Tempelhyänen
ungesetzlich, und zwar, weil es so verdammt gefährlich war. Aber niemand hielt mich auf. Einige Male schrammte ich gerade noch an einem Zusammenprall vorbei. Das Pferd rutschte und schleuderte auf den gepflasterten Straßenstrecken, und zweimal dachte ich, wir würden uns hinlegen. Als wir uns dem Traumviertel näherten, kam ich mir vor wie ein Verrückter. Ich hatte mich bestimmt selbst reingelegt, und finden würde ich auch nichts.
Falsch. Sie waren da. Ich sah erst Jill, aus drei Blocks Entfernung. Sie ging an St. Bramarbas vorbei. Ihr blondes Haar wehte im Wind. Sie sprintete auf den Komplex der Orthodoxen zu. Maya war direkt hinter ihr. Es sah aus, als versuchte sie, sie zu fangen. Jill sah über die Schulter zurück. Mich bemerkte sie nicht.
Ich rammte dem Gaul die Stiefel in die Seiten. Er legte die Ohren an, steckte den Hals vor und galoppierte noch schneller.
Aber es reichte nicht. Jill erreichte die Tore. Normalerweise standen sie offen und waren unbewacht, aber seit der Skandal hochgekocht war, hatte man das geändert. Heute waren sie geschlossen. Jill sprach mit den Wachleuten, blickte auf Maya und sah dann mich.
Maya erreichte Jill, als ich noch einen Block weit weg war.
Die Wachen packten beide Frauen, zerrten sie rein und schlossen die Tore.
Ich zügelte mein Roß vor dem Tor. Obwohl ich die Worte nicht verstand, hörte ich eine Frau und einen Mann im Haus des Wachtpostens streiten. Die Frauen waren durch einen kleinen Eingang für Fußgänger verschwunden, der jetzt geschlossen war. Ich beäugte die eisernen Stangen und dann das Kutschtor, in das die kleine Tür eingelassen war. Einer der Wächter beobachtete mich nervös. Er war unbewaffnet, wirkte aber entschlossen. Ich brauchte nicht mit ihm zu reden, um mir denken zu können, daß er mich nicht einlassen würde. Vermutlich würde er mir nicht einmal antworten.
Ich war auch nicht gerade bis an die Zähne bewaffnet. Ich hatte ein paar Messer dabei und meinen Totschläger sicher verstaut, aber das war nichts, mit dem ich jemanden beeindrucken konnte, der auf der einen Seite des Tores stand, während ich auf der Straße war.
In der Mitte war das Kutschtor nicht ganz einsfünfzig hoch.
Maya stieß einen Schrei aus. Dann zerrten die Männer sie aus dem Torhaus und zum Hauptgebäude. Es war hinter dichtem Gestrüpp verborgen. Jill ging mit ihnen. Sie hatte die Augen weit aufgerissen und sah fast entschuldigend zu mir herüber.
Gut. Das war zuviel.
Ich nahm mit meinem Pferd einen Anlauf von der anderen Seite der Straße und galoppierte auf das Tor zu. Eigentlich hätte der Gaul problemlos rüberkommen müssen.
Wir wollen mal so sagen: Er war kein ausgesprochenes Springpferd.
Er kam schlitternd zum Stehen. Ich schrie, als ich über seinen Kopf hinweg gegen das Tor segelte. Dann rutschte ich an dem Gatter herunter und landete auf der Visage. Ungefähr zehn Männer hatten sich hinter dem Tor aufgebaut. Sie trugen keine Waffen, aber sie würden niemanden hereinlassen, ohne ihm übel zuzusetzen. Ich war bereits verletzt genug … vor allem mein Stolz.
Ich schälte mich von den Pflastersteinen hoch. Auf Händen und Knien starrte ich das verdammte Pferd an. Ich hätte schwören können, daß es lachte. Es lachte mich aus. Es hatte für seine Mannschaft im endlosen Krieg gegen Garrett einen mächtigen Punktevorsprung rausgeholt. »Das war’s für dich, du Biest.« Ich kam hoch und stolperte auf den Gaul zu. Der trabte weg, gerade weit genug, um immer etwas vor mir zu sein.
Die Jungs hinter den Gitterstäben feixten sich einen auf meine Kosten.
Dafür würden sie teuer bezahlen!
Ein freundlicher Passant hielt die Schindmähre fest, bis ich sie übernehmen konnte. Ich führte den Hundesohn am Zügel zurück zu Lou Latschs Stall.
Lou Latsch, mein alter Kumpel Lou Latsch, ergriff natürlich sofort Partei für den Gaul. »Jedes Tier hat seine Grenzen, Garrett. Ein Springpferd muß man trainieren. Du kannst nicht einfach auf ein Pferd steigen und sagen: Hopp.«
»Ist mir klar. Ich habe einfach zuviel riskiert. Und verloren. Das akzeptiere ich.« Von wegen. »Was mich nervt ist, wie er mich anschließend ausgelacht hat. Er hat es absichtlich getan.«
»Garrett, du bist wirklich besessen. Du beschwerst dich immer darüber, daß die Pferde es dir zeigen wollen. Es sind unintelligente Viecher. Sie können es niemandem zeigen wollen.«
Da sah man mal wieder, daß er keine Ahnung von Pferden hatte. »Erzähl das nicht mir. Erzähl’s ihm.« Sie
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