Tempelhyänen
sich mal vorstellen! Da wird man plötzlich mit einem möglichen Beweis dafür konfrontiert, daß etwas, das man ausgesprochen widerlich findet, das Gesetz des Universums sein soll.
Wir Loghyre haben niemals den Beweis für die Existenz irgendwelcher Götter gefunden. Genausowenig haben wir allerdings auch ihre Existenz widerlegen können, obwohl die Logik eindeutig dagegen spricht. Sie sind nicht nötig, um alles erklären zu können. Und die Natur erzeugt nichts, was unnötig wäre.
Er hatte noch nie ein halbes Jahr in einem Sumpf verbracht, in dem es ungefähr fünfhundert verschiedene Arten von Blutsaugern gab. Waren Götter vielleicht eine Art psychischer oder geistiger Blutegel?
Wie dem auch sei, ein Beweis oder dessen Fehlen ist für einen Verstand, der glaubt, überflüssig. Und solch ein Verstand wird doppelt engstirnig und doppelt so gefährlich, wenn man ihm das gibt, was er als Beweis ansieht. Dann kann er nämlich anfangen, das zu erschaffen, woran er glaubt.
Bei ihm rumzuhängen war doch nicht bloße Zeitverschwendung. »Du meinst, jemand spielt den Söhnen Hammons was vor und tut so, als wäre er ihr Gott? Er hält sie zum Narren und mißbraucht sie für seine miesen Taten?«
Jemand aus der Zeit, als der Kult Carathca und die Umgegend regierte. Wir, die wir seinen Sturz bewerkstelligten, glaubten, wir hätten ihn vernichtet. Vielleicht haben wir versagt. Oder vielleicht hat ein anderer seinen Platz eingenommen, obwohl das noch ein größeres Rätsel wäre als die Frage, wie derjenige, den wir bekämpft haben, entkommen konnte, um in aller Ruhe seine Bosheit zu nähren.
Jetzt war ich drauf. »Wir reden hier von einem anderen toten Loghyr, richtig?« Es brauchte nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie mein alter Kumpel hier vor Wut am liebsten an die Decke gegangen wäre.
Das tun wir. Wir sprechen von dem einzigen Loghyr, der jemals durchgedreht ist. Wir sprechen von einer wahren Bestie, wenn du so willst, die schon zu seinen Lebzeiten gewaltige Missetaten vollbrachte, in der Verkleidung einiger der größten Verbrecher unserer Geschichte. Und der noch größere Gemeinheiten ersann, nachdem die Gerechten ihn dahingemetzelt hatten.
Angeregt plauderten wir weiter. Er überzeugte mich, daß ein Loghyr sich nicht nur als Mensch ausgeben konnte, sondern daß es auch unzählige Male passiert war – einige der übelsten Gestalten der alten Zeiten und auch ein paar Heilige waren nicht für einen Heller menschlich gewesen. Aber er konnte mir nicht klarmachen, aus welchem Grund. Denn wir Menschen sind ja berüchtigt dafür, daß wir uns überall einmischen müssen. Loghyre dagegen standen doch angeblich über den Dingen und sahen von oben darauf herab.
»Das ist sehr interessant. Ich lerne hier Sachen über Loghyre, die ich niemals vermutet hätte. Wir müssen uns mal irgendwann zusammensetzen und ausführlich darüber quatschen. Jetzt haben wir leider nicht mehr die Zeit dafür. Wir müssen reagieren, und zwar schnell, oder die ganze Maschinerie des Staates belagert uns. Dann können wir gar nichts mehr tun.«
Da kannst du recht haben.
»Du denkst also, da draußen hockt irgendwo ein Loghyr herum, der den alten Kult wiederbelebt hat? Das kauf ich dir ab. Aber warum zum Teufel nehmen sie TunFaire auseinander?«
Ich muß zugeben, daß es mich ebenso verwundert. Vermutlich hätte Magister Peridont es uns verraten können. Diese Craight weiß es vielleicht auch. Ihr hat man mehr anvertraut, als ein Mann einer Frau anvertrauen sollte. Peridont hat sich ihr vermutlich offenbart. Finde sie, Garrett. Und bring sie zu mir.
»Klar. Moment, ich schnippe mal eben mit den Fingern.«
Suche oder identifiziere zumindest den Mann, der in dem Apartment gegenüber ihrer Wohnung war. Ich habe so eine Ahnung, daß er genauso wichtig ist wie diese Craight. Wahrscheinlich sogar wichtiger.
Eine Ahnung? Der Tote Mann? Dieser schlaffe Klops reinen Verstandes? Das konnte nicht sein.
Dean kam rein. »Wir konnten nichts finden, Mr. Garrett.«
»Sucht weiter. Es muß was da sein.«
Das ist nicht unbedingt nötig, Garrett. Es reicht auch die bloße Annahme, daß etwas da ist.
Das hatte ich auch schon gedacht, wollte es aber nicht zugeben. »Sie hat uns als Blitzableiter benutzt?«
Diese Möglichkeit besteht durchaus. Und sie wird wahrscheinlicher, wenn wir annehmen, daß Magister Peridont ihr etwas erzählt hat, was die interessieren könnte, die uns belästigen.
»Ich werde ihr die Kniescheiben brechen, wenn ich
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