Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
Vom Netzwerk:
erschraken, als die gewaltige Bastion unter unseren Füßen erzitterte wie ein lebendes Wesen. Vielleicht gibt es Leben in allem Gestein.
    Der Angriff fraß sich weiter in die Mauer hinein. Sie war enorm dick, aber der Zeitpunkt ihres Zusammenbruchs war abzusehen, und dann würde der Sturm kommen. Gewiss, das Dunkel würde sich durch drei aufeinanderfolgende Mauerringe fressen müssen, aber schließlich würde es zum Kern durchstoßen. Es hatte die Mittel dazu.
    Silvus winkte, und kurz darauf erschien Schwester Winterridge. Ich schob mich näher, um mitzuhören.
    »Es kann nicht schaden. Und es könnte sie aufhalten. Das Feuer bewirkt nichts.« Silvus zeigte hinunter, und Schwester Winterridge blickte hinab, wo die Steinskorpione, jetzt noch sieben, sich in die Festungsmauer fraßen. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich kaum, aber ich merkte ihr eine gewisse Nervosität an, als sie sich zu ihrer Mitschwester wandte.
    »Nichts sonst hält sie auf?«, fragte sie.
    »Wir haben zwei mit Steinen aus dem Gleichgewicht gebracht, sodass sie über die Böschung ins Meer fielen.«
    »Das wird nicht noch einmal gelingen. Die anderen halten Abstand zur Böschung. Und zwischen ihnen und der Zitadelle gibt es für sie kein Hindernis.«
    »Ich kann nichts veranlassen… nicht ohne die Zustimmung der Priorin.«
    »Dann müssen wir sie einholen. Wo ist sie?«
    Die andere sah sich um, zögerte. »Sie sagte, dass sie kommen würde. Es ist aber schon über die Zeit.«
      Die Mauer erbebte. Ein Spalt öffnete sich im Mauerwerk unter mir und durchlief den ganzen Wehrgang. Noch zwanzig Minuten, dachte ich, und die Mauer verwandelt sich in eine Schutthalde.
    Priorin Merceda kam die Treppe herauf, gefolgt von ihrem Stab. Sie sah bleich und erschüttert aus. Ich beobachtete sie und machte mir Sorgen. Genauer gesagt, ich hatte Angst. Von Generälen wird erwartet, dass sie Antworten haben, aber Merceda sah hilflos aus, als wüsste sie keine mehr. Das ängstigte mich mehr als alles, was ich bisher gesehen hatte.
    Doch die Idee wurde abermals erläutert und die Priorin beugte sich zwischen den Zinnen hinaus, um zu sehen, wo die Hinterleiber der vielbeinigen Steinbrecher aus der Mauer ragten wie Schakale aus einem Kadaver. Sie wandte sich schaudernd um und nickte. Es dauerte eine gute Weile, bis Essigfässer aus dem unterirdischen Lagerraum heraufgeschafft werden konnten. Unterdessen beobachteten wir die beharrliche Arbeit dieser ungewöhnlichen Belagerungsmaschinen und sahen, wie ganze Teile der Quaderverkleidung und wahre Kaskaden von Steinen aus der inneren Füllung herunterpolterten. Gleichzeitig wurden die Steinskorpione weiter von den Zinnen aus mit brennendem Öl Übergossen, um sie möglichst stark zu erhitzen. Eine quälende Wartezeit, die sich im angsterfüllten Gesicht der Priorin widerspiegelte. Es war, als rissen die Schaufelklauen Stücke aus ihrem eigenen Körper.
    Mit denselben Flaschenzügen, die zuvor die Steine auf die Brustwehr gehoben hatten, wurden nun die Essigfässer heraufgezogen. Alles musste jetzt auf einmal geschehen. Wenn diese Gefahr abgewendet werden sollte, mussten alle Steinbrecher auf einmal ausgeschaltet werden. Vielleicht hatte der Zauberer keine weiteren in Reserve, denn dies war eine mächtige Magie. Wie viel von seinem Mana musste er gebraucht haben, um sie herzustellen?
    Mit vereinten Kräften hoben wir die Fässer auf die Zinnen, als eine weitere Erschütterung durch die Mauer ging. Unter uns glühten die in Flammen gehüllten Körper der Steinskorpione. Wir hielten die Fässer auf der Brustwehr, schlugen die Oberseiten ein, kippten die Fässer und entleerten sie in einem Guss.
    Ein jähes Aufflammen, als der Inhalt der Fässer herunterplatschte, ein Zischen und Brodeln, saure Dämpfe, die geeignet waren, einem das Schädeldach vom Kopf zu heben. Dann Finsternis, als der Essig die Feuer löschte, und wir mussten uns mit dem Licht von Fackeln begnügen. Dampf wallte in dichten, stechend riechenden Wolken auf. Ich habe seither nie mehr Salat oder Garnelen mit Essig essen können.
    Als wir sie wieder sehen konnten, schienen die Körper der Steinskorpione sich ein wenig zu biegen. Dann vernahmen wir einen scharfen, berstenden Knall, und einer sank auf die Seite. Drei Beine ruderten hilflos in der Luft, dann erstarrten sie. Zwei, drei folgten, lagen leblos oder bewegten wie auf dem Rücken liegende Käfer wie wirr die Beine. Ein weiterer. Und noch einer kam rückwärts aus dem Loch, das er gegraben hatte,

Weitere Kostenlose Bücher