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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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ihr das nächste Mal über den Weg laufe.« Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie sie uns diese Kerle auf den Hals hetzte und dabei hoffte, daß die es dann mit dem Toten Mann zu tun bekamen. Diese Nummer hätte ich jedenfalls bedenkenlos versucht, wenn ich mir jemanden vom Hals hätte schaffen wollen.
    Eine Truppe der Wache marschiert an, Garrett. Es wäre klug, wenn du dich jetzt verabsentiertest. Ich werde mich um sie kümmern. Bring du mir das Weibchen.
    Ich verzog mich durch den Hintereingang und ließ einen maulenden und knurrenden Dean zurück, der hinter mir abschloß. Und sich im Grunde seines Herzens freute, daß er wieder mittenmang in der ersten Reihe saß.
    Maya klebte wieder an mir. Und sie wollte sich auf keinen Fall von mir zu den Racheengeln zurückschicken lassen.
    »Aber du könntest ihnen wenigstens Nachricht geben, daß du gesund und munter bist. Ich will nicht, daß Tey Koto mir das nächste Mal auflauert und die Eier abschneidet, weil sie glaubt, daß ich mit dir rumgespielt habe.«
    Sie platzte fast vor Lachen. Wäre mir wahrscheinlich auch so gegangen, wenn mir jemand an den Kopf geworfen hätte, er wolle mit mir ›rumspielen‹. »Du bist einfach unglaublich, Garrett. Wie kann jemand mit deinem Beruf so viele blinde Flecken haben und so naiv sein?«
    Eine solche Frage erwartete man vielleicht von jemandem, der erheblich älter war als sie. Aber die Jungen sind nicht immer dumm, und manchmal sind sie wesentlich empfindsamer als wir alten Zyniker mit unseren ganzen Arsenalen voll vorgefaßter Meinungen. Ich sagte ihr die Wahrheit.
    »Ich hege und pflege sie. Es sind sowohl poetische als auch wissenschaftliche Wahrheiten. Du findest das vielleicht albern, aber ich denke, sie haben es verdient, erhalten zu werden.«
    Sie lachte, doch diesmal klang es nicht spöttisch. Es war reine Freude. »Gut für dich, Garrett. Jetzt weißt du auch gleich, warum ich dich liebe. Mit Inkonsequenzen und allem drumherum.«
    Dieses kleine Biest wußte genau, wie sie einen Kerl aufmischen konnte.
     
     

 
42. Kapitel
     
    Es kam mir vor, als wären tausend Jahre verstrichen, seit Morpheus mir damals eines Abends die Bemerkung an den Kopf geworfen hatte, daß ich besser dran wäre, wenn alle mich für tot hielten. Wie ich das glaubwürdig hinkriegen sollte, wußte ich nicht, aber ich konnte mich für die zweitbeste Möglichkeit entscheiden und einfach verduften. Kuddel und meine Schutzengel waren nicht in Sicht. In der Nachbarschaft meines Hauses brodelte es. Es sah aus, als wäre ganz TunFaire hergepilgert, um rauszukriegen, was eigentlich los war. Trotzdem glaubte ich nicht, daß mich jemand beobachtete. Es schien genau der richtige Moment zu sein, um unterzutauchen.
    »Wohin sollen wir gehen?« wollte Maya wissen.
    »Gute Frage.« Es mußte ein Ort sein, an dem uns niemand suchen würde, ein Ort, an dem wir unbemerkt ein und aus gehen konnten. Irgendwo, wo wir uns eine Zeit aufhalten und ganz normal leben konnten, ohne daß wir uns verrieten. Mir fiel kein perfekter Unterschlupf ein, obwohl ich an einige Ex-Klienten dachte, die noch in meiner Schuld standen und mich sicher aufnehmen würden.
    »Wie wäre es denn mit der Wohnung gegenüber von Hesters Apartment? Sie ist verschwunden, und alle haben ihre Bude schon einmal auf den Kopf gestellt. Also wird keiner mehr Interesse an dem Haus haben. Und du weißt auch, daß der kleine Schauergnom nicht mehr zurückkommt.«
    »Schauergnom?«
    »Ja, du weißt schon, so ein Kleiner und gleichzeitig Unheimlicher. «
    Sie hatte recht. Ein besseres Versteck als die Wohnung würden wir vermutlich nicht finden. Wir gingen hin und kamen genauso einfach rein wie beim ersten Mal. Muß nett sein, wenn der Oberboß einem den Schirm über den Kopf hält.
    Manchmal jedenfalls. Mir hatte es nichts eingebracht, oder?
    Wir waren kaum drinnen, als Maya zu mosern anfing. »Ich hab Hunger.«
    »In der Küche stand irgendwelches Zeug rum, als ich die Bude auf den Kopf gestellt habe.«
    Aber offensichtlich hatte der Mieter das Apartment nicht zum Wohnen benutzt. Aus den Vorräten konnte man kein ordentliches Essen zubereiten. »Warum hast du dich von Dean nicht füttern lassen, bevor wir gegangen sind?« fragte ich Maya, während wir irgendwas zusammenköchelten.
    »Und du? Warum hast du nichts gegessen?«
    »Stimmt. Mir ging zuviel anderes im Kopf herum.« Ich rührte irgendein Süppchen an und überlegte dabei, warum Dean nichts gefunden hatte. Jill mußte etwas hier versteckt haben.

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