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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Intelligenz und Bewusstsein nicht ausgeschlossen war. Rahel hatte diesen Betrachtungen nie sonderlich viel Aufmerksamkeit geschenkt, wurde aber jetzt spontan an sie erinnert.
    »Ein Fest für Vegetarier«, dachte sie sarkastisch.
    Sie blinzelte.
    Das konnte nicht sein.
    Sie justierte erneut den Helm, vergrößerte die Schärfenregelung und die Vergrößerung. Plötzlich schnürte ihr etwas den Hals zu, ihr Puls beschleunigte sich und eine abrupte Übelkeit kroch aus ihren Eingeweiden den Hals empor. Die Implantate kickten ein. Sie fühlte, wie die Drogen in ihren Kreislauf fluteten.
    Rahel würgte, kämpfte um ihre Selbstbeherrschung. Sie schluckte Galle und hustete unterdrückt, versuchte alles, um den Brechreiz zu unterdrücken. Weitere Drogen wurden ausgeschüttet, dimmten das Unwohlsein, brachten kühle Klarheit, kalte Wut …
    Die Behälter …
    Die Behälter, in denen die Tentakelschößlinge saßen …
    Es waren menschliche Schädel.
    Rahel blinzelte, um die Tränen aus den Augenlidern zu bekommen. Sie sah, wie die Kolonne der Gefangenen, bereits um einige ihrer Mitglieder reduziert, in einer Reihe stand und sich einer nach dem anderen in vorbereitete Löcher in der Erde hinab ließen. Mit immer größer werdender Übelkeit betrachtete Rahel, wie ein Tentakel – der etwas kleiner und schmächtiger war als seine kriegerischen Artgenossen – mit einer offenbar aus Monofibern bestehende Schneidevorrichtung den oberen Teil des Schädels entfernte, so dass die Gehirnschale zum Vorschein kam. Die meisten Menschen waren, so musste Rahel zu ihrem verzweifelten Entsetzen feststellen, zu diesem Zeitpunkt noch am Leben, wenngleich die Drogen, unter denen sie standen, sie vor einer panischen Reaktion offenbar bewahrten.
    Dann, mit einem scharfen Ruck, durchstieß der schmächtige Tentakel mit den Wurzeln eines Schößlings die Gehirnschale und drückte ihn in die graue Gehirnmasse. Diese platzte auf, Blut spritzte zur Seite, Gehirnmasse wie das Fruchtfleisch einer Orange. Die Pflanze richtete sich sofort darin auf und schien auf exakt den Humus gestoßen zu sein, den sie benötigte, um zu gedeihen.
    Und dann der nächste Gefangene.
    Und der nächste.
    Bis sie irgendwann alle nicht mehr waren als lebendiger Dünger für neue Tentakelkrieger.
    Rahel öffnete flugs die Helmscheibe. Alle Vorsicht war vergessen. Die Drogen hatten den Kampf verloren. Sie erbrach sich mit heftigem Würgen in das Unterholz, wieder und wieder. Als sie nur noch Magensäure hervorpressen konnte, drehte sie sich auf den Rücken, hielt ihren Bauch und versuchte, das Zittern, das ihren ganzen Körper erfasst hatte, zu unterdrücken. Wieder pressten die Implantate Pharmaka in ihren Kreislauf. Das Zittern nahm schnell ab. So blieb sie einige Augenblicke liegen, ihr Bewusstsein gefangen in einem Nebel aus Abscheu, Mitleid und brennendem Hass. Vor ihrem geistigen Auge tauchte das Bild einer gefangenen Nedashde auf, ihrer Schädeldecke beraubt, mit leerem Blick vor sich hin starrend, dann zuckte sie etwas zusammen, als ihr der Schmächtige eine Wurzel durch die Gehirnschale drückte und …
    Erneut erfüllte krampfhaftes Würgen Rahels Körper.
    So etwas durfte niemals geschehen. Eher würde sie sich und alle anderen töten, als dass sie sie diesem Schicksal überlassen würde.
    Es dauerte einige weitere Momente, bis die professionelle Ader in Rahel wieder die Kontrolle über den Körper errungen hatte. In ihre Drüsen implantierte winzige Hormondepots entließen Botenstoffe, die erneut die Krämpfe linderten und ihren Blick klärten. Gewollt oder nicht, begann sich ihr Verstand wieder zu schärfen. Der brennende Hass, den sie fühlte, blieb bestehen.
    Sie drehte sich auf den Bauch, dann schloss sie den Helm wieder.
    Sie aktivierte die Funkverbindung. Es war eine streng abgeschirmte militärische Verbindung, aber Geheimhaltung war Marechal Tooma in diesem Augenblick ohnehin nicht allzu wichtig.
    »Dolcan!«, wisperte sie in das Kehlkopfmikro.
    »Marechal?«, kam die Antwort fast unmittelbar. Der Mann war auf seinem Posten.
    »Starten Sie den Executor. Peilen Sie meine Position an. Machen Sie die Waffen scharf. Gabeln Sie mich auf. Es gibt einiges zu tun.«
    »Was …«
    »Keine Fragen. Führen Sie meine Befehle aus!«
    Etwas in Toomas Stimme ließ Dolcan unvermittelt verstummen. Er brachte nicht einmal mehr eine Bestätigung hervor und unterbrach die Verbindung.
    »Du wirst es früh genug sehen«, murmelte Rahel Tooma und zwang sich, mit brennenden Augen

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