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Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Titel: Tempel der Träume - Der Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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Eiskugeln, eine dritte, die ihr gehörte und die sie bereits angeleckt war, hatte sie dazwischengeklemmt.
    „Oh, danke, Mama!“, rief Lea und sprang auf, um der älteren Frau ihr Eis abzunehmen. Die andere Tüte reichte sie Kiara. „Stell dir vor, Mama, wir haben die Vorgesetzte von Kiara getroffen. Hier sitzt sie.“ Sie deutete auf Myrtel. Das „Mama“ hatte sie wieder extra deutlich betont.
    Myrtel reichte Franziska Jonas die Hand. „Ich bin Myrtel. Sie haben zwei sehr aufgeweckte Töchter.“
    Leas Oma runzelte verwirrt die Stirn. „Habe ich das?“ Erst jetzt drang in ihr Bewusstsein, dass Lea sie „Mama“ genannt hatte. Aber was das zu bedeuten hatte, verstand sie nicht so recht.
    Da die Antwort nicht ganz den Erwartungen von Lea entsprach, kniff sie ihrer Oma bedeutungsvoll in die Seite.
    „Autsch“, rief Franziska. „Was ist denn mit dir los?“
    „Zu viele Hausaufgaben“, warf Kiara schnell erklärend ein.
    „Zu viele Schwestern“, korrigierte Lea.
    „Wohl eher zu viel Sonne“, entgegnete Franziska Jonas.
    „Dann will ich mal nicht länger stören“, sagte Myrtel und erhob sich. Irgendetwas war an dem Benehmen der Jonas-Familie seltsam, aber sie schob es darauf, dass es für Kiara ein unangenehmer Moment sein musste, ihrer Chefin in einem privaten Umfeld zu begegnen.
    Sie reichte Kiara zum Abschied die Hand. „Wir sehen uns am Montag wieder.“
    „Ganz bestimmt.“
    „Viel Spaß noch mit dem Eis, Lea“, verabschiedete sie die Zehnjährige.
    „Danke. Ich lass meine Schwester am Montag zur Arbeit gehen, auch wenn es schwerfällt.“
    Myrtel schmunzelte. „Wenn sie nicht kommt, musst du einspringen.“
    Zum Abschluss nickte sie Franziska noch grüßend zu. „Schönen Tag noch“, dann ging sie davon.
    „So Schwester, was ist nun mit den Hausaufgaben?“, fragte Lea keck ihre Mutter.
    Kiara nahm ihr das Eis aus der Hand. „Die machst du schön alleine, junge Frau. Von jetzt an bin ich wieder deine Mutter. Sonst gibt’s Stubenarrest.“ Sie schmunzelte, um anzudeuten, dass ihre Worte nicht ganz so hart gemeint waren, wie sie sich anhörten.
    Lea holte sich ihr Eis schmollend aus der Hand ihrer Mutter zurück. „Schade, ich hätte gerne noch eine Schwester.“
    „Sorry, Kleine, dass ich das sagen muss“, erwiderte Franziska Jonas trocken. „Aber der Zug ist abgefahren.“
    „Ganz sicher?“, fragte die Kleine vorsichtig nach.
    „Ganz sicher.“

IV
     
     
    „Wenn ich ihr nicht beistehe, macht sie ganz bestimmt eine Dummheit. Ich weiß es! Sie hat sich so sehr darin verbissen, den Mann zu finden, der ihr das damals angetan hat, dass sie auf kein vernünftiges Argument mehr hört.“
    Mit vor Erregung rotfleckigem Gesicht unterbrach Holger seine Arbeit und stützte sich auf den Rechen, mit dem er eben noch das welke Laub des vergangenen Herbstes von den Beeten geharkt hatte. Er sah seinen Vater, der die Blätterhaufen auf eine Schubkarre lud, beschwörend an. Es hatte ihn Überwindung gekostet, ihm die tatsächliche Geschichte um Kiaras damalige Geburtstagsfeier und deren Folgen zu erzählen. Schließlich machte ihm das Gehörte selbst noch immer mächtig zu schaffen. Warum nur hatte sie so lange geschwiegen und ihm erst jetzt, notgedrungen, die ganze Wahrheit anvertraut? Eine Wahrheit, der er fassungslos gegenüberstand.
    Seine Kiara mit K.o.-Tropfen betäubt und missbraucht! Die liebenswerte, kleine Lea das Resultat dieser schrecklichen Nacht. Holgers Bewunderung und Verehrung für die tapfere junge Frau, die sich vom Schicksal nicht hatte unterkriegen lassen, sondern ihren Weg gegangen war, reichte inzwischen fast an die Liebe zu ihr heran. Sie hatte ihn um Unterstützung gebeten – er würde sein Möglichstes tun!
    Der Vater bückte sich nach dem letzten Rest der Blätter, dann richtete er sich mit leisem Stöhnen auf.
    „Und was erwartest du dabei von mir, mein Sohn? Ich bin weder Kriminalist noch Staatsanwalt. Akteneinsicht bekomme ich als Schöffe eigentlich nicht einmal bei den Fällen, bei denen ich eingesetzt bin.“
    „Ich weiß.“ Unbehaglich reckte Holger seinen schmalen Körper in die Höhe. Das alles hatte er sich schon gedacht, aber er wollte sich damit nicht zufrieden geben. „Aber du könntest mit einem Richter sprechen, der den Fall bearbeitet hat. Oder mit der Justizangestellten. Die sind in der Lage, alle Akten einzusehen, das hast du selbst erzählt“, warf er ein.
    „Handelt es sich denn bei diesem Nieburg tatsächlich um einen verurteilten

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