Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
Gleichgewicht wieder, und damit auch ihre Würde. Dann sah sie mich verächtlich an. »Du hast kein Recht dazu.«
    Ich grinste. »Vielleicht nicht. Aber da bin ich. Und da bist du. Und da geht’s lang. Du hast eine Minute, um dich anzuziehen. Ansonsten mußt du so über die Straße marschieren.«
    Sie hatte weniger an als nichts. Unwillkürlich bewunderte ich die Aussicht auf die Insel mit zwei Bergen. »Fahr deine Gucker wieder ein, Garrett. Sonst komme ich noch auf die Idee, daß du unmoralische Gedanken hegst«, knurrte Maya.
    »Da seien die Götter vor. Jill?«
    Maya stellte sich zwischen Jill und das Fenster. Ich lächelte sie anerkennend an und ging zur Tür, um nachzusehen, was Morpheus und Locke machten. »Wir haben sie. Sie muß sich noch anziehen.«
    »Verschwende keine Zeit. Das ganze Dorf ist auf den Beinen.«
    »Wo wir gerade davon reden: Versuch, ihn zu wecken. Er kommt mit.«
    Morpheus runzelte die Stirn.
    »Wenn jemand die Antworten kennt, dann er.«
    »Wenn du das sagst. Such was, womit wir ihn verkleiden können. Er kann nicht im Nachthemd rumlaufen.«
    Ich sah mich um. Die Klamotten unseres kleinen Kahlkopfs waren ordentlich auf einem Stuhl zusammengefaltet. Jill war fast fertig. Sie hatte sich nicht lange mit Unterwäsche aufgehalten. Maya band ihr einen Bären auf, daß wir der Nonne erklärt hätten, wir hätten sie, Jill, vorausgeschickt, um den Gnom abzulenken, damit wir ihn besser einfangen konnten. Fragend hob ich eine Braue, dann zwinkerte ich ihr zu. Das Mädchen schaltete verdammt schnell.
    »Jill, du nimmst die Klamotten deines Freundes. Er kommt mit«, sagte ich.
    »Wäre ich doch nie zu dir gekommen.«
    »Danke gleichfalls, Liebling. Und jetzt schwing dich.«
    Wir gingen raus, zuerst ich, Maya als Nachhut. Sie fuchtelte mit dem Messer herum. Offenbar amüsierte sie sich ganz unchristlich.
    Morpheus hatte den Gnom so weit wieder auf die Beine gekriegt, daß er uns stolpernd begleiten konnte. Sie waren schon halbwegs die Stufen runter. Am Fuß der Treppe holten wir sie ein. »Wir sollten lieber schnell über den nächsten Zaun springen«, meinte Morpheus.
    »Stimmt.« Obwohl wir dadurch in einer Ecke des Traumviertels rauskamen, die am weitesten von dort entfernt war, wo ich hatte landen wollen.
    Wir benutzten dieselbe Tür, durch die wir reingekommen waren. Sie lag direkt gegenüber der Mitte des Geländes. Dort war der Teufel los. Und irgend jemand kam im Eiltempo auf uns zu.
    Morpheus hatte ein Stück Kordel besorgt. Er band eine Schlaufe und schlang sie dem Gnom um den Hals. »Ein Pieps, und ich erwürge dich. Wir sind nicht deinetwegen meilenweit gelaufen, klar? Also wird uns auch nicht das Herz brechen, wenn wir dich kaltmachen. Kapito?«
    Der Kleine nickte.
    Morpheus wandte sich nach Süden. Maya und ich folgten ihm. Wir hatten Jill eingerahmt. Maya drohte Jill, ihr in den Allerwertesten zu pieksen, wenn sie ihn nicht schneller fortbewegte. Sie hatte eindeutig ihren Spaß.
    Ich hätte gern irgend jemandes Urenkeln eine dramatische Geschichte unserer Flucht erzählt, von wegen, daß man uns haarscharf erwischt hätte, von wilden Kämpfen mit fanatischen Priestern, einer knappen Flucht, als alles schon verloren schien, aber leider lief es nicht so ab. Wir legten eine astreine Start-Ziel-Flucht hin. Ein Dutzend Priester mit Fackeln stürmte das Haus, als wir flohen, aber sie bemerkten uns nicht mal. Morpheus, Maya, Jill und der Gnom hockten schon wie die sprichwörtlichen Wanzen auf der Mauer, und ich griff gerade nach Morpheus’ Hand, als die Bande wieder aus dem Haus stürmte. Wir waren verschwunden, bevor sie auch nur eine Spur von uns entdeckten.
    In den Alleen des Industriegebietes südlich des Traumviertels versteckten wir uns und sorgten dafür, daß sich unser Kleiner erst mal ordentlich anzog. Er war nicht sehr gesprächig. Keine Drohungen, kein Herumgepoltere. Seit wir ihn einkassiert hatten, war er gelassen, ruhig und kooperativ.
    Wir verbrachten den Rest der Nacht damit, einen Riesenumweg um das Traumviertel zu machen, bis weit in den Westen der Stadt, umgingen die Oberstadt und schlichen dann wieder zurück zu meinem Viertel. Ich war hundemüde, als mein Haus endlich in Sicht kam.
    Und auch sehr zufrieden mit mir. Ich hatte eine scharfe Nummer abgezogen, und es war glatter gelaufen, als ich gedacht hatte. Der Überfall auf St. Bramarbas war gar nicht nötig gewesen. Ich hatte meine Phiolen noch alle in den Taschen.

 
49. Kapitel
     
    Es gab ein Problem. Die

Weitere Kostenlose Bücher