Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
eine Dame.“ Er grinste Kiara an.
Sie lächelte. Sie musste anders vorgehen.
„Dann erzähl mir was zu den Kunden. Gibt es welche, die schon von Anfang an dabei sind? Kunden der ersten Stunde sozusagen.“
Er runzelte die Stirn. „Die meisten sind seit vielen Jahren Mitglieder. Als der Club eröffnet wurde, gab es einen Ansturm auf die Mitgliedschaften, wurde mir erzählt. Da musst du schon genauer werden.“
Wie denn, wenn sie keine Anhaltspunkte zum möglichen Täter hatte! Sie stocherte im Nebel, in der Hoffnung, eine Spur zu finden. Sie musste noch anders herangehen.
„Dann lass einfach ein bisschen Klatsch und Tratsch hören! Mir ist zu Ohren gekommen, die beiden Logans waren am Anfang in einen Skandal verwickelt. Was genau war da passiert?“
Leon zog überrascht die Augenbrauen nach oben. „Davon höre ich heute zum ersten Mal. Aber wenn ich will, sperr ich meine Ohren für dich auf, um etwas in Erfahrung zu bringen.“
Kiara strahlte. „Das wäre super. Ich liebe Klatsch und Tratsch aus der High Society.“
„Das dachte ich mir“, erwiderte Leon mit einem zufriedenen Lächeln. „Wenn ich dich damit glücklich machen kann, höre ich mich gerne um.“
„Vielleicht erfährst du noch mehr, etwa über die alten Stammkunden. Ich will alles wissen.“
Er nickte. „Wird erledigt, schöne Frau. Ich werde all deine Bedürfnisse befriedigen.“
Kiara verzog den Mund bei dieser zweideutigen Bemerkung, doch er sah es nicht, weil er gerade gierig in einen Apfel biss.
V
Der Anblick von Manhattan war jedes Mal unbeschreiblich beeindruckend. Wenn Jack vom Flughafen JFK durch Queens Richtung Manhattan fuhr und sich die Skyline im Dunst vor ihm ausbreitete, hielt er die Luft an. Die vertraute Silhouette der Wolkenkratzer wirkte gigantisch und geheimnisvoll. Wie ein Versprechen oder ein Traum, der unter der Smogglocke auf Erfüllung wartete. Die Luft schien förmlich zu vibrieren vom Dröhnen der Motoren der Autos, die Fenster der Gebäude funkelten im Sonnenlicht, der Stahl blitzte und der Asphalt flimmerte.
Der Taxifahrer, der rasant mehrere andere Wagen überholte, erzählte munter mit arabischem Akzent vom Spiel der New York Yankees, das am morgigen Abend stattfinden würde, doch Jack hörte nur mit halbem Ohr hin.
Nachdem Lori ihm die Beziehung gekündigt hatte, hatte er sich geduscht, angezogen und Josephine sanft aus seinem Apartment geworfen. Danach war er zum Flughafen gefahren und hatte ein Ticket für den nächsten Flug nach New York gebucht. Sein Vater hatte Recht gehabt. Er brauchte Abstand, und die amerikanische Presse war weit weniger an ihm interessiert als die europäische. Er würde einen großen Bogen um das Modebusiness und mit viel Glück auch um seine Mutter machen, aber New York zu besuchen, erwies sich nie als eine schlechte Idee.
In Manhattan angekommen, hielt das Taxi vor einem imposanten Gebäude in der Park Avenue, wo Jack ausstieg. Er liebte das Waldorf Astoria, eines der angenehmsten und stilvollsten Hotels in New York. Es lag mitten im Herzen der Stadt, der Central Park nicht allzu weit entfernt. In dem luxuriösen Etablissement hatten schon viele Stars der Film- und Musikwelt genächtigt, und ein Dinner im Restaurant des geschichtsträchtigen Hotels gehörte zu den attraktivsten Unternehmungen in der Stadt.
Er ließ sich eine Suite geben, dann überlegte er, ob er es wagen sollte, seine Mutter anzurufen. Sie war eine Nervensäge und würde ihm vermutlich mit ihrem Geschnatter kostbare Lebenszeit versauen. Auf der anderen Seite würde sie untröstlich sein, wenn er in der Stadt weilte und sich nicht bei ihr meldete.
Kurzerhand wählte er ihre Nummer.
Nach einem kurzen Klingeln war sie am Apparat.
„Jack, mein Schatz, was für eine Überraschung! Was verschafft mir die Ehre?“
„Ich bin gerade in Manhattan gelandet und wollte nur kurz ‚Hallo‘ sagen“, erwiderte er. „Mehr nicht.“
„Mehr nicht? Was hältst du davon, wenn wir gleich zusammen zu Abend essen würden? Du hast nämlich Glück, mein Termin für heute hat gerade abgesagt. Ich habe Zeit für dich.“
Ob das wirklich Glück war, darüber war sich Jack nicht so sicher, aber er stimmte brav zu. „In Ordnung. Dann treffen wir uns später.“
Sie nannte ihm Anschrift und Uhrzeit, dann legte sie auf.
***
Henriette Logan war eine auffällige Erscheinung. Überdurchschnittlich groß und nicht mehr ganz schlank, zog ihr Körper schon allein durch seine pralle Anwesenheit die
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