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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Festnahme Widerstand leisten würde. Unteroffizier Dray hatte sich vorgenommen, wenigstens sehr gründlich dafür zu sorgen, dass der Mann nicht wieder weglaufen konnte. Auf diesen Teil freute er sich.
    Er beobachtete die Spur und sah einen kompletten Fußabdruck in einem Maulwurfshaufen. Der Flüchtige war ein bisschen von der Richtung abgekommen, die er eingeschlagen hatte, und hatte einen mit Heidekraut und vereinzelten Wacholderbüschen bewachsenen Höhenrücken erstiegen. Vielleicht wollte er eine Abkürzung nehmen. Der Unteroffizier zog am Zügel und hielt sein Pferd auf der Spur. Seine Vier-MannAbteilung folgte im Gänsemarsch.
    Er war dem Rücken des Höhenzuges nahe, als er ein dünnes Pfeifen hörte und ein jäher Schlag sein Brustbein traf. Er hatte noch Zeit, die Federn des Armbrustbolzens zu sehen, die ihm eine Handspanne unter dem Kinn aus der Brust ragten, und das war so ziemlich das Letzte, was er jemals sah.
    Der Spitzenreiter sackte gerade im Sattel zusammen, als ich den Schlussmann vom Pferd holte. Ich sprang unter meinem Tarnstoff hervor, als er vorbei war, setzte ihm mit ein paar schnellen Sprüngen nach und holte mit beiden Händen aus. Das Schwert fuhr durch Lederwams, Fleisch und Knochen wie Spinnweben, und er machte kein Geräusch. Ich lief hinter seinem Pferd herum, bevor es Zeit hatte, zu scheuen und wiederholte die Operation am nächsten Reiter. Sie hatten drei Mann verloren, bevor sie merkten, dass sie angegriffen wurden.
    Der Zweite hatte Zeit, einen Warnruf zu brüllen und sein Schwert zu ziehen, bevor Silvus die Armbrust fallen ließ, seinen Degen aus dem Heidekraut fischte und auf den Reiter zusprang. Es war töricht von dem Gardisten, mit einem Abwärtshieb auf solch ein Ziel zu schlagen, da er auf einem Pferd saß, das vor der plötzlich heranspringenden Gestalt scheute. Aber das war sein letzter Fehler.
    Damit blieb einer übrig, und er hatte Pferde vor und hinter sich, keine freie Bahn und keine Zeit zum Überlegen. Er versuchte sein Reittier anzuspornen, aber es bäumte sich auf und warf ihn ab, und da er die Zügel nicht losließ, geriet es auf dem Abhang aus dem Gleichgewicht und fiel rückwärts auf ihn. Ich hatte ihn nicht angerührt, aber als wir das Pferd von ihm zogen, sahen wir, dass er sich den Hals gebrochen hatte. Auch seinem Pferd mussten wir den Gnadenstoß geben.
    Und das war das. Silvus hatte zwei Pferde unter Kontrolle, ich hatte nur eines, und das andere beruhigte sich, sobald alles vorüber war, und ließ sich beim Zügel nehmen. Wir führten die Tiere vom Ort des Hinterhalts weg. Es waren keine ausgebildeten Kavalleriepferde – wären sie es gewesen, hätte dieser Überfall wahrscheinlich nicht geklappt –, und der Blutgeruch würde sie aufregen.
    »Führ sie herum«, sagte Silvus. »Arienne sollte unseren Flüchtling inzwischen ausgemacht haben. Wir haben ihr Wort – oder wenigstens das ihres Vogelfreundes –, dass sonst niemand in der Gegend ist.«
    Silvus sprach immer so, wenn er mit sich selbst unzufrieden war. Gebildet und aristokratisch und korrekt. Einer der Reiter war in meinem Alter gewesen, nicht mehr. Das Söldnertum ist ein abstoßendes Geschäft; ich hatte es kennen gelernt und kann nichts zu seiner Rechtfertigung anführen.
    »Wir werden sie begraben müssen, und das so bald wie möglich«, erinnerte ich ihn. »Sonst werden die Krähen und die Geier Barras unseren Weg so deutlich zeigen wie ein Hinweisschild.«
    Er rieb sich die Stirn. »Ja. Aber wir haben keinen Spaten.«
    Eines der Pferde trug Packtaschen mit Material zum Biwakieren. Ich fand darunter eine Schaufel mit kurzem Griff. Soldaten müssen von Zeit zu Zeit graben, für diesen und andere Zwecke.
    Wir näherten uns dem Ende der Arbeit, als Arienne auf der Anhöhe im Norden erschien. Es wurde dunkel, und wir würden bald weiterziehen müssen. Sie musste mit unserem Freund Schwierigkeiten gehabt haben – er humpelte neben ihr einher, wie ich mit dem flüchtigen Blick sah, den ich mir von meiner Arbeit absparte. Ich verteilte gerade Erde über dem Grab und stampfte sie fest, als ich Silvus ächzen hörte. Er starrte den beiden entgegen.
    »Was ist los? Fehlt Arienne etwas?« Ich folgte seinem Blick. Wenn der Flüchtling ihr Schaden zugefügt hatte, würde er sich seinen Verfolgern zugesellen.
    Aber das war nicht die Ursache von Silvus' Bestürzung. Ich blinzelte im Zwielicht der kleinen Gestalt entgegen, die hinkend und wankend neben der schlanken Figur im Umhang aus Tarnstoff ging.

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