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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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nicht gesehen.
    Wir kamen in einen Hof, der in tiefen Schatten lag. Am Himmel verdämmerte das letzte Tageslicht. Ich legte den Kopf in den Nacken, um zum Wehrgang aufzublicken, und konnte ihn nicht sehen, weil die Mauern so dick waren, dass sie auch auf der Innenseite Zinnen trugen. Ich konnte keine Schießscharten, keine Spalten in den nackten Mauern sehen, aber in der westlichen Wand, die nur die dreifache Höhe eines Mannes hatte, öffnete sich ein schweres Tor. Aus diesem kam eine Begrüßungsabordnung, wenn man es so nennen konnte, da der Orden von Schaustellungen unschuldiger Wiedersehensfreude und Gefühlsüberschwang jeglicher Art nichts hielt. Unter ihnen befand sich ein männlicher Verwalter mit einem Bündel von Papieren und einem unfrohen, geplagten Gesichtsausdruck. Offenbar war ihm gerade erst mitgeteilt worden, dass er fünf weitere Ankömmlinge unterbringen musste, die keine Schwestern waren.
    »Priorin, diese Gesellschaft besetzt den Saal im dritten Stock der Festung und wird dort alles Nötige vorfinden, einschließlich des Verteilungsplanes für den Wachtdienst und der Befehle zur Eingliederung in die Verteidigungskräfte. Pferde zu den Stallungen des inneren Hofes. Nun, was diese Herren betrifft…«
    »Zwei sind verwundet. Sogar drei.« Merceda glitt aus dem Sattel.
    »Oh. Nun, in der Krankenstation gibt es freie Betten. Wenn Sie mir folgen wollen…«
    Mit Raols Hilfe hoben sie Huberts Bahre auf und wir folgten ihnen durch das Tor. Dies führte auf einen weiteren Hof, der dem letzten glich - der Grundriss der Festung entsprach ungefähr einem Rad mit Speichen. Hier gewann man durch das Torhaus Zugang zum inneren Burghof. Schuppen waren an die Wände gebaut und bei ihrem Anblick erinnerte ich mich, dass es im äußeren Hof nichts Hölzernes gab. Massive Steinquader, nackte, gestampfte Erde, Metall. Nichts Brennbares. Aber hier gab es Lager- und Geräteschuppen und einen Brunnen.
    Ich schlenderte hinüber und schaute hinein. Der Schacht musste halbwegs zum Palast des Erdkönigs hinabreichen, so tief war er durch den anstehenden Fels geschlagen. Ich konnte kein Wasser sehen.
    Ein weiteres Tor, und vor uns das Hauptgebäude mit dem Bergfried.
    Dieser war sozusagen der Nagel, der Ys auf dem Fels festhielt, grau und massiv, hoch genug, um die mächtigen äußeren Mauern zu überblicken. Dennoch schien er gewissermaßen natürlich, als wäre er aus dem anstehenden Gestein emporgewachsen und durch die Hand des Gottes der Baumeister geformt worden. Um ihn zu betreten, musste man eine Anzahl hölzerner Stufen ersteigen, die neben dem Koloss seltsam vergänglich aussahen und zu einer schmalen Tür in der Höhe des ersten Stockwerks über den Boden führte. Die Stufen sahen vergänglich aus, weil sie es waren. Sollte es dem Feind durch irgendwelche unvorstellbaren Mittel gelingen, die äußeren Verteidigungen zu durchbrechen, würde die Garnison sich in diese letzte Zitadelle zurückziehen und die Stufen hinter sich verbrennen.
    Ein mühsamer und beschwerlicher Aufstieg, wie es bei der Anlage beabsichtigt worden war. Endlich gelangten wir in den uns zugedachten Saal. Hier war die Krankenstation, und wir übergaben Hubert in die Obhut einer anderen Heilkundigen, die die Aufzeichnungen ihrer Kollegin las und dazu missbilligend oder sorgenvoll schnalzte. Dann ging es eine Wendeltreppe in der dicken Mauer empor zu einer zweiten und dann einer dritten Ebene, beide mit ordentlich aufgereihten Strohsäcken an den Wänden - und sauber wie ein Kiesel in einem Bachbett. Im Schlafsaal der dritten Ebene verteilten sich die Schwestern, legten ihr Gepäck ab und quartierten sich ein, ohne einen Augenblick zu streiten, wer welchen Schlafplatz bekommen sollte.
    Schließlich wandte sich der Verwalter um, winkte uns und führte uns noch ein Stockwerk höher.
    Hier endete die Wendeltreppe. Niemand sonst war in Sicht. »Machen Sie es sich bequem, meine Herren«, sagte der Verwalter. »Decken und Bettzeug werden heraufgeschafft, sobald die Fuhrwerke entladen sind. Garderobe dort. Schicken Sie jemanden um Wasser hinunter, und einen Koch zur Küche im Erdgeschoss, sobald der Ruf zum Abendessen ertönt. Ah… die Andacht findet später statt, aber es ist nicht erforderlich, dass Sie teilnehmen. Wünschen Sie noch etwas?«
    Silvus sah sich nach mir um. Ich deutete ein Achselzucken an. Raol sah sich im hinteren Teil des Saales um. Eumas schien von der Frage keine Notiz genommen zu haben.
    »Einen Führer«, sagte Silvus. »Und

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