Tempelhyänen
aufgewacht wäre, würden wir jetzt nicht so in der Scheiße stecken.
Wir wollen uns nicht streiten, Garrett. Wir haben schon genug Zeit verschwendet. Laß uns damit aufhören.
»Gut. Also packen wir’s an. Ist dir klar, was vorgeht? Weißt du etwas über diese Söhne von Hammon?«
Ich erinnere mich an sie. Ein gewalttätiger und nihilistischer Kult. Für sie besteht das ganze Leben aus Elend und Leid und Bestrafungen, und das wird so lange so bleiben, bis ihr Großer Saubermann kommt und die Welt reinigt. Es wird viele Opfer kosten, aber die Wahren Gläubigen, die Treuen, die ohne Murren dienen und helfen, den Saubermann zu befreien und die Reinigung in Gang zu setzen, werden mit ewiger Wonne belohnt werden. Ihr Paradies ähnelt den jugendlichen Paradiesen der Schattenkulte. Milch und Honig, Straßen aus Gold, und ein unerschöpflicher Vorrat an gefügigen Jungfrauen.
»Der Teil hört sich gar nicht mal so schlecht an.«
Für dich vielleicht nicht.
Ich wartete darauf, daß er mehr erzählte.
Der Ursprung dieses Kultes reicht bis in die Zeit eures Propheten Terrell zurück. Der Kult wurde vor über tausend Jahren als Ketzerei verdammt und verfolgt. Bis dahin war es nur einer von unzähligen Hanitischen Kulten gewesen. Die Häretiker flohen in verschiedene nicht-menschliche Gegenden. Eine Kolonie bildete sich in Carathca, wo seine Doktrin von den Nihilismen der Dunklen Elfen entweiht wurde. Dann verfiel der Kult dem Einfluß von Teufelsanbetern, die ihn vor ungefähr dreihundert Jahren in seine jetzige philosophische Form brachten. Ungefähr zu dieser Zeit behaupteten die Hohenpriester des Kults das erste Mal, sie erhielten direkte Nachrichten vom Himmel, Enthüllungen, die die Gemeinde der Gläubigen auch selbst wahrnehmen konnte. Der Kult mischte sich in die Politik ein und versuchte, die Große Reinigung zu beschleunigen.
Sie wurden verfolgt, Garrett. Zuerst gerieten sie in die Machtkämpfe zwischen Kaiserreich und Kirche, dann bekamen die Herren von Carathca Angst vor ihnen und wollten sie aus der Stadt vertreiben.
Der Kult infiltrierte die menschliche Bevölkerung, die ihn bereitwillig unterstützte, weil die Menschen in Carathca nicht sehr gut behandelt wurden. Er setzte alle Instrumente des Terrors ein. Zwei Generationen später beherrschte der Kult Carathca. Die Adelsschicht der Dunklen Elfen waren nur noch Marionetten. Selbst im Umkreis von fünfzig Meilen stand alles unter dem Einfluß des Kultes. Fanatische Meuchelmörder schwärmten aus, um die Feinde des Großen Saubermannes zum Schweigen zu bringen. Der Kult wurde so gefährlich und bösartig, daß die frühen karentinischen Könige sich vor die Alternative Krieg oder Unterwerfung gestellt sahen. Natürlich entschieden sie sich – schließlich waren es Menschen – dafür, den Kult von der Erdoberfläche auszumerzen. Eine Zeitlang sah es so aus, als könnte es ihnen gelingen. König Beran erklärte sie für vernichtet. Etwas voreilig, wie sich herausstellte. Denn er wurde postwendend von einer Niederlassung des Kultes ermordet, der sich unter einem anderen Namen in TunFaire niedergelassen hatte. Sein Sohn Brian führte den Kampf fort und schien dem Kult vor ungefähr anderthalb Jahrhunderten erfolgreich das Ewige Licht ausgeblasen zu haben. Kannst du mir folgen?
»Geht so. Ich verstehe es nicht, aber das muß ich auch nicht, um ihnen in die Nüsse zu treten, oder?« Selbst wenn sie keine mehr hatten.
Du mußt nur begreifen, daß sie gefährlicher sind als alles, wogegen du bisher gekämpft hast. Außer vielleicht gegen Vampire, die ihre Brut verteidigen. Sie glauben nicht, sie wissen. Ihr teuflischer Gott spricht zu jedem einzelnen von ihnen direkt, und er hat ihnen einen kurzen Ausblick ins Paradies gewährt, in dem sie die Ewigkeit verbringen werden. Sie werden alles tun, weil sie wissen, daß es keine Strapaze oder Strafe ist, im Vergleich zu der Belohnung, die auf sie wartet. Sie fürchten nichts. Sie sind gerettet und werden wiedergeboren werden, und dafür hat man ihnen konkrete Beweise geliefert. Um das zu glauben, reicht das Wort ihres Gottes ihnen vollkommen aus.
Mir wurde unheimlich zumute. »Mach mal Pause, Alter Knochen. Was soll das alles heißen? Mir mußt du das nicht erzählen. Ich bin ein Ungläubiger. Du willst mir weismachen, daß es keine Engel gibt, daß da wirklich ein Gott rumspinnt und daß der ein mieser Teufel ist und …«
Stop, das reicht!
Ich beruhigte mich ein wenig, obwohl ich immer noch zitterte. Muß man
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