umgezogen und hastig den Umkleideraum verlassen, um Vorbereitungen für die Behandlung des ersten Patienten zu treffen. Der sollte laut Plan nach der Massage eine Fangopackung bekommen. Am Mittag standen einige Moorbäder an. Nichts Umwerfendes. Es blieb also bestimmt Zeit für ihre Nachforschungen. Nachdem, was ihr die Chefin erzählt hatte, würde sie als nächsten dem Bio-Doktor Dirk Nieburg auf den Zahn fühlen. Eine Gelegenheit dazu ließ sich herbeiführen.
    „Guten Morgen, Myrtel“, grüßte sie, dann blieb sie erstaunt stehen. „Sag mal, was ist denn mit dir passiert?“
    Auf den ersten Blick bemerkte Kiara, dass die Chefin, trotz der einheitlichen Dienstkleidung anders aussah als an den Tagen zuvor. Irgendwie frischer, erholter, jünger.
    Eine Antwort blieb aus, dafür bemerkte sie, wie Myrtel mit bedeutsamem Blick auf die Uhr sah. Schuldbewusst senkte sie den Kopf. Jetzt würde es Ärger geben.
    „Nun aber rasch, Kiara!“ Statt zu einer Gardinenpredigt anzusetzen, wie die Jüngere im ersten Moment befürchtet hatte, schmunzelte Myrtel und wies mit der Hand auf die Kabine, wo der Patient wartete. Danach lief sie mit federndem Schritt den Gang entlang und sah nach dem Rechten. Es schien alles in bester Ordnung zu sein.
    Einem Impuls folgend stieg sie hinunter zu den Kosmetikerinnen. Und wirklich fand eine von denen eine Lücke in ihrem Terminplan. Myrtel sollte am frühen Nachmittag einfach vorbeikommen.
    Wunderbar! Zufrieden kehrte Myrtel in ihr Büro zurück. Es sah wirklich so aus, als ob es ein schöner Tag werden würde.

III
     
     
    Jack erwachte mit einem Gefühl, als wäre sein Kopf so groß wie eine Wassermelone. Er hatte Durst, wahnsinnigen Durst.
    Müde griff er neben das Bett, wo er die Wasserflasche vermutete, die dort normalerweise immer stand, aber er bekam nur einen BH zu fassen. Seine Hand tastete weiter, bis sie ein rotes Höschen und ein Paar Schuhe mit extrem hohen Absätzen erreichte. Da gab er auf und richtete sich auf. Er sah zur anderen Seite im Bett, wo die rothaarige Josephine friedlich in seinen Kissen schlummerte. Das Make-up ihrer Augen war verschmiert, eine ihrer stattlichen Brüste ragte vorwitzig aus der Bettdecke hervor.
    Er richtete sich auf, um aufzustehen. Ein Blick auf sein Handy verriet ihm, dass Lori in der Nacht noch dreimal versucht hatte, ihn anzurufen.
    Er rieb sich die Augen, zog sich ein T-Shirt und eine Hose an und schlurfte in die Küche. Er brauchte einen Liter Wasser und einen Kaffee. Danach ein paar Elektrolyte und ein ordentliches Frühstück. Später musste er sich bewegen, um seinem an tägliches Training gewohnten Körper gerecht zu werden und die nötige Dosis Sport zukommen zu lassen.
    Er stellte die Kaffeemaschine an, als es an der Tür klingelte.
    Erstaunt sah er auf die Uhr. Wer wollte denn so früh am Morgen schon was von ihm?
    Das mit dem frühen Morgen strich er schnell wieder aus dem Gedanken, als er sah, wie spät es war. Kurz vor Mittag.
    Er schlurfte zur Tür und öffnete. Nur einen Moment danach bereute er , vorher nicht durch den Spion geschaut zu haben, denn Lori stand vor ihm. Ihre Miene verriet, dass sie nicht vorhatte, nur gemütlich mit ihm frühstücken zu wollen.
    Sie wartete nicht ab, dass er sie hereinbat, sondern stürmte an ihm vorüber in die Wohnung.
    „Du gehst nicht ans Telefon, wenn ich dich anrufe. Du sagst mir nicht, wo du bist. Ich dachte, du wärst noch in Paris, aber Barry hat dich gestern gesehen und mir gesagt, dass du dich in Berlin aufhältst. Da hielt ich es für angebracht, herzukommen, um persönlich mit dir zu sprechen.“
    Jack erinnerte sich an Barry. Er war ihm gestern auf der Party begegnet. Schon am Eingang hatte er ihn gesehen. Sein Schritt hatte gestockt, weil er einen Moment lang überlegen musste, wie er ihm gegenübertreten sollte. Der junge Mann war Schwimmer und mit Lori und ihm befreundet. Jack hatte geahnt, dass es Probleme mit ihr geben würde, wenn Barry ihn sah und nicht

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