Tempelhyänen
sagte, Tey war ein kluges Mädchen. Sie begriff sofort, was sie tun sollte. »Na gut, wenn ich nicht mit ihm spielen darf, dann scheiß ich auf dich!« Sie stolzierte in die Küche zurück. Und schoß wie ein geölter Blitz zur Hintertür hinaus, um ihren Schwestern, die bestimmt in der Nähe rumlungerten, die nötigen Befehle zu geben.
Ich knallte den Typen noch mal gegen die Wand. »Sag deinem Boß, er soll beten, daß Kain Kontamin ihn vor mir findet, wenn er Maya etwas antut. Kain will ihn nämlich nur umbringen.
Siehst du, da haben wir den Salat. Wir bedrohen uns und schlagen uns an die Brust wie zwei unzivilisierte Idioten. Verschwinde, bevor ich die Geduld verliere.«
Er sah mich an, als denke er, das sei ein Trick. Dann schlich er langsam auf die Tür zu. Als er sie fast erreicht hatte, sprang ich ihn an. Er schrie und stürzte hinaus.
Ich hockte mich auf die Schwelle und sah zu, wie er wegrannte.
Diese ganze Tyrannisiererei hatte mich keinen Schritt weitergebracht. Es hatte mir keinen Spaß gemacht. Und ich fühlte mich genauso mies wie vorher. Ja, es gelang mir nicht einmal, mir einzureden, daß es überhaupt Sinn gehabt hatte.
33. Kapitel
Tey tauchte aus der Finsternis auf. »Hast du ihm jemanden auf die Fersen gesetzt?« fragte ich sie überflüssigerweise.
»Ja.«
»Gut, das ist erledigt. Warum bist du überhaupt gekommen? Dean sagte, es geht um Maya?«
»Ja. Ich glaube, wir haben eine Spur.«
Ich versuchte meinen Brauen-Blick-Trick, aber in der Dunkelheit war das wirkungslos. »Wie das denn?«
»Du hast doch von der Schweinerei im Werftweg gehört? Da haben Kains Jungs eine ganze Bande ausradiert. Du hattest doch angedeutet, daß so was passiert. Wir sind hingegangen und haben die Kinder gefragt, die da wohnen. Einige haben das ganze Spektakel gesehen. Kains Killer haben nicht alle erwischt. Ein paar sind durch den Hintereingang entkommen. Sie haben ein Mädchen mitgeschleppt. Sie hat sich angehört wie Maya.«
Sieh an, sieh an. »Sehr interessant. Wohin sind sie gegangen?«
»Konnten wir nicht rausfinden. Sie sind in Boote gesprungen und den Fluß stromabwärts gerudert. Aber weit sind sie nicht gekommen. Die Kinder haben uns die Boote beschrieben. Eins davon haben wir eine halbe Meile weiter weg gefunden. Und wir wissen, daß sie TunFaire noch nicht verlassen haben, sonst hätten sie diesen Knallkopf nicht geschickt, der dir gedroht hat.«
Ich hatte nicht die geringste Lust auf einen Spaziergang. »Sollen wir uns da umsehen?« fragte ich trotzdem. Tja.
Ich sagte Dean, daß wir ein bißchen Spazierengehen würden. Ich erwartete sein Gezeter, weil er meinetwegen schon lange von zu Hause weg war. Aber er sagte kein Wort. Hätte ich nicht Maya gesucht, hätte er mir bestimmt den Marsch geblasen.
Es waren ein paar Meilen zum Ort des Massakers im Werftweg. Die Boote, von denen Tey erzählt hatte, waren von da aus nach Süden gefahren. Das war ein ziemlich langer Fußweg. Nach einer Weile fingen wir an zu plaudern. Meistens redete Tey und schilderte ihre Heldentaten bei den Racheengeln. Ich fragte sie nach Maya. Sie erzählte mir nichts, was ich nicht schon wußte. Von Zeit zu Zeit kam eine Botin und hielt sie auf dem laufenden, was den Mann betraf, den wir verfolgten. Er ging anscheinend in dieselbe Richtung wie wir. Tey nannte den Botinnen unsere voraussichtliche Route, damit sie uns finden konnten.
Meine Schutzengel waren auch irgendwo da draußen und beschatteten mich.
Wir bildeten die reinste Parade.
»Ich hab heute abend nach Hester gesucht«, sagte ich irgendwann. »Dabei hab ich mir jede Blondine angesehen, die auf der Alten Frachtstraße arbeitet. Sie war nicht dabei.«
Tey lachte. »Alte Frachtstraße? Du bist ja köstlich, Garrett.«
»Was?« Hatte sie wirklich köstlich gesagt?
»Hast du dieses Gefasel über das Theater etwa geglaubt?«
Tja, nun, irgendwie – ja. Nachdem Peridont es bestätigt hatte.
»Garrett, die einzige Schauspielerei, die sie jemals betrieben hat, war die Art Spiel, in dem ihre Partner Esel waren, oder jedenfalls Kerle, die sich wie Esel benahmen. Verstehst du, was ich meine?«
Ich knurrte. Klar verstand ich. Ich war angewidert, nicht so sehr über das, was Jill tat, sondern darüber, daß ich so blind gewesen war. Ich hatte nur gesehen, was ich erwartet hatte. Und nachdem Peridont mir den Knaller über die Herkunft seiner Mistress vor die Füße geworfen hatte, hatte ich die ganze Geschichte geschluckt. Ich hatte die erste Regel
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