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Tempel der Unsterblichen

Tempel der Unsterblichen

Titel: Tempel der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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nicht einen Moment annahm, es könnte nur das sein, was es zu sein vorgab: eine Fledermaus mit gewaltiger Spannweite.
    Wie gelähmt stand er da, unfähig, dem Verderben auszuweichen. Wohin hätte er auch flüchten sollen? Hinter seinem Rücken war immer noch das Nichts, und dort unten, wo solche wie er lebten, konnte er auch keine Hilfe erwarten. Von niemandem!
    Noch im Flug veränderte die Fledermaus ihre Haltung. Ihre krallenbewehrten Klauen stellten sich Tikal entgegen.
    In dem Moment, als der Flügelschlag bereits sein Haar zerzauste und Tikal meinte, die gekrümmten Klauen in sein Fleisch eindringen zu fühlen, übernahm etwas anderes die Regie über seinen Körper.
    Etwas, das nicht einfach dastehen und sich hinschlachten lassen wollte.
    Und ehe Tikal richtig begriff, was er eigentlich tat, sprang er erst zur Seite, drehte sich dann um hundertachtzig Grad .
    ... und warf sich gegen die fürchterliche Mauer, die sein Bewußtsein mit der Wucht eines Keulenhiebs auslöschte.
    *
    Es war kein Zufall, daß Zapata wußte - genau wußte -, wohin er sich zu wenden hatte. Nicht nur das untote Mädchen Viejo, auch ihr das Gesetz brechender Bruder war von ihm einst initiiert worden. Wie jedem anderen Bewohner der Hermetischen Stadt war Tikal der Keim ins Blut gepflanzt worden.
    An den Hälsen eines jeden hier gefangenen Maya prangte das sichtbare Symbol für dieses Ritual, dem sich niemand entziehen durfte und dies auch nicht konnte. Das System war perfekt. Nichts Lebendigem würde je die Flucht daraus gelingen. Dafür sorgte schon die magische Grenze, die sich als undurchdringlich für jeden Bewohner der Hermetischen Stadt erwies.
    Selbst für uns, dachte Zapata, die wir darüber gebieten. Nur unser Vater besitzt den Schlüssel. Er allein vermag zu kommen und zu gehen nach Belieben .
    Der Halbwüchsige, von dem die Untote berichtet hatte, stand genau dort, wo Zapata es erwartet hatte. Die Bilder waren eindeutig gewesen für jemanden, der in ungezählten Sonnenläufen Bekannt-schaft mit jedem Baum und jedem Stein seiner Umgebung geschlossen hatte. Auch wenn Cuyo recht haben mochte: Er war lange nicht mehr außerhalb des Palastes unterwegs gewesen. Das Treiben dort langweilte ihn. Kaum jemals geschah etwas Aufregendes. Es war der immer gleiche Trott.
    Tikals Verbrechen verdiente den Tod - gleichwohl zollte Zapata dem jungen Mann aber durchaus auch leise Bewunderung, überhaupt auf die Idee gekommen zu sein, sich die Gegenwart seiner Schwester über den Tod hinaus bewahren zu wollen, obwohl diese nach dem Sterben nichts anderes mehr war als eine . eine .
    Er vergaß, weiter nach dem richtigen Begriff zu forschen.
    Sein Opfer hatte ihn entdeckt. Seine Reaktion ließ keinen Zweifel. Wie hypnotisiert starrte Tikal seinem Richter entgegen.
    Seinem Richter und . Henker, dachte Zapata.
    Kraftvoll peitschten seine Schwingen die sonst stille Luft.
    Und dann trennte den Vampir nur noch ein einziger Flügelschlag von dem Blutquell, den er sich munden lassen wollte, bevor die Seele daraus entschwand.
    Der Vampir löste den Impuls aus, der seine Maske fallen ließ und ihm jene Hülle zurückgab, in der er einst das Blut seines Vaters aus dem Lilienkelch empfangen hatte.
    Im selben Augenblick löste sich Tikal aus seiner Starre, und noch ehe Zapata ihn berühren konnte, warf er sich todesverachtend gegen die Wand aus Kelchmagie.
    Die Wand, die beim Kontakt mit dem Keimträger purpurfarben zu explodieren schien!
    *
    Pomona hatte ihren Jadeschmuck - Ohrgehänge, Halskette und Fingerringe - angelegt, ansonsten war sie immer noch so nackt wie während des Bades.
    Neben ihr lag die Kopfbedeckung aus Quetzal-Federn bereit, die sie nur anläßlich öffentlicher Opferungen trug. Pomona hatte sich angeboten, in Zapatas Abwesenheit die Untote, in der sein Keim zum Ausbruch gekommen, unschädlich zu machen. Das Blut, das in den Adern der Bevölkerung floß, war viel zu rar, viel zu kostbar, um es mit solch unerwünschten Kreaturen zu teilen.
    Die Vampirin wollte gerade in den kunstvoll gewebten Corte steigen, einen knöchellangen, nur aus einer Stoffbahn gefertigten und in der Taille von einem Gürtel zusammengehaltenen Rock, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung bemerkte.
    Sie drehte sich um.
    »Du? So schnell hatte ich nicht mit deiner Rückkehr gerechnet. Hast du es nicht genossen, deine Beute -«
    »Meine Beute ist verschwunden«, sagte Zapata, auf dem Fenstersims kauernd, wo er sich gerade seiner Flügel entledigt hatte. »Das macht es

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