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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Zeit, den Ort zu räumen und sich ins Bergland zurückzuziehen.
      Die Kolonne zog weiter, während die letzten Dorfbewohner die Dunghaufen auf den Feldern ausbreiteten. Nichts sollte für das Dunkel zurückgelassen werden. Zwei Schwestern blieben im Ort. Wenn Reiter auf der Landstraße erschienen, sollte das Dorf in Brand gesetzt werden, und sie würden sich ins Hügelland absetzen.
    Ich ritt mit meinem Banner in der Kolonne und kam mir vor wie ein Schausteller, dem das Publikum abhanden gekommen war und der überdies seinen Rollentext ganz und gar vergessen hatte.
     

  KAPITEL XIII
    Das feuchtkalte neblige Wetter hielt den ganzen Tag an. Die Straße führte jetzt am Fluss entlang nach Ys, der See entgegen. Die Flussniederungen ertranken im Nebel, aber von Zeit zu Zeit fing meine Nase den kräftigen Geruch von Salzwasser und Seetang auf.
    Und Brandgeruch. Der Westwind trug ihn und feine Ascheteilchen mit sich. Ich kannte diese Gerüche aus Zeiten, die ich für vergangen gehalten hatte, und die Erinnerungen, die sie wachriefen, waren unerfreulich.
    Der Nebel hing in den Hecken und wallte um uns, als wir der Landstraße folgten. Entlaubte Bäume ragten skelettartig aus dem feuchten Grau, und der Strom der Evakuierten, die nach Osten zogen, wurde dünner. Jetzt waren es hauptsächlich junge Männer und Frauen zu Fuß, die mit ihrem auf Fuhrwerken und Karren verladenen Hausrat dahinzogen. Im Laufe der Vormittagsstunden taute der Raureif, doch war die Landstraße trotz der Nässe fest und breit genug für den Verkehr in beiden Richtungen. Wir kamen zügig voran.
    Angesichts der Flüchtlinge, die uns mit ihren Habseligkeiten beladen entgegenkamen, schienen die Farben, die ich trug, das Banner, der waldgrüne und silberne Überrock fehl am Platz und unpassend. Ein einfaches Volk, das mit Recht um den Verlust seiner Häuser und Lebensgrundlagen trauerte, konnte kein Verständnis für Aufputz und Prachtentfaltung haben; beides war eine Beleidigung ihres Kummers und des schweren Schicksals, das sie tragen mussten.
    Endlich wurde der Strom der Flüchtlinge dünner und hörte dann ganz auf. Mit weitem Abstand rollte zuletzt eine Reihe langsamer Fuhrwerke heran, eskortiert von Reitern. Sie waren leer und ihre Begleitmannschaft hatte dafür zu sorgen, dass nichts weggeworfen wurde und liegen blieb, und alle zurückbleibenden Nachzügler mit den Fuhrwerken fahren konnten. Der Orden dachte an alles.
    Eine Stunde lang ritten wir allein durch einen wattigen grauen Nebel, der vor uns zurückwich und sich hinter uns wieder schloss. Dann, als hätte jemand einen Vorhang beiseite gezogen, tauchten orangegelbe Lichter im Grau auf, die im Näherkommen zu Flammen und glühender Asche wurden. Wir ritten in die niedergebrannte Stadt ein.
    Sie hatten sie ausgeräumt, angezündet, die Ruinen eingerissen und verbrannt, was übrig geblieben war. Nichts als Asche und rauchgeschwärzte Steine für das Dunkel. Sollte es sich daran die Zähne ausbeißen.
    Da und dort brannten noch Feuer, in deren Schein Schutthaufen und die Fundamente von Häusern zu erkennen waren. Es gab keine Stadtmauer. Die gepflasterten Straßen, jetzt von Schutt gesäumt und leer, waren schachbrettartig angelegt. Zwischen ihnen gab es nichts als verkohlte Balken und Schutt, Steinhaufen und Reste ausgeglühten Metalls. Die Stadt war tot, restlos zerstört, und nirgendwo war ein auch nur halbwegs brauchbarer Gegenstand zu sehen. Die Stadt glich einem geschwärzten Bratrost, den ein Riese achtlos weggeworfen und in den Boden getreten hatte. Und wenn es auf der Welt einen Riesen gab, der groß genug war, das zu tun, dann ragte seine Burg dort über der zerstörten Stadt.
    Ys. Zuerst das Land: Der Fluss öffnete sich in einen schmalen Mündungstrichter, an dessen Südufer die Stadt sich ausgedehnt hatte. Wo der Fluss sich noch nicht geweitet hatte, war eine Brücke geschlagen worden, aber sie war jetzt verschwunden. Das Land fiel zur See hin ziemlich steil ab, und am unteren Ende der Flussmündung erhob sich eine felsige Anhöhe als ein letzter Ausläufer und Vorposten des Bruchfaltengebirges: eine Felseninsel von wenigen hundert Schritten Länge und Breite, mit der Küste verbunden durch eine schmale Landzunge aus Sand und Schlick, die von den Meeresströmungen in Jahrtausenden abgelagert worden war.
    Aber diese Landverbindung hatte man durch Abgrabungen unterbrochen und auf der kleinen Felseninsel hatte der Orden die Festung Ys erbaut. Mauern aus starken Steinquadern waren am

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