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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Absolventen der Akademie, mit denen er zusammen graduiert hatte, waren 57 gefallen, weitere zwanzig so schwer verletzt, dass sie aus dem aktiven Dienst hatten ausscheiden müssen. Zu den anderen Überlebenden hatte Haark keinen Kontakt, seine Freunde aus der Abgangsklasse waren alle tot. Es hatte Momente in seinem Leben gegeben, in denen er ein solches Schicksal ebenfalls vorgezogen hätte. Diese Momente waren vorbei, das machte aber das Bedürfnis nach einem guten Freund nicht kleiner. Haark war sich aber durchaus bewusst, dass sein eigenbrötlerisches Verhalten nicht zuletzt seiner Verbitterung geschuldet war, aus der er sich in den letzten zehn Jahren nicht hatte befreien können.
    Der flache Bildschirm auf seinem Schreibtisch begann zu blinken. Das Wappen Arbedians wurde sichtbar.
    Haark zupfte seine etwas verblichen wirkende Uniformjacke zurecht und setzte sich. Er zögerte einen Augenblick, ehe er die Verbindung herstellte. Er wusste, was er dem Gouverneur sagen wollte, oder vielmehr: Was er ihm zu sagen hatte .
    Aber würde der Mann sich das von einem ältlichen Lieutenant auch sagen lassen ? Haark hatte seine berechtigten Zweifel, andererseits blieb ihm keine andere Wahl.
    Er drückte die Taste.
    Das Gesicht von Gouverneur Farkas erschien auf dem Schirm. Das dünne, von harten Linien gezeichnete Antlitz wirkte übermüdet, was Haark als positives Zeichen wertete. Immerhin, er überließ die Sorgen nicht durchgehend den anderen.
    »Capitaine Haark, es ist schön, Sie wieder zu sehen. Schade, dass es unter diesen Bedingungen erfolgen musste.«
    Farkas und Haark waren sich einmal kurz begegnet, als die Malu ihren Posten aufgenommen hatte. Die Begegnung war oberflächlich gewesen, ein notwendiges Ritual zwischen Tür und Angel, die Begrüßung eines neuen Stationsoffiziers. Farkas war höflich gewesen, aber unverbindlich, und danach hatte es keine Gelegenheiten mehr zum Gespräch gegeben. Haark hatte allerdings auch nie nach solchen Ausschau gehalten.
    Der Kommandant räusperte sich.
    »Ja, Exzellenz, in der Tat. Dennoch bin ich dankbar, dass Sie etwas Zeit für mich erübrigen konnten. Die Entwicklungen spitzen sich zu.«
    »Ich habe vom Verlust der Sonde gehört. Der Terminaldirektor hält mich auf dem Laufenden.«
    »Direktor Lüthannes ist sehr kooperativ, Exzellenz. Der Verlust der Sonde durch Waffenwirkung hat nun die Befehlslage für mich verändert, Gouverneur.«
    Farkas verzog das Gesicht.
    »Es könnte sich doch um einen Irrtum gehandelt haben«, wandte er ein. »Man sollte keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
    Haark verkniff sich ein Seufzen. Er hatte mit diesem Einwand gerechnet. Und so abwegig war er nicht einmal. Aber das Risiko, sich zu irren, war jetzt zu groß geworden.
    »Exzellenz, die Sonde befand sich auf einem Parallelkurs in äußerster Reichweite der Ortung. Sie hatte weder direkten Kurs auf das Schiff, noch eine höhere Geschwindigkeit, sondern ein angepasstes, distanziertes und passives Flugverhalten. Vorausgegangen sind zahlreiche Kontaktversuche, in Spachen, Symbolen, auf mathematischer Grundlage, das ganze Protokoll. Keine Reaktion.«
    »Vielleicht ist das Schiff unbemannt«, bot Farkas an.
    »Natürlich, das ist gut möglich«, erwiderte der Kommandant der Malu . Immerhin, der Gouverneur machte sich Gedanken. Man musste für die kleinen Geschenke des Schicksals dankbar sein. »Für die strategische Situation und meine Befehlslage ist es aber irrelevant, ob das Schiff bemannt ist oder nicht. Es gibt Hinweise darauf, dass der Fremde feindliche Absichten hat. Er hat Kurs auf die Bergwerkstation genommen. Ich kann nicht erkennen, was dieses Manöver bei einer friedlichen Kontaktaufnahme bedeuten soll. Sollte es sich hierbei jedoch um einen kriegerischen Akt handeln, wäre die Ausschaltung kriegswichtiger Industrie ein möglicher Faktor.«
    Farkas hob seine Augenbrauen. Haarks Wortwahl schien ihm nicht sonderlich zu gefallen.
    »Lächerlich«, versetzte er. »Wir verarbeiten doch kaum Rohstoffe für den eigenen Bedarf. Das Allermeiste wird exportiert. Was soll das also für eine kriegswichtige Industrie sein? Wir haben nicht einmal eine Fabrik für Handfeuerwaffen, geschweige denn eine Werft für Raumschiffe!«
    »Wir wissen das, Exzellenz. Unser Gegner dort draußen nicht notwendigerweise.«
    Farkas kniff die Lippen zusammen und schien seine Gedanken zu sammeln. Dann fuhr der Gouverneur fort.
    »Das macht keinen Sinn, Capitaine. Wie will jemand mit einem einzelnen Schiff ein ganzes

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