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Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Titel: Tempel der Träume - Der Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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Aufmerksamkeit auf sich. Das dunkle Haar, das von einigen weißen Strähnen durchzogen war, trug sie hochgesteckt. Die Lippen hatte sie grell geschminkt, passend zu ihrem orange-farbenen Schal, den sie um die Schultern trug. Sie sah nicht geschmacklos aus, aber dennoch etwas schrill.
    Jack begrüßte seine Mutter mit einem Kuss auf die Wange, als sie mit zehn Minuten Verspätung am vereinbarten Ort erschien.
    „Du siehst gut aus, Mutter“, sagte er und lächelte.
    „Und du siehst erschöpft aus, Jack. Was treibst du die ganze Zeit? Zu viel Training? Zu viele Liebschaften? Das wird dir noch die Karriere ruinieren.“
    Er verzog unwillig den Mund. „Das hat sich schon von alleine erledigt, dafür brauche ich keine Liebschaften.“ Ihr konnte er die Wahrheit sagen, sie würde damit niemals an die Presse gehen.
    Sie zog die Stirn kraus. „Was meinst du?“
    „Erinnerst du dich an meinen Trainingsunfall?“, fragte Jack.
    Seine Mutter nickte. „Du bist beim Stabhochsprung unglücklich gestürzt und hast dir das Bein gebrochen. Sie meinten, es gäbe keine Komplikationen und du würdest wieder voll genesen. Stimmt das etwa nicht?“
    „Es stimmt nur bedingt. Es traten leider doch Komplikationen auf. Die Wahrheit ist, dass ich wohl nie wieder Hochleistungssport betreiben kann.“
    Henriette schwieg einen Moment. „Das tut mir sehr leid“, sagte sie schließlich. „Aber dann kannst du endlich etwas Richtiges machen“, fügte sie munter hinzu. „Ich habe mich für den Sport nie wirklich erwärmen können.“
    Jack verdrehte die Augen und winkte dem Kellner.
    „Du hast dich nie für mich und mein Tun begeistern können, ich weiß“, erwiderte er, nachdem er die Bestellung für sich und seine Mutter aufgegeben hatte. „Ich bin nicht bedeutend genug für dich.“
    „Das ist nicht wahr, Jack. Ich dachte nur immer, dass du zu klug bist, um den ganzen Tag im Sportanzug rumzulaufen und dich mit Gewichten zu behängen. Du könntest in anderen Bereichen viel mehr erreichen.“
    „Du willst, dass ich ein gutbezahlter Manager einer Bank werde oder ein millionenschweres Start-up-Unternehmen gründe. Tut mir leid, aber das interessiert mich alles nicht."
    „Das ist mir bekannt“, seufzte sie. „Aber man wird ja wohl noch träumen dürfen.“
    Der Kellner brachte die Getränke, und Jack nahm einen kräftigen Schluck von seinem Gin mit Tonic. Seine Mutter nippte an ihrem Pfirsich-Martini.
    „Was macht das Modebusiness?“, fragte Jack schließlich der Höflichkeit gehorchend.
    „Oh, es läuft fantastisch“, antwortete sein Gegenüber und begann zu strahlen. „Du hast ja keine Ahnung, wie gut die neue Linie ankommt, besonders bei Teenagern. Das ist unsere bevorzugte Zielgruppe, weil sie kaufen und kaufen, jedes Jahr aufs Neue. Der Druck in der Schule und bei der Ausbildung, immer die neuesten und angesagtesten Marken tragen zu müssen, kommt uns dermaßen zugute, dass ich darüber nachdenke, auch in Berlin einen Outlet-Store zu errichten. Was sagst du dazu?“
    Jack sagte nichts dazu. Er hatte am anderen Ende des Raumes einen interessanten Bekannten entdeckt.

VI
     
     
    „... ich wäre fast gestorben, aber was meint dieser Wald- und Wiesenarzt in der Notaufnahme? Er versichert mir kurzerhand, dass ich kerngesund sei und schickt mich nach Hause. Können Sie sich das vorstellen? Nicht etwa mit einem Krankenwagen, nein, ich musste mir selbst ein Taxi kommen lassen. Ein Skandal!“
    Ächzend, als ob es ihm große Mühe bereiten würde, hob Felix Altmühl, der bäuchlings mit freiem Oberkörper auf der Behandlungsliege lag, den Kopf. Er musste seinen Unmut über das erlittene Ungemach, für das sich jedoch niemand recht zu interessieren schien, loswerden. Und Yvonne war nicht nur eine begnadete Physiotherapeutin, deren heilende Hände seinem Rücken unendlich wohl taten, sie erwies sich auch als mitfühlende Zuhörerin. Nicht ohne Grund hatte er darauf bestanden, von ihr – und nur von ihr – behandelt zu werden. Wie gut, dass ihr Sohn genesen war und sie ihren Dienst in der Abteilung „Health“ im Pour Elles“ wieder angetreten hatte.
    „Woran war ihr Kind eigentlich erkrankt? Ich meine, Ansteckungsgefahr besteht hoffentlich nicht mehr?“ Diese Fragen, aus plötzlich aufkommender Besorgnis geboren, konnte er sich nicht verkneifen.
    Yvonne, deren Hände kreisend den Rücken des Patienten massierten, hatte zu seinen oralen Ergüssen freundlich genickt. Sie kannte das schon. Nicht nur von ihm. Die meisten ihrer

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