Temptation 2: Weil ich dich begehre (German Edition)
leisten könnte. Feinsteins Kunstgalerie lief ausgezeichnet. Augenscheinlich besaß Francescas Mitbewohner einen erstklassigen Geschmack, gepaart mit einem ausgeprägten Geschäftssinn und einer zurückhaltenden Gediegenheit, die bei vielen reichen Kunstkennern sehr gut ankam.
Abgesehen davon war Ian zugegebenermaßen erleichtert gewesen zu erfahren, dass David – oder »Davie«, wie Francesca ihn nannte – schwul war. Nicht dass die sexuellen Präferenzen ihrer Mitbewohner eine Rolle spielen würden; er hatte bei dem Vorfall im Tattoostudio mit eigenen Augen gesehen, dass sie nichts anfassten, wovon sie lieber die Finger lassen sollten.
Ganz im Gegensatz zu ihm – er hatte sehr wohl etwas angefasst, wovon er lieber die Finger hätte lassen sollen.
Zum tausendsten Mal sah er den schmerzerfüllten Ausdruck auf Francescas Gesicht vor sich, als sie aus seinem Schlafzimmer geflohen war. Wortlos und innerlich vor Wut schäumend hatte er zugesehen, wie sie das Penthouse verlassen hatte. Wie gern hätte er sie aufgehalten, doch ihre sturköpfige Entschlossenheit hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass sie ihm in diesem Moment ohnehin kein Gehör geschenkt hätte. Er war wütend gewesen. Auf sie, weil sie sich und ihn in diese Situation gebracht hatte, und auf sich selbst, weil er lediglich gesehen hatte, was er hatte sehen wollen.
Ja, natürlich hatte er gewusst, dass sie noch unschuldig war, aber nicht in diesem Sinne des Wortes. Und er hatte gewusst, dass er die Finger von ihr lassen sollte. Ein für alle Mal.
Und trotzdem stand er hier.
Mit resignierter Entschlossenheit klopfte er an die dunkelgrün gestrichene Eingangstür. Warum nur war er regelrecht besessen von dieser Frau? Hatte es etwas damit zu tun, dass Francesca ihn vor ein paar Jahren in einem ihrer Gemälde festgehalten hatte, als er sich unbeobachtet glaubte? Es war nur ein flüchtiger Moment gewesen, dennoch hatte sie seine Stimmung mit beängstigender Präzision auf die Leinwand gebannt.
Unwissentlich war sie in die Tiefen seines Seins vorgedrungen, und genau dafür wollte er sie bestrafen und zugleich besitzen.
Von Mrs Hanson hatte er erfahren, dass sie nicht mehr ins Penthouse zum Malen gekommen war. Auch darüber ärgerte er sich, auch wenn es noch so irrational sein mochte. Er klopfte ein zweites Mal. Noch hatte er sich nicht entschieden, ob er hergekommen war, um sich zu entschuldigen und ihr zu versichern, dass er sie nie wieder belästigen würde, oder um sie mit allen Mitteln dazu zu bringen, sich noch einmal von ihm berühren zu lassen.
Die innere Zerrissenheit hatte ihm dermaßen zugesetzt, dass ihm selbst Lin, die ihn normalerweise mühelos zu besänftigen verstand, aus dem Weg ging, als drohe er jederzeit wie ein Dampfkessel zu explodieren.
In diesem Moment ging die Tür auf, und ein dunkelhaariger Mann mittlerer Größe stand vor ihm und musterte ihn ernst. Er musste erst kürzlich aus der Galerie nach Hause gekommen sein, denn er trug noch einen dunkelgrauen Anzug.
»Ich möchte Francesca sprechen«, sagte Ian.
Davie warf einen besorgten Blick über die Schulter in den Flur des Hauses, doch dann nickte er und trat beiseite, um Ian hereinzulassen. Er führte ihn in ein geschmackvoll eingerichtetes Wohnzimmer.
»Bitte, setzen Sie sich. Ich werde sehen, ob sie zu Hause ist«, erklärte er.
Ian nickte und knöpfte sein Jackett auf, ehe er sich niederließ. Er griff nach einem Kunstkatalog und begann geistesabwesend darin zu blättern, während er vergeblich auf irgendwelche Geräusche im Haus lauschte. Der Katalog war auf einer Seite mit einer Liste von Kunstwerken aufgeschlagen gewesen, die demnächst in einem Auktionshaus in der Stadt unter den Hammer kommen würden.
Wenige Minuten später kehrte Davie ins Wohnzimmer zurück. Ian sah auf und legte den Katalog beiseite.
»Sie sagt, sie sei beschäftigt«, erklärte er, sichtlich unbehaglich.
Ian nickte langsam. Er hatte nichts anderes erwartet.
»Würden Sie mir bitte den Gefallen tun und ihr sagen, dass ich so lange warte, bis sie nicht mehr beschäftigt ist?«
Davies Adamsapfel hüpfte, als er schluckte. Wortlos verließ er das Wohnzimmer und kehrte eine Minute später zurück – ohne Francesca. Beim Anblick seiner entschuldigenden Miene lächelte Ian und erhob sich.
»Es ist ja nicht Ihre Schuld«, sagte er und streckte die Hand aus. »Ich bin übrigens Ian Noble. Wir wurden einander nie richtig vorgestellt.«
»David Feinstein.« Davie schüttelte ihm die
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