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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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die KI, ein biologischer Roboter, der der Maschine Intuition, Einfallsreichtum, Spontanität und Emotion voraushatte, aber letztlich auch nur gesteuert von außen, gehalten an einer sehr langen Leine.
    Es ruckelte. Er hatte gar nicht mehr auf den Countdown geachtet.
    Mit würdevoller Langsamkeit löste sich die Dicke aus dem Hangar, glitt ins Weltall. Statusmeldungen flüsterten in seinem Kopf. Mit einem Gedankenimpuls sandte er ein Alles-okay-Signal an die Leitzentrale. Er hatte keine Lust, sich mit jemandem zu unterhalten.
    Er beobachtete, wie der Autopilot die Sonde in Position brachte. Noch befand Slap sich gut 20 Kilometer über den äußersten Bereichen der Atmosphäre, doch diese Entfernung legte die Dicke in Sekunden zurück. Es ruckelte ganz, ganz sanft, als die ersten Gasausläufer erreicht wurden, dann feuerten die Triebwerke, um den Anflug nicht zu einem Absturz werden zu lassen. Der Jupiter hatte zwar die 300-fache Masse der Erde, seine Schwerkraft betrug aber nur 3 g, also das Dreifache der Erdanziehung. Diese begann aber jetzt auch, an der herabsteigenden Sonde zu zerren, und die KI gab ständigen Gegenschub, um den Abstieg so langsam wie möglich durchzuführen. Geplant war eine Anreise an die Quelle der Signale mit einer Dauer von drei Stunden. Auf dem Wege dorthin würden die Sensoren alles messen, aufzeichnen und nach oben senden, was es zu erkennen gab, bis zu jener unsichtbaren Grenze oberhalb des Phänomens, in dem die Robotsonden allesamt den Geist aufgegeben hatten. Dann hatte er noch gut anderthalb Stunden Abstieg vor sich.
    Wieder zitterte die Sonde leicht. Sie drang nun langsam in die echte Atmosphäre vor, und die heftigen Winde des Giganten machten sich bemerkbar. Nichts, womit der Autopilot nicht fertig werden konnte. Slap schaltete geistig um, konzentrierte sich auf Nahbereichserfassung und bekam die Daten zur Dichte und Windgeschwindigkeit übermittelt. Er hatte eine Phase relativer Ruhe erwischt. Erst wenn die Sonde tiefer sank, würde der Ritt unangenehmer werden. Sicher würde ihm die Medizinautomatik ein geeignetes Mittel verabreichen, wenn ihm schlecht zu werden drohte.
    Es ruckelte erneut, diesmal etwas heftiger.
    Wenn das erst der Vorgeschmack war …
    Er hörte die Stimme der Flugkontrolle in seinem Kopf.
    »Sonde, Statusmeldung bitte.«
    Er hatte doch gerade erst … ach egal, wahrscheinlich war da jemand nervöser als Slap und bedurfte der Bestätigung. Slap verbalisierte die Antwort und schickte sie über das NeuroLAN.
    »Alle Parameter im grünen Bereich. Abstieg planmäßig.«
    »Flugkontrolle bestätigt: alles im grünen Bereich.«
    Das war es dann auch schon. Slap schüttelte unwillkürlich den Kopf und konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf die Messwerte der Sensoren. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass die Strahlenquelle seine Annäherung wahrnahm. Die Werte waren unverändert. Slap suchte nach Anomalien, bis er wieder Kopfweh bekam, doch es war nichts zu erkennen. Seine Anstrengung war ohnehin sinnlos, da ein Rudel Wissenschaftler kontinuierlich über seinem Datenfeed grübelte und ihn sofort informieren würde, falls sich eine Abweichung ergab.
    So blieb ihm für eine Weile nichts anderes, als an Mirindas Titten zu denken und an die ausgesprochen geringe Wahrscheinlichkeit, diese jemals wieder bewundern zu dürfen.
    Das deprimierte ihn ein wenig.
    Die medizinische Automatik zischte.
    Jetzt ging es ihm schon viel besser.
        
     

24
     
    Der Tentakelsoldat stapfte über den Leib des Polizisten hinweg. Roby starrte mehr auf die Leiche als auf den Alien. Der Tentakel sah zwar in natura mindestens doppelt so furchterregend aus wie in den holografischen Abbildungen, mit denen sie alle vertraut gemacht worden waren, aber es war das, was er anrichten konnte, was Roby wirklich zu schaffen machte. Der Leib des Soldaten war von den Sporenpfeilen, die aus dem schlanken Leib des Angreifers abgefeuert wurden, förmlich zerrissen worden, und aus den Einzelteilen wucherten bereits überall winzige Tentakelsetzlinge. Nicht alle würden zur Reife gelangen, dafür waren die zerfetzten Einzelteile des toten Mannes teilweise zu klein, aber die im aufgerissenen Brustkorb, die sich in die offen liegenden Lungenflügel gebohrt hatten, konnten genug Nährstoffe finden, um die erste Wachstumsphase erfolgreich abzuschließen.
    Einige von Robys Männern erbrachen sich.
    »Feuern nach Belieben!«, krächzte Roby ins Mikrofon. Das Bild vor seinen Augen verschleierte sich. Aus Ekel und

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