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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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wird in Panik geraten. Sie ist so weit in diesen Strudel mit den verschiedenen Namen geraten, daß sie denkt, sie braucht nur zu verschwinden und ihren Namen zu ändern. Wenn dann jemand auftaucht, der sie anders nennt, verliert sie ihr Selbstvertrauen und reagiert überzogen. Es ist egal, wen sie da sieht.«
    Maya sah mich forschend an. Sie war nicht überzeugt. »Ich weiß nicht … Aber schließlich kennst du dich besser mit Leuten aus als ich.«
    Ich schnaubte verächtlich. Ich und Menschenkenntnis? Ich werde ja nicht mal aus mir selbst schlau, geschweige denn aus dem Rest der Welt.

 
44. Kapitel
     
    Zu meinem Job gehört auch viel Geduld. Vermutlich habe ich mehr Zeit mit Warten verbracht als jeder andere, ausgenommen vielleicht Soldaten. Ich sollte mich nach den fünf Jahren bei den Marines und all denen als Plattfuß eigentlich daran gewöhnt haben. Aber ich konnte noch nie gut stillsitzen, vor allem nicht, wenn ich dabei einen kalten Arsch bekomme.
    Ich mußte einfach rumlaufen. Dadurch konnte ich zwar schneller entdeckt werden, aber mein wunder Hintern und meine steifen Muskeln wollten einfach nicht auf den gesunden Menschenverstand hören.
    »Ich gehe ein bißchen um den Block und kontrolliere, wie viele Ausgänge diese Bude hat.«
    »Und wenn sie ausgerechnet rauskommt, wenn du weg bist?«
    »Die Chancen dafür sind nicht sehr hoch. Ich brauch nur drei Minuten.«
    »Du bist der Experte.«
    So, wie sie das sagte, klang es, als hätte sie da einige Zweifel.
    Ich ging los und vergaß ein Dutzend Schritte weit meine geschauspielerte Behinderung, weil ich ihren fragenden Blick noch im Rücken spürte.
    Ich fand nicht mehr raus als das, was ich eben Maya auf der Bank erklärt hatte. Es gab einen Hinterausgang, über eine Treppe von oben, die auf eine Gasse hinter dem Gebäude führte. Ich hatte mich auch schon gewundert, wie die Mädels da raufkamen. Als wir drinnen waren, hatte ich keinen Zugang zum oberen Stockwerk gesehen. Mist.
    Na ja, wenigstens war ich die Hummeln im Hintern los.
    Ich ging zu der Bank und meinem Mädchen zurück.
    Mädchen? Maya war weg.
    Ich glotzte blöd aus der Wäsche, dann raffte ich mich auf, sah mich um und sprang hoch, um über die Köpfe der Menge zu spähen. Von Maya war nichts zu sehen. Ich hastete rüber zu meinem Spezi, dem schlaksigen Koberer. »Hast du gesehen, was mit dem Mädchen passiert ist, die bei mir war? Die auf der Bank?«
    Er schnaubte derartig verächtlich, daß er damit meine ganze Kompetenz ins Wanken brachte. »Klar, Mann. Diesmal hab ich alles mitgekriegt. Dein blondes Flittchen kam runtergaloppiert, kaum daß du um die Ecke verschwunden bist. Deine Kleine ist nichts wie hinterher. Sie sind da lang getrabt.« Er deutete bergauf. Das heißt, ins Zentrum der Stadt. Da waren wir hergekommen, wir und die meisten anderen auch.
    »Hatte die Blonde es eilig?«
    »Eilig? Die ist gerannt. Vermutlich hat sie dich entdeckt und auf eine Chance zur Flucht gewartet.«
    »Danke.« Ich hastete hinterher und ignorierte die Flüche der Leute, die ich unsanft beiseite schubste. Wie hatte Jill uns denn von da drüben erkennen …?
    Verflucht und zugenäht! Wie blöde kann ein Mensch denn sein? Sie hätte uns wahrscheinlich gar nicht erkannt. Aber sie kannte natürlich die Klamotten, die Maya sich geborgt hatte. Aus ihrem Kleiderschrank!
    Wieso hatten wir daran nicht gedacht, als wir uns so schlau verkleidet hatten?
    Ich beschleunigte, als die Menschenmenge geringer wurde. Sobald ich den Pfuhl verlassen hatte, konnte ich nur raten, wohin Jill gelaufen war.
    Aber ich sah nichts.
    Warum war mir das wichtig? Und warum blieb Maya ihr auf den Fersen? Was würde Jill tun, wenn sie Maya nicht abhängen konnte? Wie wollte Maya sich mit mir in Verbindung setzen, wenn sie Jill bis zuletzt verfolgte? Eine Menge Fragen.
    Ich spähte in Seitenstraßen, sofern ich an welchen vorbeikam, fragte Straßenverkäufer. Einige rieten mir, mich schleunigst zu verpissen, andere sahen mich nur ausdruckslos an. Hier und da gab mir einer eine ehrliche Antwort. Und einer von ihnen hatte Jill tatsächlich gesehen.
    Sie lief immer noch Richtung Stadtmitte.
    Als Garrett, Plattfuß und Ex-Marine bekam ich nicht viel Hilfe. Also schluckte ich zähneknirschend meinen Stolz hinunter und ließ gelegentlich den Namen Kain Kontamin fallen. Das steigerte die Kooperationsbereitschaft erheblich. Selbst ein Würstchenverkäufer an der Ecke braucht den Oberboß. Andernfalls könnte jemand auf die Idee kommen, ihn aus

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