Temptation 2: Weil ich dich begehre (German Edition)
nahm noch einen Bissen.
»Du auch nicht. Steht ihr euch nicht nahe?«
»Nicht besonders«, antwortete sie und unterdrückte ein Stirnrunzeln, als sie seinen Versuch bemerkte, das Gesprächsthema von sich selbst abzulenken. »Mein ganzes Leben lang dachte ich, sie sind unzufrieden mit mir, weil ich zu dick bin. Zumindest dachte ich immer, das sei der Grund. Aber jetzt, wo ich schlank bin, stelle ich fest, dass sie mich nur einfach nicht verstehen.«
»Das tut mir leid.«
Sie zuckte die Achseln und spielte mit ihrer Gabel herum. »Wir kommen einigermaßen miteinander aus und streiten uns nicht oder so. Es ist nur einfach … schmerzlich, in ihrer Nähe zu sein.«
»Schmerzlich?« Er hielt mitten in der Bewegung inne und blickte sie über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg an.
»Nein, das trifft es nicht genau. Es ist eher … mühsam«, korrigierte sie.
»Können sie dein künstlerisches Talent nicht wertschätzen?«
Für einen Moment schloss sie die Augen, um den Genuss auszukosten, als sich die unterschiedlichen Aromen auf ihrer Zunge vermischten. »Meine Kunst geht ihnen auf die Nerven. Meinem Vater noch viel mehr als meiner Mutter«, sagte sie, nachdem sie die süße Köstlichkeit bis auf den letzten Krümel genossen hatte. Sie strich sich mit dem Daumen über die Lippen und erwischte mit der Zunge einen winzigen Klecks Schokoladenmousse. Gütiger Himmel, der reinste Traum …
Unvermittelt warf Ian seine Serviette auf den Tisch.
»Das war’s. Wir müssen gehen«, sagte er und schob seinen Stuhl zurück.
»Wie bitte?«, fragte sie erschrocken.
Er trat um den Tisch herum, um ihr beim Aufstehen zu helfen. »Egal«, erwiderte er und ergriff ihre Hand. »Erinnere mich nur daran, das nächste Mal nichts mit Schokolade zu bestellen, wenn ich sowieso schon Mühe habe, mich zu beherrschen.«
Die Bemerkung erfüllte sie mit einer Freude, deren Süße den köstlichen palet aux noisettes bei weitem übertraf.
»Wo wohnen wir überhaupt?«, fragte Francesca, als sie Minuten später in der Limousine saßen und Jacob die dunkle, nahezu verwaiste rue du Faubourg Saint-Honoré entlangfuhr. Anders als auf der Fahrt vom Flughafen zum Restaurant, wo Ian neben ihr gesessen und ihre Hand gehalten hatte, hatte er nun auf dem Sitz gegenüber Platz genommen und blickte mit distanzierter, düsterer Miene aus dem Fenster.
»Im Hotel George V., aber dorthin fahren wir jetzt noch nicht.«
»Wohin dann?«
Der Wagen drosselte sein Tempo, und Ian nickte in Richtung Fenster. Ihre Augen weiteten sich beim Anblick des riesigen, reich verzierten Gebäudes aus der Ära der zweiten französischen Republik, das den gesamten Häuserblock einnahm.
»Ins Musée de St. Germain ?«, fragte sie. Sie kannte das Museum für antike griechische und italienische Kunst aus ihrer Zeit während des Studiums und wusste, dass es in einem der wenigen noch bestehenden Privatpalais in der Innenstadt untergebracht war.
»Genau.«
Das Lächeln erstarb auf ihren Zügen. »Ist das dein Ernst?«
»Natürlich«, erwiderte er ruhig.
»Ian, es ist nach Mitternacht. Das Museum hat längst geschlossen.«
Jacob brachte die Limousine zum Stehen. Sekunden später klopfte er gegen die Scheibe und öffnete die Tür. Ian stieg aus, nahm ihre Hand, um ihr aus dem Wagen zu helfen, und lächelte beim Anblick ihrer zweifelnden Miene, als sie neben ihm auf der von Bäumen gesäumten, schwach erleuchteten Straße stand.
»Keine Sorge, wir bleiben nicht lange. Ich will genauso schnell ins Hotel wie du. Noch mehr sogar«, fügte er halblaut hinzu, trat auf den Bürgersteig und vor eine halb unter einem steinernen Rundbogen verborgene Tür. Zu ihrer Verblüffung öffnete ein elegant aussehender Mann mit grau meliertem Haar, kaum dass Ian angeklopft hatte.
»Mr Noble«, begrüßte er ihn mit einer Mischung aus Respekt und Herzlichkeit und ließ sie eintreten, ehe er die Tür hinter ihnen schloss und sich einer Tastatur zuwandte. Er gab ein paar Ziffern ein, worauf hörbar ein Schloss einrastete und das grüne Lämpchen einer Alarmanlage zu blinken begann.
»Alain, ich kann Ihnen gar nicht genug für diesen ungewöhnlichen Gefallen danken«, erklärte Ian voller Wärme, als der Mann sich wieder umdrehte. Sie schüttelten einander die Hände, während Francesca sich zunächst verwirrt, dann jedoch mit wachsender Neugier in dem weißen, schwach erleuchteten Marmorsaal umsah. Dies war definitiv nicht der offizielle Eingang des Museums.
»Ach, das ist doch kein Problem«,
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