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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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eine kolossale Lüge dies war. »Ich werde mein Möglichstes tun.«
    Was hätte er sonst sagen sollen? Eine Weigerung wäre nicht akzeptiert worden. Roby hielt nichts davon, bestraft zu werden für etwas, was ein anderer Soldat mit größerem Eifer und größerem potenziellen Schaden für die Beteiligten anrichten konnte. Es mochte sein, dass die Geheimdienstleute meinten, ihn mit Bella erpressen zu können.
    Roby war der Ansicht, dass sie sich irrten.
    Nach einigen weiteren Minuten war das Gespräch beendet. Piotrowski schärfte Roby noch einmal die Notwendigkeit von Vertraulichkeit ein und drohte mit den Konsequenzen für Hochverrat – als hätte er Robys Gedanken gelesen. Als er das Büro verließ, lächelte er unwillkürlich. Die Geheimdienstleute lebten in einer Welt, die gar nicht mehr existierte. Ja, äußerlich sah sie noch so aus wie immer, doch höchstens so lange, bis die Tentakel landeten. Aber sie war innerlich nicht mehr das, wo die Gesetze der Sphäre, die offensichtlichen und die informellen, noch Geltungskraft besaßen. Alle wussten, dass es zu Ende ging. Alle wussten, dass die Tentakel diesmal siegen würden. Jeder spürte es, auch bei den Verantwortlichen, die es am besten wissen mussten. Die Dinge lösten sich auf. Was diese Gesellschaft einst zusammengehalten, ja erdrückt hatte, verlor mehr und mehr an Kraft. Die ganzen Drohungen, die Konsequenzen, ebenso wie die Verlockungen und Belohnungen. Welche Bedeutung hatten Geld und Rang, wenn es nur noch darum ging, zu leben oder zu sterben? Und worin bestand die Gefahr, Hochverrat zu begehen, wenn bald nichts mehr existierte, das man verraten konnte oder das diesen Verrat zu ahnden in der Lage war?
    Als Roby am Abend nach einem ansonsten ereignislosen Tag die Kaserne verließ, hatte er eine ziemlich gute Vorstellung von dem, was jetzt zu tun war. Als Erstes lenkten ihn seine Schritte zu einem Elektronikgeschäft, wo er den Rest seines Ordensbonus sowie den Großteil seines Ersparten für einen handlichen Kommunikator ausgab. Es war ein spezielles Modell, dessen Spezifikationen ihm Slap einst eingebläut hatte. Anstatt es auszuprobieren, marschierte er in eine öffentliche Telefonzelle, aktivierte den Videokom und wählte eine spezielle Nummer. Es erschien das Symbol einer Sex-Hotline auf dem Bildschirm.
    »Hallo, geehrter Kunde«, sagte die synthetische Stimme. »Bist du an Frauen oder Männern interessiert?«
    Es dauerte eine Weile, dann hatte sich Roby zu »Eliza, der rassigen Russin« durchgewählt. Auf dem Schirm erschien eine etwas gelangweilte Mittvierzigerin in einem kaum zu identifizierenden schwarzen Fummel, die ihn künstlich anlächelte und mit wenig Enthusiasmus sagte: »Hallo Süßer. Wie hättest du es gerne?« Dabei wies sie mit einer Hand beiläufig auf die diversen Sexspielzeuge, die sie auf Anweisung und bei Bezahlung an sich ausprobieren würde. So viel Begeisterung war anregend.
    »Eliza, ich will das Kamasutra, Seite sieben.«
    Die Augen der Telefonsexanbieterin verengten sich leicht, dann nickte sie nur.
    »Einen Moment, das muss ich erst vorbereiten. Wie heißt du denn, Schatz?«
    »Roby.«
    »Und deine Familie? Wissen die, was für ein dreckiger kleiner Scharfmacher du bist?«
    »Mein Vater ist tot.«
    Damit hatte er ihr mitgeteilt, dass er nicht im Auftrag der Gang anrief, sondern privat. Eliza sah nachdenklich drein.
    »Kannst du dir all die exquisiten Dinge denn leisten, die du dir wünschst?«
    »Kein Problem.«
    In diesem Moment hatte das Bezahlsystem Eliza seinen Standort und seinen Kontostand übermittelt. Beides war für sie wichtig, aber nicht aus den Gründen, die man bei einem solchen Anruf gemeinhin erwartete.
    Das weitere Gespräch hörte sich relativ harmlos an, wenn man Robys Anweisungen an Eliza, diverse Gegenstände in alle möglichen Körperöffnungen zu stecken, als harmlos bezeichnen wollte. Was aber tatsächlich ablief, war ein Verkaufsgespräch ganz anderer Art. Als beiden Seiten klar war, welche Lieferung erwartet wurde, bekam Eliza einen gefaketen Höhepunkt und beendete die Verbindung.
    Roby verließ die Zelle und wanderte eine Weile ziellos durch die Stadt. Dann piepte sein sündhaft teurer Kommunikator und er erhielt eine Spam-Meldung, die ihn darauf hinwies, dass in einer bestimmten Bar Damen in angenehmer Atmosphäre darauf warteten, ihn zu verwöhnen. Was Roby wirklich interessierte, war die Anschrift. Er begab sich zu der Adresse in einem der weniger angesagten Viertel der Stadt, in dem bereits

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