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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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in diesem Abschnitt eine heftige Schlacht getobt, in der die Tentakel blutig zurückgeschlagen wurden. Im Gegenzug war es den Aliens gelungen, auf der entgegengesetzten Seite der Erde zwei Truppentransporter zu landen. Man schätzte, dass es ihnen allein mit dieser einen Aktion gelungen war, rund 40 000 Tentakelsoldaten abzusetzen, die wie Sardinen in der Büchse in den Bäuchen ihrer Schiffe transportiert worden sein mussten. Keine gute Nachricht für die Verteidiger in jener Region. Aber auch die Tentakel lernten, und so bestand die Hoffnung, dass sie diesen Sektor nicht gleich ein zweites Mal attackieren, sondern eher die identifizierten Schwachstellen weiterbearbeiten würden.
    Und so war es auch.
    Als die Hanna sich in den Orbit schwang, wurde sie von terranischen Kampfschiffen angefunkt. Sie hatten sich natürlich um eine offizielle Starterlaubnis bemüht und diese auch bekommen. Es gab keinen Grund dafür, der Kirche die Flucht zu vermasseln. Gerüchten zufolge waren einigen höheren Politikern, Wirtschaftsbossen und sogar Militärs – oder ihren Angehörigen – Tickets auf dem Fluchtschiff angeboten worden, um die Formalitäten zu erleichtern und Widerstand zu schwächen. Roby wusste nicht, ob diese Gerüchte der Wahrheit entsprachen – er hielt es durchaus für möglich –, aber vonseiten der Tentakelwacht drohte ihnen ganz offensichtlich erst einmal kein Ungemach. Ebenso wenig würde sie helfen. Das erwartete jedoch auch niemand.
    Die Tentakel hielten sich ebenfalls zurück, wenngleich aus ganz anderen Gründen. Nach einer halben Stunde im Weltraum, fiel Roby auf, wie angespannt und verkrampft er in seinem Sessel saß. Ihm taten die Schultern und die Bandscheiben weh, obgleich der Sessel eigentlich sehr bequem und an seine Körperformen anpassbar konstruiert worden war. Vorsichtig erlaubte er sich, etwas zu entspannen. Als ihm Arthur Zelazny, einer der Bordtechniker, eine Tasse Tee in die Hand drückte, nahm er diese Gabe dankbar an. Das Getränk belebte und entspannte zugleich, und obwohl er den Waffenleitschirm weiter genau im Auge behielt, beruhigten sich seine Nerven schrittweise. John Smith wirkte wie eine Statue, ein Buddha, völlig gelöst und nahezu regungslos, ein Mann, der wusste, was ihn erwartete und wohin die Reise für ihn ging. Roby beneidete ihn um diese Geisteshaltung. Es würde noch eine Weile dauern, bis er sich an die Raumfahrt gewöhnt hatte – speziell wenn die Schwerkraftgeneratoren einmal ausfallen sollten. Wahrscheinlich würde er dann erst einmal nur damit beschäftigt sein, auf seine Kontrollen zu kotzen.
    Das hatte er jedenfalls bei seinem Training in der Schwerelosigkeit vor ein paar Tagen gemacht.
    Und schon schmeckte ihm der Tee nicht mehr.
    Roby schalt sich einen Narren.
    Als sie den unmittelbaren erdnahen Raum verlassen hatten, entspannte er sich endgültig. Es schien, als wolle ihnen diesmal kein Tentakel auf die Pelle rücken. Die drei Raumschiffe beschleunigten senkrecht zur Ekliptik. Etwa drei Stunden würde der Flug bei Volllast dauern, und sie würden eine beträchtliche Strecke zurücklegen. Das Fluchtschiff schwebte irgendwo da oben antriebslos und ohne aktivierte Anlagen, um keinerlei verräterische Energiesignatur auszustrahlen, ein toter Brocken Metall. Lediglich eine kleine Sektion im Inneren des Schiffes spendete Energie und Wärme für die Besatzung, die bereits an Bord war. Die große Einheit würde von einer 21 Mann starken Mannschaft gesteuert. Den Rest übernahmen uralte KIs, geborgen aus Wracks der Sphärenflotte in der Zeit des Chaos nach der letzten Invasion. Roby hatte gehört, dass die Bakunisten damals mit der Konstruktion begonnen hätten, um sich ein anarchistisches Utopia zu basteln. Als die Vereinigten Kommunen auf der Erde durch interne Streitigkeiten zusammenbrachen, hatte die Baustelle wohl mehrmals den Besitzer gewechselt. Aber immer hatte irgendwie die Kirche ihre Hände im Spiel gehabt.
    Roby hatte Pläne und Schemata gesehen und konnte sich daher ein grobes Bild machen. Es handelte sich um einen der alten Fernfrachter, nicht das größte Modell, das jemals von der Sphäre gebaut worden war, aber wie alle Handelsschiffe weitgehend obsolet geworden, nachdem die Sphäre auf das heimatliche Sonnensystem geschrumpft war. Das Schiff war über 100 Jahre lang umgebaut worden und bot nunmehr Platz für etwa 8000 Menschen in Tiefkühlkammern. Darüber hinaus konnten die Genbanken die gesamte pflanzliche und tierische Vielfalt der Erde

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