Temptation: Weil du mich verführst
mich, dass ich die Gelegenheit bekomme, mich persönlich bei Ihnen für den Auftrag zu bedanken. Er bedeutet mir mehr, als ich ausdrücken kann«, presste sie hervor. Sie hatte die Worte vorher auswendig gelernt.
Er zuckte kaum merklich die Achseln und winkte ab. »Sie haben es verdient.« Er sah ihr in die Augen. »Oder werden es zumindest demnächst tun.«
Sie spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte, und konnte nur hoffen, dass er es nicht merkte.
»Das habe ich. Aber Sie sind derjenige, der mir die Gelegenheit gegeben hat. Und dafür möchte ich mich bei Ihnen bedanken. Ohne diese Chance hätte ich mir das zweite Jahr meines Masterstudiums wahrscheinlich nicht leisten können.«
Er blinzelte. Aus dem Augenwinkel registrierte sie, wie Zoe sich versteifte, und wandte verlegen den Blick ab. War ihr Tonfall zu scharf gewesen?
»Meine Großmutter wirft mir oft vor, ich könnte mit Dankbarkeit nicht gut umgehen und sei viel zu schroff«, sagte er eine Spur freundlicher. »Sie haben völlig recht, mich zu schelten. Es freut mich, dass ich Ihnen die Gelegenheit geben konnte, Miss Arno«, fügte er mit einem leichten Nicken hinzu. »Zoe, würden Sie Lin von mir ausrichten, dass ich gerade beschlossen habe, das Essen mit Xander LaGrange doch abzusagen. Sagen Sie ihr bitte, sie soll einen neuen Termin vereinbaren.«
»Natürlich, Mr Noble«, erwiderte Zoe und verschwand.
»Möchten Sie sich setzen?«, fragte er und nickte in Richtung einer ledernen Sofaecke.
»Gern.«
Er ließ ihr den Vortritt. Sie wünschte, er würde es nicht tun, weil es sie verlegen machte und ihr das Gefühl gab, ungelenk zu sein. Als sie sich gesetzt hatte, ließ er sich mit einer eleganten fließenden Bewegung neben ihr nieder. Francesca strich den dünnen Rock ihres mit winzigen Perlen besetzten Vintage-Hängerkleids glatt, das sie in einem Secondhandladen in Wicker Park erstanden hatte. Der Septemberabend hatte sich als kühler entpuppt als angenommen, und außer der lässigen Jeansjacke hatte ihr Kleiderschrank nichts hergegeben, was zu dem Kleid mit den schmalen Trägern gepasst hätte. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie lächerlich sie neben diesem Inbegriff männlicher Eleganz wirken musste.
Sie zupfte nervös an ihrem Kragen herum, ehe sie den Kopf hob und trotzig das Kinn reckte. Der Anflug eines Lächelns spielte um seine Lippen, bei dessen Anblick sie ein leises Ziehen im Unterleib spürte.
»Sie sind also im zweiten Jahr Ihres Masterstudiums, richtig?«
»Ja. Ich studiere am Art Institute.«
»Eine sehr renommierte Kunstschule«, murmelte er, legte die Hände auf die Tischplatte und lehnte sich scheinbar entspannt zurück. Die muskulöse Eleganz seines Körpers erinnerte Francesca an ein Raubtier, dessen scheinbare Ruhe und Gelassenheit jederzeit umschlagen konnte. Er hatte schmale Hüften und breite Schultern, die darauf schließen ließen, dass sich ein durchtrainierter Oberkörper unter seinem gestärkten weißen Hemd verbarg. »Wenn ich mich recht entsinne, stand in Ihrer Mappe, dass Sie an der Northwestern University Kunst und Architektur studiert haben.«
»Das stimmt«, antwortete Francesca atemlos und löste den Blick von seinen Händen. Sie waren elegant, aber zugleich groß, kräftig und zupackend. Aus irgendeinem Grund brachte ihr Anblick sie völlig aus dem Konzept. Sie ertappte sich dabei, wie sie sich seine Finger auf ihrem Körper vorstellte … um ihre Taille …
»Wieso das?«
Sie schrak aus ihren unangemessenen Gedanken auf und sah ihn an. »Wieso ich Kunst und Architektur studiert habe?«
Er nickte.
»Architektur für meine Eltern und Kunst für mich«, erwiderte sie, erstaunt über ihre Offenheit. Normalerweise begegnete sie dieser Frage mit kühler Verachtung. Weshalb hätte sie sich zwischen ihren beiden Talenten entscheiden sollen? »Meine Eltern sind beide Architekten. Es war ihr sehnlicher Wunsch, dass ich eines Tages in ihre Fußstapfen trete.«
»Also haben Sie ihnen diesen Wunsch erfüllt und die Qualifikation erworben, aber nicht ernsthaft vor, Ihren Lebensunterhalt mit Architektur zu verdienen.«
»Ich werde immer Architektin sein.«
»Das freut mich zu hören«, sagte er und sah auf, als ein gut aussehender Mann mit Dreadlocks und hellgrauen Augen, die in scharfem Kontrast zu seiner dunkleren Hautfarbe standen, an ihren Tisch trat. »Lucien! Wie laufen die Geschäfte?«
»Bestens«, gab dieser zurück und musterte Francesca interessiert.
»Miss Arno, das ist Lucien Lenault, der
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