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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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hatte ihr ein Papier zur Unterschrift vorgelegt, und sie überflog es, schüttelte dann den Kopf. »Nein. Die Vorräte an Geschossen müssen leicht erreichbar auf den Mauerbastionen lagern. Es wäre der Gipfel der Unvernunft, die Leute während des Kampfes sechs Treppen hinunter laufen zu lassen, um Pfeile zu holen. Wenn die Bastionen überrannt werden, spielt es keine Rolle, dass wir dem Dunkel ein paar Pfeile und Armbrustbolzen überlassen.« Sie schenkte uns ein entschuldigendes Lächeln. »Tut mir Leid, meine Herren. Bitte entschuldigen Sie mich.«
    Wir verbeugten uns wieder, zogen uns zurück und suchten uns einen Tisch. Eine Glocke begann mit langsamen, tiefen Tönen zu läuten. Rasch leerte sich der Speisesaal.
    Schwester Winterridge trat zur Essensausgabe und bekam ihre Zuteilung von Fleisch und Brot in die Schale und einen Becher voll Bier. Wir folgten ihrem Beispiel, dann setzten wir uns zusammen an den Tisch.
    Silvus brach sein Brot. »Die Priorin ist ein soldatischer Typ, wie es scheint«, bemerkte er. »Ich habe schon weniger entschiedene Truppenführer kennen gelernt.«
    Schwester Winterridge nickte. »Und fromm.« Die Bewunderung in ihrem Ton klang ungekünstelt. »Oft betet sie in dem kleinen Schrein im Untergeschoss. Barbara, die erste Priorin des Ordens, soll die treibende Kraft gewesen sein, dass auf diesem Felsen der erste Steinring gelegt wurde, den man später als Fundament für die Festung verwendete.«
      Silvus nickte ernst. »Und umtriebig ist sie«, sagte er. »Eine gute Strategin. Ihre Vorkehrungen für die Evakuierung des Umlandes und die Verteidigung von Ys sind fehlerlos. Als Soldat muss ich sie gutheißen.«
    Würde er sie auch gutheißen, wenn er nicht als Soldat spräche? In den Augen der Schwertjungfrau blitzte es.
    »Fehlerlos, ja. Und notwendig.«
    Zum ersten Mal glaubte ich ein Bedürfnis nach Rechtfertigung herauszuhören. Aber Schwester Winterridges Züge nahmen wieder den gewohnten verschlossenen Ausdruck an.
    »Notwendig«, bekräftigte sie. »Das Dunkel ist stark, diesmal. Wir haben Ctersi immer im Auge behalten, denn nach wie vor tauchen die gelegentlichen Abscheulichkeiten auf. Shanhis Ungeheuer sind von einer seltsamen Vitalität. Sie zu jagen und zur Strecke zu bringen, zählen wir zu unseren Übungen. Aber dies…«
    »Wann fing es an?«
    »Im vergangenen Frühjahr entsandten wir eine Expedition unter der Leitung der Priorin und es kam zu keinen Zwischenfällen. Dann drei Monate später eine weitere, und schon waren die Kobolde am Strand und schwenkten Waffen.«
    Silvus schüttelte den Kopf.
    Ich sagte nichts. Nun, ich war hungrig, und nachdem ich gegessen hatte, fühlte ich mich reif fürs Bett. Aber nur ich. Schwester Winterridge zeichnete mit Kreide Diagramme auf den Tisch, Silvus sah zu und nickte von Zeit zu Zeit. Als ich ihm zu oft gähnte, schickte er mich mit wedelnden Handbewegungen fort. Schlachtpläne. Ich ließ sie damit allein und stieg die Treppen hinauf. Eumas hatte sich bereits zur Wand gedreht und zuckte im Schlaf. Raol hatte ein paar Landsmänner aus dem Norden gefunden und trank Bier mit ihnen. Oder vielleicht war es Met, in welchem Fall sie genauso gut kämpfen würden. Der Genuss von Bier oder Met weckte bei den sonst eher friedlichen Nordleuten zuverlässig die Kampfbereitschaft und führte nicht selten auch zu handgreiflichen Streitigkeiten untereinander.
    Am Morgen führte Schwester Winterridge uns durch die ganze Festung. Sie bestätigte mich in dem, was ich bisher schon gesehen hatte. Wenn das Dunkel Ys überwältigen wollte, würde es Stein essen und Feuer trinken müssen. Auf den Mauern waren in Abständen von dreißig Schritten Ballistas aufgestellt, leichte Wurfmaschinen wie große Armbrüste. Unter den Zinnen gab es nach außen gerichtete Wasserspeier, durch die brennendes Pech auf die Köpfe von Angreifern gegossen werden konnte. Das Dunkel hegte eine tiefe Abneigung gegen Feuer. Feuer ist der Gegensatz zu dem, was das Dunkel ist: beweglich, lebendig, hell. Wir hatten das Feuer. Nicht nur brennendes Pech, sondern auch Flammen, die wie Wasser gegossen werden konnten und auf Wasser brannten, Feuer, das nicht gelöscht werden konnte.
    Feuer, das aus dem Lampenöl der Kobolde entstand. Eine Ironie.
    Sie kamen drei Wochen später. In der Dunkelheit, natürlich. In einer dunklen Neumondnacht, windig und bitterkalt. Die Priorin rechnete seit Tagen damit. Die Wachen waren verstärkt worden, ein paar Dutzend zusätzliche Augenpaare versuchten die

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