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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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den Hausflur hinaus, und die beiden Leichen lagen dicht an der Tür.
    Vielleicht berührt einen so eine blutige Ernte nicht, wenn man Beutler, Sattler oder Morpheus heißt. Aber ich brauchte ein paar Minuten, bis ich wieder klar denken konnte und mir einen Reim aus den Blutflecken und dem Krimskrams machen konnte, der überall rumgeflogen war. Ich trat zu den beiden Männern und nahm sie in Augenschein.
    Keine Ahnung, wie lange ich auf sie runterstarrte. Jedenfalls eine ganze Weile. Jill berührte meinen Arm. »Garrett? Geht es Ihnen gut?« Jetzt war ihr Blick alles andere als kalt. Einen Moment lang erkannte ich die mitfühlende, menschliche Frau hinter den Mauern.
    »Alles klar.« Jedenfalls so lala. Mit der Leiche, die ich anstarrte, hatte ich vor weniger als dreißig Stunden noch zu Abend gegessen.
    Was zum Teufel hatte Pokey überhaupt in Jills Wohnung zu suchen? Von der Frage ganz zu schweigen, warum er umgelegt worden war. Er hatte doch Eierkopf den Job weitergereicht. Und Jill hatte Zarth gefeuert, bevor der überhaupt richtig angefangen hatte.
    Ich ging zum Bett, suchte mir ein sauberes Fleckchen und setzte mich. Zeit zum Nachdenken.
    Pokey war kein richtig enger Freund. Er war ein Kollege, den ich respektierte. Und er hatte nicht für mich gearbeitet, als es ihn erwischt hatte. Ich schuldete ihm nichts. Aber die Sache berührte mich trotzdem. Das war keine Frage der Vernunft.
    Ich wollte den Schweinehund erledigen, der das hier getan hatte. Egal, wer es war.
    Maya sprach zum ersten Mal. »Garrett.« Ihr Tonfall sagte mir, daß es wichtig war.
    »Was?«
    »Zieh dem Kerl die Hose runter.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Mach’s einfach, Garrett.«
    Es war Maya zu ernst, als daß sie mich einfach nur hochgenommen hätte. Ich gehorchte, altrosa im Gesicht. »Was zum Teufel…?«
    Man hatte ihn sorgfältig und vollständig kastriert. Die Wunde war zwar schon verheilt, aber die Narbe war immer noch blutrot. Es mußte nach seiner Rückkehr aus dem Cantard geschehen sein.
    Ich knirschte mit den Zähnen und hatte ein Gefühl, als würden mir Spinnen über den Rücken krabbeln.
    »Das ist wirklich krank«, meinte Jill.
    Dem konnte ich mich nur anschließen. Und zwar aus ganzem Herzen. Beim Anblick der Narben lief es mir noch mal kalt über den Rücken.
    Gern tat ich es nicht, aber ich ging zurück und sah bei dem anderen nach.
    Er war länger dabei. Seine Narben hatten ihre fiese Farbe längst verloren.
    Ich kehrte auf mein Plätzchen auf der Bettkante zurück. »Sie können nicht hierbleiben«, meinte ich zu Jill. »Jemand wird kommen und saubermachen.«
    »Glauben Sie, ich würde mit all den … all dem hierbleiben? Sind Sie verrückt?«
    »Können Sie irgendwo hin?«
    »Nein.«
    Hatte ich mir gedacht. »Was ist mit Ihrem Freund?«
    »Ich weiß nicht, wie ich ihn erreichen kann. Er kommt immer zu mir.«
    Klar. Kein Ehemann hatte es gern, wenn die Geliebte plötzlich vor der Tür steht. Ob er ihr seinen richtigen Namen gegeben hatte? »Packen Sie alles zusammen, was Sie für einen Kurzurlaub brauchen.« Ich mußte mich entscheiden. Ich wollte die Kerle, die abgehauen waren. Sie hatten eine blutige Spur hinterlassen. Aber jemand mußte erst Jill zu meinem Haus begleiten.
    Ich sah Maya an. Sie war ganz grün im Gesicht. »O nein, Garrett«, sagte sie. »Ich bleibe bei dir.«
    Verdammt, schlimm genug, daß Gleichaltrige meine Gedanken lesen konnten. Fingen jetzt auch schon die Kinder damit an?
    »Ich schaffe es allein bis zu Ihnen nach Haus, Garrett«, erklärte Jill. Sie konnte es offenbar auch.
    Ich widersprach nicht. Sie stand nicht gerade ganz oben auf der Liste meiner Lieblingskreaturen. »Gibt’s hier irgendwo ‘ne Laterne?«
    Sie sagte mir, wo ich eine finden konnte.
     
     

16. Kapitel
     
    Draußen war es ruhig, aber es war nicht die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Es war einfach keiner mehr unterwegs.
    Mitternacht war schon vorbei, aber normalerweise macht das in den meisten Vierteln der Stadt keinen großen Unterschied. Die Tagschicht geht zu Bett, und die Nachtschicht steht auf. Trolle, Kobolde, Rattenmänner und was weiß ich nicht noch kamen aus ihren Löchern und gingen an die Arbeit. Das hier war offenbar nicht ihr Viertel.
    Ich öffnete die Klappe der Laterne und hielt sie dicht über den Boden. Blutspritzer sind schwerer zu sehen, wenn sie getrocknet sind.
    »Wieso war es bei ihr so hell, Garrett?« wollte Maya wissen. »Sie muß mindestens zwanzig Lampen angezündet haben.«
    »Da fragst du

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