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Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Titel: Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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gemacht hatten, erst die Krieger auf die Wehrlosen zu hetzen, um sie dann nachher doch mit kalter Präzision zu verbrennen, vermochte niemand zu ermessen. Vielleicht gab es ja auch bei den Tentakeln so etwas wie einen Ehrenkodex, der verlangte, dass ein Tentakel nur durch einen Artgenossen hingerichtet werden durfte, ohne Zuhilfenahme von Waffen. Oder die Kriegertentakel hatten sich einfach gelangweilt und es war ihnen egal, an wem sie ihre herangezüchtete Aggressivität auslassen konnten.
    »Was machen wir jetzt?«, murmelte Clopitzky.
    »Das war zwar sehr spannend, aber richtig viel hat uns das nicht gebracht«, erklärte Tooma. »Diese beiden Gänge dort drüben gehen in westliche Richtung. Dieser hier in südöstliche, also direkt auf das Hauptquartier zu. Scannen Sie mal rein, Stewart!«
    Der Scout hob ein Multifunktionsgerät und richtete die stumpfe Nase auf die bezeichnete Tunnelöffnung.
    »Der Gang ist recht lang und ist leicht abschüssig. Ich kann entfernt Energie messen, da ist irgendwas aktiviert.«
    »Ein unterirdischer Angriff als Entlastung für die oberirdische Offensive?«, mutmaßte Clopitzky. Toomas Vermutungen waren auch nicht besser, also zuckte sie nur mit den Schultern.
    »Wir schauen uns das an. An der Oberfläche wimmelt es vor Tentakeln, bis zum HQ schaffen wir es eh nicht. Vielleicht können wir über diesen Weg zurückkehren. Rufen Sie Viskos, er soll aufschließen.«
    Als ob er nur auf dieses Stichwort gewartet hatte, erschallte die Stimme des Wachpostens in ihren Ohren.
    »Tentakelpatrouille! Kommt direkt auf mich zu!«
    »Absetzen in den Tunnel, Viskos. Schnell!«
    Clopitzky und Tooma wechselten einen Blick.
    »Wir müssen uns beeilen.«

 
21 Europa
     
    Leon warf die Markay Heat fort. Der weißglühende Lauf hatte sich verzogen, die Waffe war unbrauchbar. Neben ihm stand Jorge, ein Nachbar aus dem dritten Stock, mit dem er früher hin und wieder gepokert hatte. Der über sechzig Jahre alte Frührentner klaubte eine Jackhammer vom Boden auf, löste die den Kolben noch umklammert haltenden Finger des toten Vorbesitzers und hielt die Waffe Leon hin.
    »Danke, Jorge«, sagte dieser schlicht. Er schüttete den Supermarkt-Einkaufsbeutel aus, den der unbekannte Tote neben sich liegen hatte. In dem Haufen fand er, was er suchte: vier Zylinder mit je zehn Schuss für die Vollautomatik. Carla hatte ihm oft genug gezeigt, wie die Waffe funktionierte, und außerdem war die Jackhammer narrensicher: Er rastete den Zylinder ein und hockte sich neben seine Frau, die ihm zunickte.
    Sieben Nachbarn und einige Unbekannte, die zu ihnen gestoßen waren, hockten in den Trümmern des Einkaufszentrums. Leon sah, dass sich einer der Verteidiger eine Armani-Lederjacke aus den Betonresten gezogen hatte. Offenbar wollte da jemand mit Stil sterben. Es war ohnehin ein Wunder, dass sie es bis hierher geschafft hatten. Die Straßen waren übersät mit Leichen, und in allen wucherten die Sporen der Tentakel. Doch auch tote Aliens waren zu erblicken, verschmorte Leiber, die in die Thermitladungen der noch funktionierenden Markays geraten waren, oder deren semigepanzerte Haut von der hohen Durchschlagskraft mehrerer Jackhammer – oder anderer Waffen – zerfetzt worden war. Auf dem Boden lagen auch obsolete Waffen: Uralte Sturmgewehre, die nicht funktionierten, zahlreiche überhitzte Markays, Pistolen und sogar Messer. Jeder Bewaffnete hatte schnell gemerkt, ob seine Ausrüstung gut genug war, gegen die Tentakel zu bestehen oder nicht. Diejenigen, die nicht hinreichend bestückt waren, hatten den Tod gefunden. Glücklich durften sich all jene schätzen, die eine der neu gefertigten Flinten zugeteilt bekommen hatten, denn ein Feuerstoß aus kurzer Distanz hatte sich bisher für Tentakelkrieger als tödlich erwiesen. Alle, die sich hier in den Resten des zusammengestürzten Einkaufszentrums versammelt hatten, trugen die Jackhammer, einer von ihnen, ein Milizsoldat wie Leon, hatte eine noch funktionierende Markay. Doch auf seinen Rücken war, wie man gut erkennen konnte, eine Schrotflinte geschnallt, was ein klares Indiz dafür war, dass auch dieser Soldat der neuen und viel gepriesenen Wunderwaffe kein großes Vertrauen entgegenbrachte. Leon Shivers Aufmerksamkeit richtete sich nach vorne. Obgleich die Trümmer gute Deckung gewährten und es mehrere Todeskorridore gab, in die die Tentakel in blinder Aggressivität hineingeraten waren, hatten es die Aliens geschafft, die Anzahl der Verteidiger nach und nach zu

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