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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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unbeantwortet geblieben. Auch die Napoleon hatte offenbar bisher wenig Glück.«
    »Also gut. Die Station ist gewarnt?«
    »Wir haben die KI dort sofort verständigt. Sie wird das Evakuierungsprotokoll ausführen und alle eventuell an Bord befindlichen Menschen zum Verlassen auffordern. Darüber hinaus sind alle Erzfrachter abzukoppeln und auf den Heimweg zu senden. Die Abräumautomaten werden auf autonomen Modus geschaltet und werden weiter arbeiten, bis ihre Lager voll sind, dann gehen sie auf Standby«, erwiderte Beck. Er blickte Haark auffordernd an, doch dem wollte nichts ausreichend Geniales einfallen, um dieser Erwartung gerecht zu werden. Mehr konnten sie von hier schlicht nicht ausrichten. Vielleicht gelang es den Prospektoren, sich lange genug im Feld zu verbergen, bis sie jemand abholen konnte. Normalerweise hielt die Lebenserhaltung ihrer kleinen Asteroidenhopser viele Wochen, da bei der gefährlichen Arbeit immer wieder Unfälle auftraten. Haark wünschte sich, mehr tun zu können.
    Stattdessen wandte er sich den Daten zu, die die Sonde kurz vor ihrer Vernichtung übertragen hatte. Die Bordelektronik der Malu hatte die Rohdaten aufbereitet und so konnte man erstmals einen visuellen Eindruck des fremden Schiffes gewinnen. Als sich die dreidimensionale Darstellung auf dem Frontbildschirm ausbreitete, erstarb jedes noch so leise Gemurmel in der engen Zentrale des Torpedobootes.
    Wenn jemand erwartet hatte, etwas besonders bizarres oder fremdartiges zu Gesicht zu bekommen, so wurde er enttäuscht. Das Schiff wirkte wie eine Flunder, flach, gedrungen und mit einem wie ein Fremdkörper wirkenden heckwärtigen Triebwerkskomplex. Ausleger erinnerten an Waffenplattformen, konnten aber auch anderen, unbekannten Zwecken dienen. Das Schiff war von beachtlicher Größe: Vom Bug bis zu den Triebwerksöffnungen fast 180 Meter, damit etwas größer als eine Fregatte. War die Armierung vergleichbar, so würde Esterhazy ein Problem bekommen. Haark unterdrückte den Impuls, den Befehl zum sofortigen Aufbruch zu geben. Die Malu würde in jedem Falle zu spät kommen, um noch in den Ausgang einer Auseinandersetzung zwischen der Napoleon und dem Fremden eingreifen zu können. Allerdings verdichtete sich in Haarks Bewusstsein die Erkenntnis, dass er ebenfalls die Gelegenheit bekommen würde, dieses Schiff von sehr nahe zu sehen. Es wirkte vom bloßen Anschein her bedrohlich. Haark wollte seine emotionale Anfälligkeit gegenüber diesem Anblick nicht überbewerten, aber ein schneller Blick in die Runde zeigte ihm, dass er damit nicht allein war. Das Gesicht seines Ersten Offiziers zeigte fast so etwas wie grimmige Zufriedenheit. Dieser Schiffstyp war in der Sphäre völlig unbekannt. Haark freundete sich mit der Tatsache an, dass es sich tatsächlich um einen Erstkontakt handelte.
    Es war höchst bedauerlich, dass der Fremde offenbar kein Interesse am Austausch kultureller Errungenschaften hatte.
    »Beck, was ist der Status des Liners?«
    »Auf Kurs unter voller Leistung. Durch die Kursänderung des Bogeys vergrößert sich der Abstand kontinuierlich.«
    »Wann wird der Liner hier sein?«
    »In etwa zwölf Stunden.«
    Haark nickte. Er erhob sich aus seinem Sessel und machte eine Geste in Becks Richtung, der seinen Platz einnahm.
    »Fujikawa, stellen Sie eine abgeschirmte Verbindung zum Gouverneur von Arbedian her und legen Sie das Gespräch in meine Kabine.«
    »Ja, Chef!« Der Signalmaat wurde langsam nüchtern, was seine Antworten weniger zackig und seine Bewegungen unsicherer machte.
    Er musste bald abgelöst werden, um nachzufüllen.
    Haark wandte sich auf dem Absatz um, verließ ohne ein weiteres Wort die Brücke und betrat nur wenige Augenblicke später seine nahe gelegene bescheidene Kabine. Nur Beck verfügte ebenfalls über einen einzelnen Raum vergleichbarer Enge, ein Luxus an Bord eines Schiffes von der Größe der Malu . Der kleine Raum war mit Möbeln vollgestellt, seinen einzigen privaten Besitztümern außer ein paar Dokumenten in einem Flottensafe auf Terra. Der Schreibtisch aus Borka-Eiche stellte sogar einen nicht unerheblichen Wert dar. An den Wänden hingen Bilder aus besseren Zeiten: Seine Graduierungsfoto, Porträts von Freunden, bevor sie in den Kolonialkriegen gefallen waren. Seinen Jahrgang hatte es damals besonders blutig erwischt: In der Karriereleiter hoch genug, um kleinere Kommandos zu übernehmen, aber nicht so hoch, sich in der Etappe ein sicheres Plätzchen suchen zu können. Von den 88

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