Temptation: Weil du mich verführst
Manager des Fusion und der schillerndste Gastronom Europas. Ich habe ihn in einem der besten Restaurants von Paris entdeckt.«
Lucien verdrehte belustigt die Augen und grinste. »Ich hoffe, ich kann bald dasselbe vom Fusion behaupten. Es ist mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Arno«, fügte er mit seinem hinreißenden französischen Akzent hinzu. »Was darf ich euch beiden bringen?«
Noble sah sie erwartungsvoll an. Seine Lippen waren ungewöhnlich voll für einen Mann mit so herben, maskulinen Zügen, sinnlich und fest zugleich.
Streng und unnachgiebig.
Wo kam dieser Gedanke denn auf einmal her?
»Danke, ich bin zufrieden«, presste sie hervor, obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug.
»Was trinken Sie?«, fragte er mit einem Nicken auf ihr halb volles Glas.
»Das Übliche. Mineralwasser mit Zitrone.«
»Sie sollten feiern, Miss Arno.« Lag es an seinem britischen Akzent, dass ihre Haut so prickelte, wenn er ihren Namen aussprach? Er war ungewöhnlich. Britisch, aber gelegentlich war noch etwas anderes herauszuhören, das sie nicht recht zuordnen konnte. »Bring uns eine Flasche Roederer Brut«, sagte er zu Lucien, der lächelnd nickte und sich mit einer kurzen Verbeugung zurückzog.
Sie musterte ihn mit wachsender Verwirrung. Wieso war er auf einmal so versessen darauf, seine kostbare Zeit mit ihr zu verbringen? Garantiert trank er nicht mit jedem Champagner, der in den Genuss seiner Großzügigkeit kam. »Wie gesagt, ich bin sehr erfreut über Ihren Architekturhintergrund. Ihre Fachkenntnisse und Fertigkeiten verleihen Ihren Arbeiten erst ihre typische Präzision. Das Gemälde, mit dem Sie sich für die Ausschreibung beworben haben, ist spektakulär. Sie haben genau die Stimmung eingefangen, die ich mir vorgestellt hatte.«
Ihr Blick schweifte über seinen Maßanzug. Seine unübersehbare Liebe zu klaren Linien überraschte sie nicht. Und er hatte völlig recht: Ihre Schwäche für Form und Struktur schlug sich sehr häufig in ihren Werken nieder, aber es ging ihr nicht um Präzision. Weit gefehlt. »Es freut mich, dass es Ihnen gefallen hat«, sagte sie in, wie sie hoffte, neutralem Tonfall.
Ein Lächeln erschien um seine Mundwinkel. »Sie verschweigen mir etwas. Sind Sie etwa nicht glücklich darüber, dass es mir gefallen hat?«
Überrascht zog sie die Augenbrauen hoch . Meine Kunst muss nur mir gefallen, niemandem sonst, lag ihr auf der Zunge, doch sie verkniff sich die Bemerkung gerade noch rechtzeitig. Was war nur los mit ihr? Immerhin hatte sie es diesem Mann zu verdanken, dass sich ihr Leben zum Positiven gewendet hatte.
»Wie gesagt, ich bin außer mir vor Freude darüber, dass ich diesen Wettbewerb gewonnen habe.«
»Ah«, murmelte er, als Lucien mit dem Champagner und einem Eiskübel erschien, musterte sie jedoch weiter eindringlich. »Aber sich über den Auftrag zu freuen, ist nicht dasselbe, wie sich darüber zu freuen, dass Sie mir eine große Freude damit bereiten.«
»Nein, das habe ich nicht gemeint«, platzte sie heraus und warf Lucien, der den Champagnerkorken mit einem leisen Ploppen löste, einen Seitenblick zu, ehe sie sich wieder Noble zuwandte. Seine Augen funkelten, ansonsten war seine Miene ausdruckslos. Wovon um alles in der Welt redete der Mann? Und wieso trieb ihr seine Frage die Röte ins Gesicht, obwohl sie sie im Grunde noch nicht einmal zu beantworten brauchte? »Es freut mich, dass Ihnen mein Bild gefallen hat. Sehr sogar.«
Noble erwiderte nichts darauf, sondern sah desinteressiert zu, wie Lucien den prickelnden Champagner in die hohen Gläser goss. Er nickte und murmelte einen flüchtigen Dank, dann zog Lucien sich zurück. Francesca griff im selben Moment nach ihrem Glas wie er.
»Herzlichen Glückwunsch.«
Sie rang sich ein Lächeln ab, als ihre Gläser kaum hörbar aneinanderstießen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so etwas probiert: Der eisgekühlte, trockene Champagner glitt wie flüssiges Gold über ihre Zunge und ihre Kehle hinab. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Sie warf Noble einen Blick zu. Wie konnte ihn die bedeutungsschwangere Atmosphäre, die ihr regelrecht den Atem zu rauben drohte, scheinbar völlig kalt lassen?
»Als Mitglied einer Adelsfamilie wird eine einfache Cocktailkellnerin wohl kaum gut genug sein, um Sie zu bedienen«, sagte sie und wünschte, sie könnte das Zittern in ihrer Stimme unterdrücken.
»Wie bitte?«
»Oh, ich meinte nur …« Sie ohrfeigte sich insgeheim. »Ich arbeite nebenbei als Kellnerin.
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