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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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einfach nur die Beine gebrochen.«
    »Erinner mich dran, daß ich jedem Streit mit den Schwestern aus dem Weg gehe. Hast du was rausgefunden?«
    »Garrett, diese Jungs hatten nichts als ihre Klamotten am Leib. Du mußt dir das Weib in der Blauen Buddel mal ansehen. Eine richtige Kuh.«
    »Das wird ja immer verrückter, Maya. Was hältst du davon?«
    »Gar nichts, Garrett. Denken ist dein Job.«
    »Was?«
    »Du hast gesagt, wir sollten uns zwei Jungs vornehmen, die dieses Haus beobachten. Heute bist du da selbst aufgelaufen. Platina Blondie war dabei und hat dir sogar einen auf die Wange gedrückt. Ich denke, du weißt, was Sache ist.«
    »Ich kenne nicht mal diesen Namen. Sie sagte, sie heißt Jill Craight. Kennst du sie?«
    »Sie war schon bei den Schwestern, als sie mich aufgenommen haben. Sie hat aus Prinzip nie die Wahrheit erzählt, wenn’s auch mit ‘ner Lüge ging. Jede Woche hat sie sich ‘nen anderen Namen zugelegt. Toni Baccarat, Billie Gold, Brandy Diamant, Cinnamon Steele, Hester Podegill. Der letzte ist der einzige, der so blöd klingt, daß er ihr richtiger Name sein könnte. Sie hat uns die ganze Zeit einen Bären auf die Nase gebunden, was ihre Familie angeht und wieviel berühmte Leute sie kennt und was sie alles schon gemacht hat. Meistens hat sie sich nur mit den jüngeren Mädchen abgegeben, weil alle anderen sie schon durchschaut hatten und dem Bockmist, den sie erzählt hat, nicht mehr zuhören mochten.«
    »Moment mal. Hester Podegill?«
    »Ja. Das war einer ihrer tausend Namen.« Sie sah mich merkwürdig an.
    Der Name Podegill rumorte in meinem Hinterstübchen. Früher einmal kannte ich eine Familie, die so heißt. Sie waren meine Nachbarn gewesen. Die hatten einen ganzen Stall voller Töchter. Zwei von ihnen wurden schon mit dreizehn schwanger. Ich erinnerte mich langsam wieder an das Gerede und daran, wie alle die Eltern gemieden hatten … Dritter Stock. Da hatten wir gewohnt. Und die kleinste, die Blonde namens Hester, war ungefähr zehn gewesen, als die Marines mich am Sack gekriegt hatten.
    Aber die Podegills waren tot.
    Mein Bruder hat mir nur ein einziges Mal einen Brief geschrieben. Und zwar wollte er mir berichten, wie die Podegills in einem Feuer ums Leben gekommen waren. Die Tragödie hatte ihn fertiggemacht. Er war bis über beide Ohren in eines der Mädchen verschossen gewesen.
    Dieser Brief war mir zwei Jahre lang hinterhergereist. Als ich ihn endlich bekam, diente mein Bruder schon ein Jahr im Cantard. Er liegt noch immer dort. Wie viele andere wird auch er nie mehr zurückkommen.
    »Bedeutet der Name was für dich, Garrett?«
    »Er erinnert mich an meinen Bruder. Ich habe schon sehr lange nicht mehr an ihn gedacht.«
    »Wußte gar nicht, daß du einen hast.«
    »Hab ich auch nicht. Er ist in der Schlapphutebene krepiert. Erinnere mich bei Gelegenheit mal dran. Dann zeig ich dir die Kennmarke, die sie meiner Mutter gegeben haben. Sie hat sie in eine Schachtel gelegt, zusammen mit denen von ihrem Vater, meinen beiden anderen Brüdern und meinem Vater. Mein Vater ist eingezogen worden, als ich vier war. Mickie war gerade zwei. Früher konnte ich mich mal an das Gesicht meines Vaters erinnern, wenn ich mich anstrengte. Jetzt schaff ich selbst das nicht mehr.«
    Sie schwieg ein paar Sekunden. »Ich hab mir nie vorstellen können, daß du ‘ne Familie hast. Wo ist deine Mutter jetzt?«
    »Tot. Als man ihr Mickies Kennmarke gab, hat sie aufgegeben. Sie hatte nichts mehr, wofür sich zu leben lohnte.«
    »Aber du …«
    »Es liegt noch eine Kennmarke in der Schachtel. Mit meinem Namen. Die Marines haben sie ihr gebracht, vier Tage, bevor man ihr Mickies schickte.«
    »Warum denn? Du warst doch nicht tot.«
    »Sie dachten, ich war tot. Meine Stellung war auf einer kleinen Insel, die die Venageti besetzt hatten. Sie behaupteten, sie hätten uns alle getötet. Aber wir hatten uns in einem Sumpf verkrochen und uns von Schilf, Käfern und Krokodileiern ernährt, während wir einen nach dem anderen von ihnen erledigten. Mom war schon tot, bevor bekannt wurde, daß Karenta die Insel zurückerobert hatte.«
    »Das ist ‘ne traurige Geschichte. Tut mir leid. Ist nicht fair.«
    »Das Leben ist eben nicht fair, Maya. Ich hab gelernt, damit klarzukommen. Meistens denk ich einfach nicht drüber nach. Ich will mich nicht davon fertigmachen lassen.«
    Sie grunzte. Ich fing an zu predigen, und sie reagierte genau so darauf, wie Kinder es oft tun. Sie schaltete auf Durchzug. Wir hatten erst zehn

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