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Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Titel: Tempel der Träume - Der Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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dichthielt. Nun war es genauso gekommen, wie es kommen musste.
    „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie besorgt.
    Jack nickte. „Es hat nichts mit dir zu tun.“ Er wollte noch etwas hinzufügen, als er das Tapsen von nackten Füßen auf dem Parkett hörte.
    „Ich bin vom Klingeln wachgeworden“, sagte eine müde Stimme hinter ihm. „Ups“, fügte sie hinzu, als sie Lori entdeckte.
    Loris Miene erstarrte, als sie die halbnackte Josephine erblickte. Die Rothaarige hatte sich lediglich in die Bettdecke gehüllt, die ihren Körper mehr schlecht als recht verdeckte. Ihr rotes Haar hing aufgelöst ihren Rücken herunter.
    „Wer ist das?“, fragte Lori kühl.
    Jack schüttelte den Kopf. „Sie ist niemand. Es hat nichts mit dir zu tun, wirklich.“
    „Ich bin Josephine“, erwiderte die junge Frau in Jacks Bettdecke.
    Lori sah Jack mit eisiger Miene an. „Es hat nichts mit mir zu tun? Du Mistkerl rufst nicht an, drückst meine Anrufe sogar weg, um die Nächstbeste flachzulegen. Du hast nicht mal den Mumm, mir ins Gesicht zu sagen, dass du keine Lust mehr auf mich hast.“
    „Das ist nicht wahr“, verteidigte sich Jack lahm. „Ich bin nur gerade ... ich kann nicht ... weil ... ich habe ... es ist nur ...“ Er konnte ihr nicht sagen, was wirklich los war.
    „Schon gut, erspar dir die Ausreden. Es ist vorbei. Du kannst vögeln, mit wem du willst.“
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und stürmte zur Tür.
    „Lori, es ist anders, als du denkst“, versuchte er es ein letztes Mal und lief hinter ihr her, um sie aufzuhalten. Aber da knallte sie bereits die Tür hinter sich zu. Er stand allein im Flur.
    „Sorry“, sagte Josephine.
    Er antwortete nicht, sondern ging an ihr vorbei ins Schlafzimmer.

IV
     
     
    Im Behandlungsraum von Dirk Nieburg sah es aus wie bei einer Kräuterhexe. An den Fenstern hingen getrocknete Pflanzen von der Gardinenstange herab. In Gläsern, die mit einer gelblichen Flüssigkeit gefüllt waren, schwammen tote Schlangen, ein paar Kröten und sogar eine Spinne.
    An den bunt gestrichenen Wänden hingen Bilder, bei deren Anblick dem Betrachter schwindelig wurde, weil darauf nach unten drehende Kreisel und psychedelische Muster abgebildet waren. Auch mehrere Traumfänger konnte Kiara entdecken, als sie den Raum betrachtete, außerdem Talismane und Amulette. Ein Zimmerbrunnen auf dem Schreibtisch plätscherte leise und wohltönend, es roch nach Kumarin und getrockneter Kamille.
    „Wow“, sagte Kiara, als sie ihre Sprache wiederfand. Aber für mehr Worte reichte es noch nicht. Zu sehr stand sie noch unter dem Eindruck des ungewöhnlichen Raumes.
    „Wieso ‚wow‘?“, fragte Dirk Nieburg mit einem Lächeln. „Finden Sie so einen Behandlungsraum etwa ungewöhnlich?“
    „Ja, irgendwie schon“, bestätigte sie. „Normalerweise sind die Behandlungszimmer so ... anders ... viel sachlicher.“
    „Was ich persönlich ablehne. Meiner Meinung nach verkrampft sich der Mensch in solch sterilen, nüchternen Räumen, was einer Gesundung im Wege steht. Ich denke, der Mensch fühlt sich wesentlich wohler, wenn seine Sinne stimuliert werden, wenn er sich wohl und angenommen fühlt. Daher habe ich den Raum so dekoriert.“
    Kiara nickte und deutete auf die Traumfänger. „Und wofür sind die?“
    „Die gehören zum kulturellen Erbe der Menschheit, und wer weiß, vielleicht helfen sie wirklich. Es hat sich jedenfalls noch niemand beschwert, wenn ich jemanden aus seinen hypnotischen Träumen geholt habe.“
    Kiara riss sich von dem Anblick los und widmete sich nun voll und ganz ihrem Gegenüber.
    „Ich bin eigentlich nur hergekommen, um Sie zu fragen, ob Sie Lust haben, mit mir Mittag essen zu gehen. Damit wir uns besser kennen lernen.“ Ihre wahre Absicht, mehr über Dirk Nieburg zu erfahren, weil Myrtel ihr erzählt hatte, dass er wegen Vergewaltigung vorbestraft sei, verriet sie natürlich nicht.
    „Gerne!“ Der Mann strahlte sie an, vielleicht ein wenig erstaunt, aber nicht minder erfreut. „Ich bin in einer Minute bei Ihnen.“
    Kiara ging hinaus in den Flur, wo sie fast mit Leon zusammenprallte.
    „Ach, hier bist du!“, rief der junge Mann gut gelaunt. „Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast, mit mir die Mittagspause zu verbringen. Du hattest neulich gesagt, du interessiert dich dafür, was ich über mich und die Kunden zu erzählen habe.“
    Sie hatte Leon wirklich aushorchen wollen, aber Dirk Nieburg schien ihr auf einmal als ein wesentlich vielversprechender Verdächtiger.

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