Temptation 2: Weil ich dich begehre (German Edition)
und seine Kiefermuskeln spannten sich an. »Wieso genießt du es nicht einfach? Ich werde es weiß Gott tun«, erklärte er brüsk, wandte sich ab und schloss die Tür mit einem vernehmlichen Klicken hinter sich.
Anderthalb Stunden später saß Francesca an einem Zweiertisch im berühmten Restaurant Le Grand Véfour im Palais Royal. Sie war so überwältigt von all den üppigen Kunstwerken, dem köstlichen Essen, der Vorfreude auf das, was an diesem Abend noch passieren würde … und von Ians Blick, der sie nicht eine Sekunde loszulassen schien, dass sie kaum einen Bissen hinunterbekam, geschweige denn etwas von den Köstlichkeiten wirklich genießen konnte.
Das Ganze war eine kaum verhohlene Verführungsszenerie.
»Du hast ja kaum etwas gegessen«, bemerkte Ian, als der Kellner an ihren Tisch trat, um die Vorspeisenteller abzuräumen.
»Tut mir leid«, erwiderte sie aufrichtig und krümmte sich innerlich beim Gedanken daran, wie viel Geld und welche Mühe in die Zubereitung ihres köstlichen Bœuf bourguignon mit Kartoffelpüree, Ochsenschwanzscheiben und frischen Trüffeln geflossen war, das jetzt in den Abfall wandern würde. Der Kellner stellte Ian eine Frage auf Französisch, die dieser auf Französisch beantwortete, ohne den Blick von ihr zu lösen. Eines stand fest: Seit er vorhin in einer modernen Version des klassischen Smokings mit einer schmalen schwarzen Krawatte anstelle der Fliege, einem blütenweißen Hemd und einem farblich passenden Einstecktuch aus dem Bordschlafzimmer getreten war, hatte sie kaum den Blick von ihm wenden können. Sämtliche Augen waren ihnen gefolgt, als er sie an ihren Tisch geführt hatte.
»Bist du nervös?«, fragte er, nachdem der Kellner verschwunden war.
Sie nickte und betrachtete seine langen, wohlgeformten Finger, die den Stiel seines Champagnerglases umfassten, und musste einen Schauder unterdrücken.
»Hilft es dir, wenn ich dir verrate, dass es mir genauso geht?«
Erstaunt sah sie ihn an. Seine Augen schimmerten wie flüssige blaue Halbmonde unter seinen halb geschlossenen Lidern.
»Ja«, platzte sie heraus. »Bist du wirklich nervös?«, fügte sie nach einem Moment hinzu.
Er nickte nachdenklich. »Ja. Und ich glaube, ich habe allen Grund dazu.«
»Wie kommst du darauf?«, stieß sie halblaut hervor.
»Weil ich so aufgeregt bin, dich hierzuhaben, dass ich fürchten muss, die Beherrschung zu verlieren. Das tue ich niemals, Francesca. Aber heute Abend könnte es passieren.«
Die düstere Warnung in seinem Tonfall ließ sie erschaudern. Wie war es möglich, dass die Vorstellung, Ian unbeherrscht zu sehen, sie so erregte? Sie blickte überrascht auf, als der Kellner erneut an ihren Tisch trat und ein wunderschön arrangiertes Dessert und ein silbernes Kaffeeservice vor ihnen auf den Tisch stellte.
» Est-ce qu’il y aura autre chose, monsieur ?«, erkundigte er sich.
» Non, merci .«
» Très bien. Bon appétit .« Der Kellner verschwand.
»Das habe ich nicht bestellt«, sagte Francesca und beäugte das Dessert argwöhnisch.
»Ich weiß. Aber ich. Iss. Du wirst die Energie brauchen, meine Schönheit.« Sie blickte ihn unter ihren Wimpern hervor an und sah das Lächeln auf seinem Gesicht. »Das ist ein palet aux noisettes , die Spezialität des Hauses. Selbst wenn du pappsatt wärst, würdest du dir das nicht entgehen lassen wollen. Vertrau mir«, erklärte er und griff nach ihrer Gabel.
Sekunden später drang ein leises verzücktes Stöhnen aus ihrem Mund, als die Kombination aus Kuchenteig, Schokoladenmousse, Haselnüssen und Karamelleiscreme auf ihrer Zunge zerging. Sie erwiderte sein Grinsen mit einem verlegenen Lächeln und versenkte ihre Gabel ein weiteres Mal in der süßen Köstlichkeit, diesmal mit sichtlich größerer Begeisterung.
»Du sprichst so gut Französisch«, sagte sie und schob sich den nächsten Bissen in den Mund.
»Das hat durchaus seine Gründe. Ich habe nicht nur die britische, sondern auch die französische Staatsbürgerschaft. Im Grunde sind beide Sprachen meine Muttersprachen. In dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, haben die Leute Französisch gesprochen, meine Mutter dagegen Englisch.«
Sie hielt inne und rief sich Mrs Hansons Schilderung über Ians Großeltern ins Gedächtnis, die ihre Tochter irgendwo in Nordfrankreich aufgestöbert und dabei von der Existenz eines Enkelsohns erfahren hatten. Sie wünschte, sie wüsste mehr über seine Vergangenheit.
»Du sprichst nie über deine Eltern«, sagte sie vorsichtig und
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