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Temptation: Weil du mich verführst

Temptation: Weil du mich verführst

Titel: Temptation: Weil du mich verführst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Kery
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Damit finanziere ich meine Miete«, fügte sie hinzu und registrierte den Anflug von Panik, der in ihr aufstieg. Wie kühl er auf einmal wirkte. So unterkühlt, dass sie schlagartig der Mut verließ. Sie hob das Glas an die Lippen und trank einen großen Schluck. Oje, wenn sie Davie erst erzählte, wie sie alles vermasselt hatte! Ihr bester Freund wäre garantiert stocksauer auf sie, wohingegen sich ihre anderen Mitbewohner – Caden und Justin – über den jüngsten Beweis ihrer Unfähigkeit im Umgang mit anderen Menschen vor Lachen biegen würden.
    Wäre Ian Noble doch nur nicht so attraktiv. Geradezu nervtötend attraktiv.
    »Tut mir leid«, murmelte sie. »Ich hätte das nicht sagen dürfen. Ich … ich habe nur gelesen, dass Ihre Großeltern dem britischen Adel angehören, ein Earl und eine Countess.«
    »Und deshalb haben Sie Angst, ich könnte es als unter meiner Würde empfinden, von einer einfachen Kellnerin bedient zu werden, ja?«, hakte er nach. Die Belustigung machte seine Züge keineswegs weicher, sondern ließ sie nur umso anziehender wirken. Sie stieß einen Seufzer aus und entspannte sich ein wenig. Offenbar hatte sie ihn also doch nicht bis aufs Blut beleidigt.
    »Den Großteil meiner Ausbildung habe ich hier in den Staaten absolviert«, erklärte er. »Deshalb fühle ich mich in erster Linie als Amerikaner. Und ich versichere Ihnen, dass es nur einen Grund gab, weshalb Lucien uns höchstpersönlich bedient hat: Er wollte es so. Wir sind nicht nur Fechtpartner, sondern auch Freunde. Dass die englische Aristokratie einen männlichen Bediensteten einem weiblichen vorzieht, kommt lediglich in Liebesromanen im England des frühen neunzehnten Jahrhunderts vor. Und selbst wenn dieses Vorurteil heute noch existieren sollte, trifft es wohl kaum auf einen Bastard zu. Tut mir leid, wenn ich Sie in diesem Punkt enttäuschen muss.«
    Ihre Wangen glühten vor Scham. Wann lernte sie endlich, ihre große Klappe zu halten? Und Moment mal … wie war das gewesen? Hatte er gerade zugegeben, dass er unehelich war? Das war ja etwas ganz Neues.
    »Und wo arbeiten Sie?«, erkundigte er sich, scheinbar ohne das leuchtende Rot ihrer Wangen zu bemerken.
    »Im High Jinks in Bucktown.«
    »Nie gehört.«
    »Das überrascht mich nicht«, murmelte sie und nippte abermals an ihrem Champagner. Er brach in dröhnendes Gelächter aus. Sie sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Er sah so heiter aus. Ihr Herz zog sich zusammen. Ian Noble war in jeder Lebenslage eine echte Augenweide, doch wenn er lächelte, lief jede Frau in seiner Nähe Gefahr, vollends dahinzuschmelzen.
    »Würden Sie mich begleiten? Es sind nur ein paar Blocks. Ich möchte Ihnen etwas Wichtiges zeigen.«
    Sie hielt mitten in der Bewegung inne. Was hatte er vor?
    »Es hat mit Ihrer späteren Arbeit zu tun«, erklärte er. Unvermittelt hatte sich ein spröder, autoritärer Ton in seine Stimme geschlichen. »Ich würde Ihnen gern die Aussicht zeigen, die ich mir für das Bild vorstelle.«
    Wut stieg in ihr auf. Sie reckte das Kinn. »Ich muss also malen, was Sie sich ausgedacht haben, ja?«
    »Genau«, antwortete er.
    Sie stellte ihr Glas so abrupt auf dem Tisch ab, dass der Champagner überschwappte. Er schien nicht bereit zu sein, auch nur einen Zentimeter nachzugeben. Dieser Kerl verströmte exakt die Arroganz, die sie vermutet hatte. Wie befürchtet, entpuppte sich der Gewinn der Ausschreibung als ultimativer Albtraum für ihre Kreativität. Ihre Nasenflügel bebten unter seinem durchdringenden Blick, den sie finster erwiderte.
    »Ich schlage vor, Sie sehen es sich erst mal an, bevor Sie beleidigt sind, Miss Arno.«
    »Francesca.«
    Sie registrierte ein Flackern in seinen blauen Augen. Für den Bruchteil einer Sekunde bereute sie die Sprödigkeit ihres Tonfalls, doch dann nickte sie.
    »Francesca«, bestätigte er leise. »Gern. Aber nur, wenn Sie mich Ian nennen.«
    Sie zwang sich, das Flattern in der Magengegend zu ignorieren. Lass dich bloß nicht von ihm einwickeln . Dieser Mann würde seine Vorstellungen um jeden Preis durchsetzen und ihre Kreativität dabei gnadenlos im Keim ersticken, daran bestand nicht der geringste Zweifel. Das Projekt entpuppte sich als schlimmer als angenommen.
    Ohne ein weiteres Wort erhob sie sich und durchquerte das Restaurant, dicht gefolgt von Ian Noble, dessen Anwesenheit ihr mit jeder Faser ihres Körpers bewusst war.
    Stumm trat er auf den Bürgersteig und schlug den Weg zum Lower Wacker Drive und dem Chicago River

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