Temptation: Weil du mich verführst
sonst nur sehr selten über seine Arbeit.
»Ein Social-Media-Game-Konzept, das ich für den europäischen Markt teste.«
»Und du hast Probleme, die passenden Führungskräfte zu finden?«
Seufzend erhob er sich. Er sah »feudal-lässig« aus – ein Begriff, der ihr spontan in den Sinn gekommen war, um Ians Erscheinungsbild zu beschreiben, wenn er nicht seinen gewohnten Anzug trug. Heute trug er einen leichten kobaltblauen Pulli mit V-Ausschnitt über einem weißen Hemd und dazu eine schwarze Hose, die sich gewohnt sexy um seine schmalen Hüften und langen Beine schmiegten.
»Ja, unter anderem«, bestätigte er und tippte auf seine Tastatur ein. »Allerdings ist das nichts Neues. Leider spricht mein jugendorientierter Markt die übelsten Revolverhelden unter den Führungskräften an, die ganz versessen darauf sind, mein Geld auszugeben, allein weil es vorhanden ist.«
»Und du magst zwar im Hinblick auf deine Produkte und deine Marketingphilosophie sehr liberal sein, aber in Finanzfragen bist du gnadenlos konservativ, richtig?«
Er blickte auf, dann klappte er den Bildschirm zu und trat auf sie zu. »Kennst du dich in Wirtschaftsdingen aus?«
»Überhaupt nicht. Ich bin ein finanzielles Desaster auf zwei Beinen. Frag Davie. Ich schaffe es nur mit Mühe, jeden Monat meine Miete zu bezahlen. Ich habe nur von dem, was ich von deiner Persönlichkeit kennengelernt habe, darauf geschlossen, wie du deine Geschäfte führst.« Er blieb direkt vor ihr stehen und hob mit erwartungsvoller Belustigung die Brauen.
»Meine Persönlichkeit?«
»Na ja.« Sie spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. »Das übertriebene Kontrollbedürfnis.«
Lächelnd hob er die Hand und strich ihr über die Wange.
»Ich habe überhaupt keine Angst, Geld auszugeben – und zwar eine Menge. Ich muss nur sicher sein, dass es aus einem guten Grund geschieht. Du bist sehr hübsch.« Wieder einmal hatte er abrupt das Thema gewechselt.
»Danke«, murmelte sie verlegen und sah an sich hinunter – sie trug ein schlichtes T-Shirt mit langen Ärmeln, das sie in ihre Hüftjeans geschoben hatte, und ihren Lieblingsgürtel dazu. Sie hatte ihr Haar offen gelassen, jedoch mit zwei Spangen aus dem Gesicht frisiert, damit es ihr nicht in die Augen fiel. »Ich … ich habe nicht allzu viel zum Anziehen dabei, und wusste nicht recht, was du heute Nachmittag vorhast.«
»Ah … wo wir gerade dabei sind …« Er sah auf seine Uhr. Wie auf ein Stichwort klopfte es an der Tür. Er durchquerte den Raum und öffnete. Eine attraktive Mittvierzigerin in einem schokoladenbraunen Kleid und atemberaubenden Eidechsenlederschuhen trat ein. Verwirrt sah Francesca zu, wie Ian sie auf Französisch begrüßte und vielsagend in ihre Richtung deutete.
»Francesca, das ist Margarite. Sie ist meine persönliche Shoppingassistentin. Sie spricht zwar Französisch und Italienisch, aber leider kein Englisch.«
Francesca begrüßte sie mit ihrem lückenhaften Französisch und sah Ian fragend an, als die Frau ein Maßband und eine Art Holzlineal aus ihrer schicken Handtasche zog und lächelnd auf sie zutrat.
»Ian? Was soll das werden?« Francesca runzelte die Stirn, während Margarite ihre Handtasche beiseitestellte, mit gezücktem Maßband auf sie zutrat und mit routinierten Bewegungen zuerst an ihren Hüften Maß nahm und sich dann ihrer Taille zuwandte.
»Lin Soong hat ein untrügliches Gespür für die richtige Größe bei Kleidung von der Stange, und auch beim Schätzen von Schuhgrößen ist sie ein echtes Genie. Sie hat die Kleider besorgt, die du gestern Abend anhattest, und ihre Sache wie gewohnt hervorragend gemacht. Allerdings hielt ich es für klüger, deine genauen Maße zu kennen, damit wir etwas für dich anfertigen lassen können«, erklärte Ian gelassen vom anderen Ende des Raums her. Entsetzt sah sie auf, als Margarite unverblümt das Band um ihre Brüste legte. Ian, der irgendwelche Unterlagen in seine Aktentasche gestopft hatte, hielt inne, als er ihre Miene bemerkte.
»Ian, sag ihr bitte, sie soll damit aufhören«, flehte sie mit gedämpfter Stimme, als sei die Gefahr, Margarite mit ihren Worten vor den Kopf zu stoßen, nicht ganz so groß, wenn sie leise sprach. Dabei war ihr offenbar entfallen, dass die andere Frau kein Wort Englisch sprach.
»Wieso denn?«, fragte Ian. »Ich wollte nur sichergehen, dass dir deine neuen Sachen perfekt passen.«
Margarite zog das Holzlineal heran, bei dem es sich, wie Francesca feststellte, um eine Maßhilfe
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