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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Stellvertreterinnen. Keine Absperrung trennte Schwestern adliger Abkunft von den anderen. Vor der Essenausgabe, einer Durchreiche von der Küche, hatte sich eine Warteschlange gebildet. Jede ließ sich Schale und Becher füllen und setzte sich dann zu ihren Gefährtinnen an die Tafel. Auch der Küchendienst wurde abwechselnd von Schwestern versehen.
      Priorin Merceda saß mit einer Gruppe ihres Stabes -dem Kollegium des Ordens, wie sich herausstellte - auf einer Bank an einer der ungedeckten Tafeln, nicht anders als alle Übrigen. Sie sprach während des Essens und zeigte dabei wiederholt auf eine Menge Papiere, die in Stößen vor ihr aufgereiht lagen. Wir gingen auf die Gruppe zu, und als Silvus seinen Topfhelm abnahm und unter den Arm steckte, folgte ich seinem Beispiel.
    »…die Nordmänner sollten hauptsächlich Bogenschützen sein«, sagte Merceda zwischen zwei Löffeln Suppe. »Zwei Bogenschützen auf einen Pikenier, hatte Hald versprochen. Aber ich bezweifle, dass es in der ganzen Kompanie mehr als dreißig Bogen gibt.«
    »Wahrscheinlich weiß Hald nicht, worum Sie baten, weil er nicht lesen kann. Und aus dem gleichen Grund weiß er nicht, was sein Schreiber aus seiner Zusage gemacht hat. Er weiß auch nicht, wie viele Krieger er tatsächlich geschickt hat, weil er nur bis zehn zählen kann, wenn er nicht die Stiefel auszieht, und das hat er seit Jahren nicht getan.«
    Die letzte Sprecherin war eine hoch gewachsene, hagere Frau in den Vierzigern, offenbar die Adjutantin der Priorin, denn sie trug einen Gänsekiel hinter einem Ohr und hatte zwei umgeänderte Satteltaschen bei sich, die sie als Aktenmappen verwendete und am Gürtel trug. Ihre Rede begleitete sie mit einem Suppenlöffel; darunter lag, in Gefahr, bespritzt zu werden, eine Klemmtafel mit Notizpapier.
    Merceda winkte ab. »Machen Sie mir den braven Hald nicht schlecht. Er tut für uns, was er kann. Davon abgesehen, brauchen wir nicht so viele Pikeniere. Es sei denn, das Dunkel tut uns den Gefallen, sofort die Erstürmung der Mauern zu versuchen. Geben Sie ihnen Armbrüste. Damit kann jeder umgehen.«
    Die hagere Frau machte eine Notiz.
    »Wir werden sie auf der Seemauer postieren, wo sie als Reserven dienen und rasch zur Nordseite verlegt werden können, wenn es dort brenzlig wird. Schwester Katrine, die den Nachbarabschnitt übernimmt, kann Verbindung mit ihnen halten und sie bei Bedarf zur Verstärkung anfordern.«
    Die andere machte ein Gesicht. »Schwester Katrine hat zwanzig Novizinnen in ihrer Kompanie. Einige von diesen sind noch immer ein wenig - flatterhaft. Die Nordmänner werden das ausnutzen. Es könnte Schwierigkeiten geben.«
    »Also werden sie eines Besseren belehrt sein, wenn sie nach Nordland zurückkehren. Sagen Sie Katrine, sie soll sich nichts gefallen lassen.« Merceda wedelte mit der Hand. Das Thema war beendet. Sie wandte den Kopf zu uns, und wieder war ich verblüfft, wie gewöhnlich sie aussah. Dunkelhaarig, klein und kurzbeinig, wäre sie pummelig gewesen, wenn sie es zugelassen hätte. Aber ihre Hände waren schwielig von Waffenübungen, und sie hatte wache, kluge Augen. Sie lächelte kurz. »Ser de Castro. Sie werden Ihre Wacheinteilung wollen.« Sie blickte über die Schulter. Eine vertraute Gestalt war hinter mir erschienen. Schwester Winterridge.
    Merceda wandte sich an sie. »Schwester… Sie begleiteten diese Herren von Tenabra hierher, also kennen Sie sie gut. Ich denke daran, eine Eingreifreserve zu bilden, die an schwer bedrängten Punkten eingesetzt werden kann. Sie werden sie führen. Sagen wir, vierzig Schwestern. Ich werde sie selbst auswählen, sobald ich mit den Führerinnen der Wachkommandos beraten habe. Ich dachte daran, das Kontingent aus Tenabra Ihrer Eingreiftruppe zu unterstellen.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sie sich zu Silvus. »Wie Sie gehört haben, würde Ihre Aufgabe darin bestehen, bedrohte Gefahrenpunkte auf den Mauern zu verstärken und überall einzugreifen, wo es zum Nahkampf kommt. Sie würden unter meinem eigenen Befehl stehen, und im Kampf unter dem der Schwester Winterridge. Wären Sie damit einverstanden?«
    Silvus machte eine knappe Verbeugung. »Wir könnten uns nichts Besseres wünschen.«
    »Ausgezeichnet. Ich hatte gehofft, dass Sie einwilligen würden. Ich habe viel von Ihrem Mut und Ihrer Kampfkraft gehört. Und natürlich sind Ihre Rüstungen im Nahkampf nützlich.« Schon der letzte Satz leitete die Rückkehr zu nüchterner Sachlichkeit ein. Die Adjutantin

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